Hagen. . Der Verein Prisma Bildungsplattform plant im kommenden Sommer die Einrichtung eines Privat-Gymnasiums im ehemaligen Hawker-Verwaltungsgebäude an der Dieckstraße 42 in Wehringhausen.
In Hagen soll eine weitere Schule entstehen: Der Verein Prisma Bildungsplattform plant im kommenden Sommer die Einrichtung eines Privat-Gymnasiums im ehemaligen Hawker-Verwaltungsgebäude an der Dieckstraße 42 in Wehringhausen. „Wir wollen einen positiven Beitrag für die Bildungslandschaft in Hagen leisten“, so Prisma-Vorsitzender Mehmet Susam. Der Verein mit Sitz an der Bahnhofstraße wurde vor elf Jahren gegründet und hat sich vor allem die kulturelle und soziale Entwicklung von Menschen mit Migrationshintergrund auf die Fahnen geschrieben. So bietet er Nachhilfe und Integrationskurse an.
Die Baugesuchskonferenz der Stadt hat einer Bauvoranfrage des Vereins bereits zugestimmt. Gleichwohl beobachtet man die Entwicklung im Rathaus mit Sorge, da ein Gymnasium, das überwiegend von türkischstämmigen Kindern besucht würde, den vielfältigen Bemühungen um Integration einen schweren Schlag versetzen würde. In einem Gespräch mit Prisma-Vertretern soll Oberbürgermeister Erik O. Schulz darauf gedrängt haben, kein türkisches Gymnasium, sondern eine für alle Kinder und Jugendlichen offene Schule zu gründen. Außerdem hat er darum gebeten, in die weiteren Planungsschritte eingebunden zu werden.
Antrag in Arnsberg
Der Verein hat signalisiert, den Anliegen zu entsprechen. Offiziell kann die Stadt kaum Einfluss auf die Schulgründung nehmen, die bei der Bezirksregierung Arnsberg beantragt worden ist und auch von dieser genehmigt werden muss. „Wenn alle formalen Voraussetzungen erfüllt sind, steht dem nichts im Wege“, so ein Sprecher der Behörde. Der Verein müsse ein Raumprogramm, ein Lehrerkollegium und ein Schulkonzept vorweisen.
Die Entscheidung, in Hagen ein Gymnasium zu gründen, habe die Mitgliederversammlung getroffen, so Prisma-Chef Susam: „Aus dem jahrelangen Engagement von Akademikern, Eltern, Lehrern und Unternehmen ist die Idee zu einem neuen Schulkonzept entstanden.“ Auf die Frage, was die neue Schule denn anderes als die bestehenden Gymnasien bieten könne, antwortete er: „Die individuelle pädagogische Förderung der Kinder. Unsere Konzeption bietet, das Lernen zu lernen.“ Die Schule solle zweizügig sein, der Umbau des ins Auge gefassten Gebäudes durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Darlehen finanziert werden.
Kein Religionsunterricht
Vor allem aber werde das Gymnasium offen für alle Nationalitäten und Religionszugehörigkeiten sein: „Die Integration in die Gesellschaft durch Bildung ist das gesetzte Ziel. Unsere Schule steht für Demokratie und Teilhabe, für Toleranz, Chancengleichheit, für Frieden und Gewaltfreiheit.“ Es werde weder christlicher noch muslimischer Religionsunterricht erteilt, sondern das Fach Ethik angeboten. Der Unterricht finde ausschließlich in deutscher Sprache nach dem Lehrplan des Landes Nordrhein-Westfalen statt, Pflichtfremdsprache ab Klasse 5 sei Englisch, ab Klasse 7 wahlweise Französisch, Spanisch oder Türkisch.
Magnus Becker, Geschäftsführer der Firma Enersys-Hawker (früher Varta), bestätigte das Kaufangebot des Vereins für das ehemalige Verwaltungshaus der Firma, das direkt neben der Batteriefabrik liegt: „Es stimmt, dass wir die Immobilie verkaufen oder vermieten wollen.“ Die Verhandlungen seien aber noch nicht abgeschlossen.
Sprachliche und kulturelle Integration
Prisma Bildungsplattform ist ein gemeinnütziger, eingetragener Verein, der am 10. September 2003 in Hagen gegründet wurde. Er hat Filialen in Iserlohn und Schwerte.
Der Verein bietet u.a. Kurse für die sprachliche und kulturelle Integration von Einwanderern an, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert werden.
Zum Vorstand gehören der Ingenieur Mehmet Susam (Vorsitzender), der Betriebswirt Dervis Beyazit (2. Vorsitzender), Nadire Eroglu (Schriftführerin) und Muhammet Bir (Kassierer).
Es gibt auch kritische Stimmen. So macht Ellen Neuhaus (CDU), Vorsitzende des Schulausschusses, aus ihrer ablehnenden Haltung keinen Hehl: „Ich bin nicht glücklich über die Entwicklung, das hat mit Integration nichts mehr zu tun. Mir wäre es lieber, die Türken würden unsere Schulen besuchen statt eigene zu gründen.“