Hagen. . Die einen mögen es, die anderen nicht: Das Essen in den Schulkantinen ist Geschmackssache, wie ein Besuch an einem Hagener Gymnasium zeigt. Bundesweit jedoch wird an den meisten Schulen nicht gesund und ausgewogen genug aufgetischt, wie ein Studie des Ernährungsministeriums zeigt.

Der Kiosk in der nächsten Straße hat geöffnet. Eine Gruppe Mädchen steht davor mit Tütchen voller Knabbereien. Wohl kaum das, was sich Bundesernährungsminister Christian Schmidt unter gesundem Mittagessen vorstellt.

Dabei ist die Schulmensa ein paar Meter weiter im Christian-Rohlfs-Gymnasium in Betrieb. Und um 12.45 Uhr auch schon ganz gut besucht. Essenausgabe ist eigentlich erst ab 13 Uhr. Doch ein paar Jugendliche spielen Tischfußball, entspannen so in der Pause. Zum Essen aber sind sie offenbar nicht hergekommen.

Zu wenig Abwechslung

„Manchmal kaufe ich mir hier ein Brötchen“, sagt der 15-jährige Seza. Ein warmes Essen aber holt er sich eigentlich nie. „Das ist nicht meins“, erklärt. Es gebe zu wenig Abwechslung, immer wieder die gleichen Gerichte – so zumindest sein Eindruck. Eine Einschätzung, die offenbar die bundesweite Stimmung unter Schülern widerspiegelt. Das ist ein Ergebnis der Studie, die der Bundesernährungsminister gestern in Berlin vorgestellt hat: Die Umfrage unter 12.000 Schülern bundesweit zeige, „dass die Speisepläne zum Teil noch sehr herkömmlich sind. Wir brauchen mehr moderne Speisepläne.“

Geflügellasagne steht an diesem Tag auf der Karte an der Hagener Schule, ein G8-Gymnasium. Dazu gibt es Weizen und Dinkelbrötchen, bunt belegt mit Salat. Oder überbackene Toastbrote. „Das Essen ist gut“, betont die 16-jährige Joana. Und holt sich dennoch keine warme Mahlzeit. „In der Oberstufe bleibt uns zu wenig Zeit dafür“, erklärt sie, „höchstens eine Viertelstunde.“ Um 13 Uhr öffnet die Mensa, kurz darauf packt Joana schon wieder ihre Tasche. Nur an 39 Prozent der Schulen dauere die Mittagspause länger als 45 Minuten, bemängelt auch die Studie aus Berlin.

Die Hauptkritik der bundesweiten Untersuchung: zu wenig Gemüse, zu viel Fleisch. Gemüse allerdings, das weiß Renate Stange vom Mensa-Team der Schule, komme bei den Schülern nicht besonders gut an. „Das bleibt meistens stehen“, resümiert sie. „Viele erzählen zwar, dass sie gern Rohkost essen – aber nicht das gekochte Gemüse.“

Vielleicht, weil das nicht mehr allzu knackig sein kann. Das Essen wird angeliefert vom Großcaterer „Apetito“ und in einer benachbarten Küche der Caritas aufgewärmt. Gegen 11.30 Uhr komme es in der Schulmensa an – um 13 Uhr wird es ausgegeben. Lange Transport- und Warmhaltezeiten sind vielerorts üblich, weil es meist nicht anders geht und Schulen nicht die Ausstattung haben, selbst zu kochen oder aufzuwärmen.

Der Bundesernährungsminister fordert daher, für diese Bedingungen geeignetere Gemüsesorten zu wählen. Wirsing vielleicht. „Der schmeckt hier so lecker wie bei Oma“, sagt Mittelstufenkoordinator Tobias Calinski begeistert. Der Lehrer gehört zu den regelmäßigen Gästen in der kleinen Mensa.

Lecker wie bei Oma

So wie vor allem die ganz jungen Schüler. Während die älteren höchstens ein Brötchen auf die Hand nehmen, sich damit nur kurz auf die Tische statt die Stühle hocken, sitzt mittendrin in all dem lauten Geplapper der zwölfjährige Sebastian allein an einem Tisch vor seiner Lasagne. „Es schmeckt. Und es ist abwechslungsreich. Mal gibt es Fisch, viel Gemüse. Und auch Nachtisch“, sagt er mit einem Lächeln und zeigt auf eine kleine Schale mit Schokostreuselquark.

Und dennoch gehört er zu einer Minderheit: Nur 13 Prozent am Christian-Rohlfs-Gymnasium essen regelmäßig zu Mittag. Womit die Schule im Vergleich noch ordentlich dasteht, so die Zahlen des Hagener Schulamtes: An manch anderem Gymnasium in der Stadt sind es gerade einmal drei Prozent der Kinder.