Hagen. . Am 1. Dezember 1974 wurde die Fernuniversität Hagen gegründet. Otto Peters, der erste Rektor, erinnert sich mit Stolz: „Wir haben 40 Jahre lang Kurs gehalten.“ Warum gerade Hagen als Standort infrage kam, hat auch mit dem Niedergang der dortigen Stahlindustrie zu tun.

Die Studenten kamen erst später. Beziehungsweise gar nicht. Weil sie zu Hause bleiben konnten und trotzdem studieren. Das eben ist das Wesen einer Fernuniversität. Und zu der erließ NRW 1974 ein Gesetz. Der erste Satz: „Zum 1. Dezember 1974 wird eine Fernuniversität als Gesamthochschule mit dem Sitz in Hagen gegründet.“

Damals saß Prof. Otto Peters, der spätere Gründungsrektor bereits seit einem halben Jahr im Gründungsausschuss, den NRW-Wissenschaftsminister Johannes Rau berufen hatte. „Der fuhr damals eine Geheimstrategie“, erinnert sich der heute 88-jährige Peters. Und erklärt die Vorgeschichte: „In den 60er Jahren wehrten sich die Studenten gegen ‘Großvaters Universität’, an der die Lehre sich seit dem Mittelalter nicht verändert habe und forderten die Einführung technischer Medien.“ Zugleich verlangte die Wirtschaft nach Fachkräften. So entstand die Idee eines Fernstudiums für Berufstätige. Bund und Länder gründeten Kommissionen und berieten. „Die Idee war damals, eine große Zentrale zu schaffen, die mit allen Universitäten zusammenarbeiten sollte“, sagt Peters, seit den 60er Jahren Experte für die Fernlehre.

Eine ganz andere Art des Lehrens

Aber Rau habe den Eindruck gehabt, das könne nicht funktionieren, weil ein Fernstudium eine ganz andere Art des Lehrens erfordere und hauptamtlich geleistet werden müsse. „Und er hatte Recht“, betont Peters. NRW mit dem vom Strukturwandel gebeutelten Ruhrgebiet startete sein eigenes Projekt. Als die Länder die Bundes-Fernuni im Mai 1975 aus Kostengründen stoppten, hatte die NRW-Fernuni bereits zehn Professoren berufen.

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Am 1. Oktober 1974 begannen der Verwaltungsfachmann Rolf von der Heyden und der Wissenschaftsexperte Bernd Sudeick in einem Büro der Fachhochschule Hagen mit vorbereitenden Arbeiten. Das erste eigene Uni-Gebäude war seit dem 3. Dezember 1974 die Villa Bechem an der Feithstraße, Sitz von Gründungsausschuss, Rektor und Kanzler. Viele Jahre lang war die Fernuni auf zahlreiche Standorte in ganz Hagen verteilt.

Konkurrent Gelsenkirchen

Warum ausgerechnet Hagen? Das lag maßgeblich an dem in Breckerfeld geborenen damaligen Landtagsabgeordneten Dieter Haak. Otto Peters, der selbst noch in Hagen lebt, erinnert sich, dass die Stadt 15.000 Arbeitsplätze in der Stahlindustrie verloren hatte und dafür entschädigt werden sollte. Konkurrent war Gelsenkirchen.

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Das ist Geschichte. So wie die Entwicklung der Fernuni zur größten deutschen Hochschule. „Es war ein Wagnis und ein Gelingen“, sagt Peters. „Die Entwicklung hat gezeigt: Es gab den Bedarf. Wir haben eine Universität geschaffen, an der viel mehr Menschen die Möglichkeit haben, eine wissenschaftliche Ausbildung zu machen, als das je zuvor möglich war.“ Es habe sich ausgezahlt, dass man von Anfang an auch auf Forschung gesetzt habe und nicht nur auf Lehre: „Das ist in der Welt nicht die Regel.“

Die Skepsis war groß

Die Skepsis sei zur Gründungszeit groß gewesen, bei den Hochschullehrern und im ganzen Land: „Wir kannten das in der Bundesrepublik gar nicht. Die USA, Kanada, Russland, sogar die DDR waren weiter.“ Die Gründer hätten sich die ausländischen Erfahrungen angeschaut, vor allem die neu gegründete Open University in England, an der jeder studieren konnte, ohne Zugangsberechtigung.

Prof. Otto Peters wurde im April 1975 zum ersten Rektor ernannt und blieb es bis August 1984. Seine Aufgabe war es vor allem, den vielen jungen Wissenschaftlern, die nach Hagen kamen zu vermitteln, was überhaupt ein Fernstudium ist. Am 1. Oktober 1975 begann das erste Semester. Am 4. Oktober fand die Eröffnungsfeier statt, in Ermangelung eines Audimax, das die Fernuni bis heute nicht hat, im Hagener Stadttheater.

Feiern will die Fernuni im kommenden Herbst. Natürlich mit dem Gründungsrektor, der stolz ist auf das Erreichte: „Wir haben 40 Jahre lang Kurs gehalten und sind erfolgreich gewesen.“