Hagen. Nur wenige Schüler in Hagen nutzen das Kantinen-Angebot ihrer Schule. Vielerorts liegt die Auslastung der Mensa nicht mal bei zehn Prozent. Geschmack, Qualität und die Konkurrenz durch naheliegende Imbiss-Buden machen die Mensen für die Schüler unattraktiv.
Ob es die schlechte Qualität in den Schulkantinen ist, über die das Bundesministerium für Ernährung gestern eine Studie veröffentlichte, oder ob essen in der Schule schlichtweg „uncool“ ist? Tatsache ist: An den meisten weiterführenden Schulen in Hagen (Förderschulen Wilhelm Busch und Gustav Heinemann ausgenommen) wird die Mensa schlecht frequentiert. An vielen Standorten liegt die Auslastung nicht mal bei zehn Prozent.
Gesamtschule Haspe: 1322 Schüler. Ausgegebene Essen täglich: Höchstens 100 Stück. Auslastung: schwache acht Prozent. „Das Problem ist vielschichtig“, sagt Schulleiter Lars Budde. Ab der neunten Klasse dürfen Schüler mit Erlaubnis ihrer Eltern das Schulgelände in den Pausen verlassen. Und dort siegt die Dönerbude am Hasper Kreisel gegen die Schulmensa. „Die Schüler ziehen die Angebote im örtlichen Zentrum vor. Wir bemühen uns um eine Neuaufstellung bei der Essensauswahl.“ Ob das helfen wird?
Konkurrenz: Fastfood
Nicht anders sieht es an der Gesamtschule in Helfe aus. 1386 Schüler, 150 Essensausgaben. „Das ist zu wenig“, sagt Schulleiter Rolf Moser. Auch er verwendet bei seiner Analyse das Wort „vielschichtig“. „Das hat sicher etwas mit dem Geschmack der Kinder zu tun und auch mit der Qualität. Wenn man die Qualität steigern möchte, dann muss man aber mehr Geld investieren. Und das können viele Kommunen doch gar nicht. Und selbst wenn sie es täten: Ob die Akzeptanz dann höher wäre, ist fraglich.“
Eine Frage des Preisniveaus kann es nur schwer sein. Döner, Grillhähnchen und Pommes – das sind auch die Konkurrenzprodukte für die Mensa des Fichte-Gymnasiums – brutscheln in der gleichen Liga wie ein Schulessen in Hagen, das durchschnittlich 2,80 Euro kostet. „Trotzdem gehen die Schüler ab der achten Klasse lieber in die Stadt“, sagt Fichte-Schulleiterin Jutta Meyer. Sie sei realistisch und nehme die Situation so wie sie ist. Ihre Schule besuchen 974 Schüler. Täglich in der Mensa essen gehen 25 bis 30 – die niedrigste Auslastung aller Hagener Schulmensen in der Relation Essen zu Schülerzahl.
Das hat sicherlich mit den 70-Minuten-Stunden (Sekundarstufe I) zu tun, wodurch jüngere Schüler nicht so häufig Nachmittagsunterricht haben. Doch auch der Rest der Schülerschaft nutzt die Mensa eher wie einen Kiosk. „Missen möchte ich sie trotzdem nicht“, sagt Meyer.
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Dass nicht immer ein Schnell-Imbiss in der Nähe der Grund für eine geringe Mensa-Auslastung ist, zeigt sich am Beispiel des Schulzentrums in Boelerheide. Nur zehn von 244 Schülern nutzen die Mensa der Hauptschule Geschwister Scholl täglich. Nur 60 von 503 Heinrich-Heine-Realschülern nebenan nehmen ihr Mittagessen in der dortigen Mensa ein.
„Wir befinden uns in der Rolle eines Mittlers zwischen gesetzlichen Anforderungen und dem Schulalltag“, sagt Jochen Becker vom Schulamt und macht damit deutlich, dass es nicht Aufgabe der Verwaltung ist, die aktuelle Situation der Schulmensen zu bewerten, in die in der Vergangenheit viel Geld investiert worden ist, um den gesetzlichen Anforderungen an Ganztagsunterricht gerecht zu werden.