Hagen. . 30 Millionen Euro werden für die Modernisierung des Hagener Hauptbahnhofs investiert. Und wie sieht es an den Vorort-Stationen der Stadt aus. Wir haben alle sieben Haltepunkte für S-und Regionalbahnen unter die Lupe genommen und die Bahn damit konfrontiert.

Nach der Nachricht, dass der Hagener Hauptbahnhof für rund 30 Millionen Euro umfangreich saniert wird, werfen wir einen Blick auf die sieben Vorort-Bahnhöfe in Hagen, an denen S- und Regionalbahnen halten. Wie steht es um die Sauberkeit, den Service, die Erreichbarkeit und die Barrierefreiheit? Und ist zu erwarten, dass die Bahn mittelfristig auch hier Modernisierungsmaßnahmen vornehmen wird? Das Zeugnis für die sieben Vorort-Bahnhöfe und was die Deutsche Bahn dazu sagt.

Oberhagen

Ein- und Ausstiege täglich (alle Daten Stand 2010): 150. Der Tunnel zu den Gleisen ist versifft, die Farbe bröckelt von den Wänden, die Geländer sind verrostet und es duftet nach Urin. Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Rollator haben kaum eine Chance, hinauf zu den Gleisen zu gelangen. Die Buslinien 516 und 519 halten unmittelbar vor dem Bahnhof, aber Parkmöglichkeiten gibt es nur wenige. Immerhin: Der Fahrplan hängt aus, es gibt (wie an allen Personenbahnhöfen in Hagen) eine digitale Fahrgastinformation. Der Fahrkarten-Automat ist beschädigt, tut aber seinen Dienst. Oberhagen wird ausschließlich von der Volmetalbahn angefahren, die zwischen Lüdenscheid und Dortmund fährt.
Fazit: Der Bahnhof bietet einen schäbigen Anblick und ist von Barrierefreiheit meilenweit entfernt. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Note: 4 –

Dahl

Ein- und Ausstiege täglich: 120. Optisch ein Haltepunkt aus vergangenen Zeiten. Man geht durch ein altes Fachwerkhaus zur Gleisanlage. Die alte Gleisunterführung ist gesperrt und sehr vermüllt. Über das zugewachsene ehemalige Gleis 1 betritt man den Bahnsteig. Die Trittstufen in das Haus, das so eine Art Bahnhofshalle ist, sind für Rollstuhlfahrer eine Hürde. Ansonsten ist der Bahnhof weitgehend barrierefrei. Der Bus (510 und Taxi-Linie) hält unmittelbar davor, Parkplätze sind ausreichend vorhanden. Fahrplan, Automat, digitale Information – alles da.
Fazit: Der Bahnhof Dahl wirkt nostalgisch, ist aber funktional gut hergerichtet. Die verdreckte ehemalige Unterführung könnte gereinigt werden. Und: Der Bahnhof benötigt ein Halteschild, damit Fahrgäste erkennen, dass sie in Dahl sind. Gesamtnote: 2 –

Rummenohl

Ein- und Ausstiege täglich: 250. Wichtiger Haltepunkt der Volmetal-Bahn für die Bürger im Süden der Stadt. Die Anbindung funktioniert gut über die Buslinie 510, Park-and-Ride-Stellplätze sind vorhanden. Die Tunnel-Trakte allerdings sehen bemitleidenswert aus. Sie sind dreckig und die Wände bröckeln ab. Für körperlich eingeschränkte Personen oder Rollstuhlfahrer gibt es kaum eine Chance, auf den Bahnsteig zu kommen. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Der Service hingegen stimmt: Überdachte Wartehäuschen und Automaten und eine gepflegte Anlage im Außenbereich. Fazit: Der Rummenohler Bahnhof muss behindertengerechter werden und die dunklen und dreckigen Tunnel könnten einen neuen Anstrich vertragen. Gesamtnote: 3 –

Wehringhausen

Ein- und Ausstiege täglich: 340. Wenige Parkplätze – und die hohe Treppenanlage ist für körperlich eingeschränkte Personen eigentlich nicht zu überwinden. Der Bahnsteig wirkt gepflegt, der Fahrplan hängt aus und es gibt ein Wartehäuschen und einen Fahrkarten-Automaten. In Wehringhausen hält die S-Bahn-Linie 8, die zwischen Mönchengladbach und Dortmund pendelt.
Fazit: Ähnlich wie in Rummenohl müsste hier dringend Barrierefreiheit geschaffen werden. Auch die Parkplatz-Situation für Pendler muss besser werden.
Gesamtnote: 4

Das sagt die Deutsche Bahn

Modernisierungsmaßnahmen und Investitionen an den Hagener Personenbahnhöfen, so heißt es aus der Pressestelle der Deutschen Bahn, seien mittelfristig nicht zu erwarten. Das Bahnhofsmanagement des Hauptbahnhofes – ebenfalls zuständig für die Vorort-Bahnhöfe – sei aber angewiesen, die Stationen genau im Auge zu behalten. Man wisse, dass die meisten Bahnhöfe nicht barrierefrei sind. „Das werden wir baulich vorerst nicht ändern können“, so ein Bahn-Sprecher, der gleichzeitig auf die Mobilitätsservicezentrale der Bahn verweist. Wer auf seiner Bahnreise Hilfe beim Ein-, Um- und Aussteigen benötige – beispielsweise einen Hublift für den Rollstuhl – kann diese im Internet oder telefonisch bestellen ( 0180/6512512 oder Mail an msz@deutschebahn.com). Das Angebot gilt in Hagen allerdings nur am Hauptbahnhof, nicht an den anderen Stationen.

Heubing

Ein- und Ausstiege täglich: 710. Die einzige barrierefreie Bahnstation der Stadt. Behinderte haben zu beiden Seiten der Gleisanlage Zugang. Die Erreichbarkeit ist gut (Buslinien 528/522 nach Heubing Bf.) und es gibt viele Park-and-Ride-Parkplätze. Dass der Fahrkarten-Automat sehr ramponiert ist, ist da fast schon zu verzeihen. Insgesamt vier Wartehäuschen. Die Station ist der am stärksten frequentierte Haltepunkt Hagens und infrastrukturell am besten konzipiert.
Fazit: Kein akuter Handlungsbedarf. Wenn die Voraussetzungen überall so wären wie am Heubing, wäre das gut. Ein ordentlich frequentierter Haltepunkt. Gesamtnote: 2

Westerbauer

Ein- und Ausstiege täglich: 640. Gleiche Schwierigkeit wie in Wehringhausen. Die Treppenanlage ist ein Hindernis für behinderte Menschen. Hier und da bröckelt es, die Bahnsteige sind etwas uneben. Aber: Funktional gibt es kein Problem mit dem Haltepunkt Westerbauer. Nur Parkplätze dürften es mehr sein. Das Angebot ist ähnlich stark begrenzt wie in Wehringhausen. Vier Buslinien steuern den Bahnhof an. Es ist sauber, Fahrpläne hängen aus und der Fahrkarten-Automat ist unbeschädigt.
Fazit: Auch hier muss dringend mehr für behinderte Personen getan werden. Die Treppenanlage ist viel zu steil. Gesamtnote: 3 –

Vorhalle Ein- und Ausstiege täglich: 580. Vor einigen Jahren wurde der Bahnsteig saniert und hat in diesem Bereich eine freundlichere Optik bekommen. Die hygienischen Umstände in der Bahnhofshalle, die auch so immer mehr verkommt, lassen trotzdem weiter zu wünschen übrig. Müll und beißender Urin-Geruch bestimmen das Bild. Das Empfangsgebäude aus längst vergessenen Tagen wirkt leider nicht nostalgisch, sondern heruntergekommen. Vom Service her gibt es wenig auszusetzen. Fahrpläne hängen aus, der Fahrkarten-Automat funktioniert und es gibt überdachte Sitzegelegenheiten. Von hier aus können Fahrgäste nach Dortmund und ins weitere Ruhrgebiet reisen. Für Behinderte Menschen gibt es aber keine Chance, den Bahnsteig zu erreichen. Von Barrierefreiheit ist auch dieser Bahnhof meilenweit entfernt. Von Hagener Seite steuert die 516 den Vorhaller Bahnhof an. Parkplätze für die vielen Pendler sind vorhanden. Fazit: Erreichbarkeit und Parkmöglichkeiten stimmen, optisch müsste aber nachgebessert werden. Die Bahnhofshalle und der Tunnel zum Bahnsteig müssen freundlicher und sauberer werden. Und auch hier muss dringend Barrierefreiheit geschaffen werden. Gesamtnote: 3

(Quelle der Zu- und Einstiegszahlen: VRR)