Hagen.

Griechische Tragödien können ziemlich langatmig sein: komplizierte Familienbeziehungen, endlose Monologe und eine Menge Pathos. Gerade im Schülertheater muss deswegen eine spannende Inszenierung her. Wie man das richtig macht, zeigte jetzt die Theater AG der Klassen 9 bis 12 des Albrecht-Dürer-Gymnasiums: Mit „Die Troerinnen“ nach Euripides zeigten sie eine starke Umsetzung des historischen Stücks.

Troja liegt darin längst in Schutt und Asche, die siegreichen Griechen teilen die Frauen der Stadt als Beute auf. Wer nicht gebraucht wird, muss sterben – und auch vor Kindern machen die griechischen Soldaten nicht halt. Hekuba, einst angesehene Königin von Troja, liegt geschlagen im Sand.

Zuschauer sind ganz nah dran

Ja, im Sand. Denn für dieses Stück hat AG-Leiter Thomas Mehl rund 1,6 Tonnen Sand in der Schulaula des Gymnasiums verteilen lassen. Auf einer Fläche von etwa sechs mal sechs Metern liegt der Strand von Troja, die Zuschauer in der ersten Reihe sitzen mit den Füßen im Sand. Überhaupt sind die Zuschauer bei diesem Stück ganz nah dran: Von drei Seiten begrenzen Sitztribünen die quadratische Spielfläche. Auf der vierten Seite dient die eigentliche Bühne der Aula vor allem für Auf- und Abgänge. Diese Nähe zu den jungen Schauspielern schafft eine besondere Spannung. Jede Regung, jedes Wort wird registriert.

Professionell

Doch die Darbietung auf der Bühne ist fast schon professionell. Textlich und schauspielerisch präsentieren sich die AD-Schüler beeindruckend souverän. Die Verzweiflung, von der Königin Hekuba während ihrer Monologe spricht, geht so auch dem Zuschauer nahe. Trotz langer Textblöcke herrscht die ganze Zeit über eine gespannte Stille, zwischendurch ist nur das Knirschen des Sandes unter den Füßen der Darsteller zu hören. Anders als bei klassischen Bühnenstücken schauen die Darsteller hier den Zuschauern in die Augen, voller Sorge oder in drohender Anklage. „Als die Soldaten die Frauen aus unseren Reihen gerissen haben, habe ich wirklich Angst gekommen. Obwohl ich wusste, dass das auch Darstellerinnen sind“, sagt eine Zuschauerin nach der Aufführung. Der Sand wirbelt auf, als die Troerinnen sich wehren, Staubwolken ziehen über die Bühne und die Zuschauerreihen.

Ungewöhnlich angelegte Bühne

Diese Nähe ist für die jungen Schauspieler und Schauspielerinnen eine große Herausforderung. „Dadurch, dass man die Zuschauer die ganze Zeit sieht, muss man sich unheimlich konzentrieren. Wenn jemand verschreckt guckt oder vielleicht gähnt, darf man darauf ja nicht reagieren“, erzählt Amelie Lange, die die Rolle der Königin Hekuba spielte. Auch wenn Theaterstücke am Albrecht-Dürer-Gymnasium häufig auf ungewöhnlich angelegten Bühnen inszeniert werden, war es für sie und ihre Mitschüler eine ungewohnte Situation. „Auch der Sand war neu. Wir haben ja damit gespielt, ihn durch die Hände rieseln lassen oder uns auf den sandigen Boden geworfen.“

Schon an diesem Wochenende muss die Aula allerdings wieder in ihren Ursprungs-Zustand gebracht werden. Aber wohin mit 1,6 Tonnen Sand? Den kann man wohl kaum in der Restmülltonne entsorgen. Deshalb haben die Theatermacher eine andere Lösung gefunden: Der Sand füllt die alte Weitsprunggrube auf dem Schulhof auf, damit diese wieder im Sportunterricht genutzt werden kann.