Fröndenberg/Menden. Frauen sorgen sich darum, ob sie ihre Männer mit in den Kreißsaal nehmen dürfen. Wir geben ein Überblick, wie es aktuell in den Kliniken abläuft.

Die Verunsicherung bei Schwangeren ist aktuell sehr groß: Das Coronavirus und die damit einhergehenden gesellschaftlichen Einschränkungen haben auch Auswirkungen auf die Geburtsvorbereitung und die Geburt. Wie gehen die umliegenden Kliniken und Ärzte mit dem Thema um? Gehören Frauen zur Risikogruppe? Wie sollten sie sich verhalten?

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Besonders eine Frage bereitet den betroffenen Frauen und ihren Partnern schlaflose Nächte: Dürfen werdende Väter noch mit in den Kreißsaal? Wir geben einen Überblick.

Schwangere gehören nicht zur Risikogruppe

Michael Hartmann ist der Chefarzt der Frauenklinik des Marienkrankenhauses in Schwerte. Er sagt: Schwangere sollten sich aktuell - wie alle anderen Menschen auch - an die Richtlinien des Robert-Koch-Institutes halten. "Es ist nicht bekannt, dass Schwangere zur Risikogruppe zählen", sagt der Experte. Abstand zu anderen Menschen, möglichst wenige Kontakte und häufiges Händewaschen: Daran sollten Schwangere sich auf jeden Fall halten.

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Marienkrankenhaus Schwerte:

Das Marienkrankenhaus in Schwerte hat eine Frauenklinik mit drei Kreißsälen. Dr. Michael Hartmann und sein Team haben alle medizinisch nicht notwendigen Termine bis auf Weiteres abgesagt. Es gibt aktuell weder Informationsveranstaltungen samt Kreißsaal-Führung noch Geburtsvorbereitungskurse. Auch die Hebammensprechstunde, in der sich die Frauen eigentlich für eine Geburt anmelden, ist auf ein Minimum reduziert.

"Medizinische Besonderheiten werden natürlich weiterhin persönlich besprochen, beispielsweise bei einer Mehrlingsgeburt", sagt Hartmann. Bei den Untersuchungen beschränkt man sich auf die wirklich nötigen: "Wir halten genug Abstand und machen eine Ultraschall nur, wenn es unbedingt sein muss."

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Wenn die Wehen einsetzen und ein Baby kommt, steht das Team bereit. Alle Formalien können auch dann noch erledigt werden. "Frauen müssen keine Angst haben. Wir helfen euch und gemeinsam schaffen wir das", sagt der Chefarzt. Auch wenn die Vorbereitung nicht so laufe, wie man es sich vielleicht gewünscht hat: Es sei wichtig, sich zu entspannen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

In Schwerte dürfen die werdenden Väter weiterhin mit in den Kreißsaal. "Wir können die Frauen in dieser Situation nicht allein lassen", ist die klare Botschaft des Chefarztes. "Wenn sie infiziert ist, dann wird es ihr Mann mit hoher Wahrscheinlichkeit auch sein. Ob nun zwei oder eine Person im Kreißsaal infiziert sind, ist doch egal." Mutter, Baby und Vater könnten nach der Geburt, wenn sie positiv getestet sind, ein Familienzimmer nutzen. Isoliert, versteht sich. Der Kreißsaal wird anschließend von Fachpersonal mit speziellem Desinfektionsmittel gereinigt.

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Generell werden alle Menschen, die das Krankenhaus betreten, gefragt, ob sie infiziert sein könnten. Wenn ja, dann erfolgt ein Test, die Personen werden eingekleidet und müssen Mundschutz tragen. Wenn kein Grund zur Annahme einer Infektion besteht, verläuft alles wie gewohnt mit der nötigen Aufmerksamkeit und Vorsicht.

"Wir müssen mit der Schutzkleidung sorgsam umgehen. Sonst haben wir keine mehr, wenn wirklich Infizierte kommen." Das Besuchsverbot gilt, allerdings mit einigen Ausnahmen, die im Einzelfall geprüft werden. "Wir müssen aber auch Grenzen setzen." So seien Väter erlaubt, Geschwisterkinder oder andere Angehörige aber nicht.

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Katharinen-Hospital Unna:

Auch das Katharinen-Hospital Unna hat eine Geburtshilfe mit drei Kreißsälen. Chefarzt ist dort Dr. Kunibert Latos. Hier wird die Digitalisierung genutzt, um Schwangeren die Angst zu nehmen. Pressesprecherin Karin Riedel: "Wir haben vor gut einer Woche unsere erste Online-Kreißsaalführung angeboten. Sie ist auf der Facebook-Seite Familienforum Katharina zu sehen. Voraussichtlich werden wir am Montag, 30. März, um 18 Uhr diese wiederholen auf Facebook und Instagram."

Denn generell gilt auch hier ein Besuchsverbot. Schwangere dürfen zur Entbindung eine Person mitbringen. Nur die Väter können nach der Geburt mit Mutter und Kind in einem Familienzimmer bleiben. Beides muss allerdings vorher abgeklärt werden.

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Die Vorbereitungskurse sind vorerst bis zu 20. April abgesagt. Aber die Hebammen bieten weiterhin Hebammensprechstunde, Stillberatung sowie die geburtsvorbereitende Akupunktur an. Schwangere können sich telefonisch dazu anmelden unter: 02303/1002848. "Wir rufen zügig zurück", so Riedel. Die Geburtsanmeldung soll vorab telefonisch erfolgen unter 02303/1001271.

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Klinikum Hochsauerland, Geburtsklinik in Neheim:

Das Klinikum Hochsauerland in Neheim hat eine Geburtsklinik, die vier Kreißssäle und zwei Wehenzimmer hat. Aufgrund der derzeitigen medizinischen Sondersituation gelten auch in der Klinik für Geburtshilfe einige Einschränkungen: Die gute Nachricht ist, dass Väter die werdenden Mütter nach wie vor im Kreißsaal begleiten dürfen. Lediglich im Falle eines Kaiserschnitts ist im OP keine Begleitung möglich.

Besuche der Wochenstation sind derzeit leider nicht möglich. Es finden auch keine Veranstaltungen oder Besichtigungen im Kreißsaal mehr statt.

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Evangelisches Krankenhaus Bethanien Iserlohn:

Das Evangelische Krankenhaus Bethanien in Iserlohn hat drei Kreißsäle und einen integrierten Operationssaal für Kaiserschnitte. Aktuell verfährt die Geburtshilfe so, dass während der kompletten Zeit im Kreißsaal eine Begleitperson gestattet ist." Jedoch wirklich nur eine, also nicht im Wechsel, beispielsweise erst die Mutter, dann der werdende Vater", sagt Unternehmenssprecherin Tine Droste. "Diese Regelung möchten wir auch so lange wie möglich aufrecht erhalten. Ändern müssen wir sie dann allerdings, wenn der Gesetzgeber es entscheidet."

Nach der Entbindung auf der Station gelte dann, wie im gesamten Haus, ein uneingeschränktes Besuchsverbot. Vorbereitungskurse, Kreißsaal-Führungen, Rückbildungskurse und weitere Veranstaltungen sind komplett auf unbestimmte Zeit abgesagt.

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>>> Weitere Einschränkungen im Alltag von Schwangeren:

Auch viele andere Angebote für Schwangere fallen aktuell aus. So sind beispielsweise alle Kurse der Elternschule im Physiozentrum Menden abgesagt. Wassergymnastik oder Yogakurse zur Entspannung gibt es aktuell nicht.

Bei den Frauenärzten in der Region gelten besondere Vorsichtsmaßnahmen. Bei Dr. Katrin Menden in Fröndenberg dürfen die Schwangeren beispielsweise nur alleine zu den Untersuchungen erscheinen. Wer Corona-Symptome hat, muss sich vorab telefonisch melden, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

In der gynäkologischen Gemeinschaftspraxis im Medicenter Iserlohn sind beispielsweise Krebsvorsorge-Untersuchungen abgesagt. Schwangere dürfen alleine weiterhin kommen. Das Personal trägt Schutzkleidung, Desinfektionsmittel stehen überall bereit.