Schwelm. Mit etlichen Stichen und Schnitten ist eine 50-Jährige getötet worden. Die Polizei greift zu außergewöhnlichen Ermittlungsmethoden.

Mehr als zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass Advija M. die 88-jährige Waltraud F. in ihrer Wohnung getötet hat und später wegen Totschlags verurteilt wurde. Seitdem ist es in Schwelm zu keinen tödlichen Verbrechen mehr gekommen. Um so mehr schockiert das unglaublich blutige und brutale Verbrechen an der 50-jährigen Schwelmerin, die am Mittwoch, 28. Februar, an multiplen Stich- und Schnittverletzungen gestorben ist.

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Das ist bisher bekannt

Nachbarn finden am Mittwochnachmittag gegen 16.20 Uhr die blutüberströmte Finanzbeamtin im Garagenhof, der hinter ihrem Wohnhaus an der Moltkestraße gelegen ist. Die sofort herbeigerufenen Mediziner versuchen noch fieberhaft, die Frau zu reanimieren, doch für die Mutter eines Sohnes kommt jede Hilfe zu spät. Nach den ersten Befragungen vor Ort rückt ihr 48-jähriger Noch-Ehemann in den Fokus der Ermittler. Er soll bereits durch aggressives Verhalten der 50-Jährigen gegenüber aufgefallen sein, die sich etwa ein Jahr vor ihrem Tod von ihm getrennt hatte. Seitdem lebte das Paar getrennt, der 15-jährige Sohn bei seiner Mutter.

Noch in der Nacht verhaftet die Polizei den dringend tatverdächtigen Schwelmer im Bereich seiner Wohnung, als er – von wo auch immer – dorthin zurückkehrte. Die Hagener Staatsanwaltschaft um Oberstaatsanwalt Michael Burggräf leitete umgehend ein Ermittlungsverfahren wegen Totschlags gegen den 48-Jährigen ein, der am Folgetag dem Haftrichter vorgeführt wurde und seitdem in der JVA Hagen in Untersuchungshaft sitzt.

So laufen die Ermittlungen

Der Verdächtige schweigt bislang zum Tod seiner ehemaligen Lebensgefährtin und auch sein Verteidiger Christoph Wortmann gibt auf Nachfrage der Redaktion noch keine Prognose ab, wann sich sein Mandant äußert und ob er dies überhaupt tun wird.

Der Schwelmer Tatverdächtige wird im Hagener Amtsgericht dem Haftrichter vorgeführt.
Der Schwelmer Tatverdächtige wird im Hagener Amtsgericht dem Haftrichter vorgeführt. © Alex Talash | Alex Talash

Derweil hat die Mordkommission, die das Polizeipräsidium Hagen eingerichtet hat und die in diesem Fall ermittelt, ungewöhnlich offensiv die Bevölkerung um Hinweise zu der Tat gebeten. Insbesondere fragten die Beamten sehr konkret danach, ob jemand Kleidung gefunden hat oder einen Mann beobachtet hat, der Kleidung entsorgt hat. Ebenso bittet die Mordkommission um konkrete Hinweise zu mobilen Endgeräten, die jemand gefunden haben könnte. Fehlen den Ermittlern womöglich entscheidende Dinge wie die Tatkleidung? „Dazu können wir aus ermittlungstaktischen Gründen nichts sagen“, teilt Tino Schäfer, Pressesprecher der Hagener Polizei auf Nachfrage der Redaktion mit, doch womöglich tun sich bald einige Spuren auf.

So geht es weiter

Denn: Neben der Möglichkeit auch weiterhin unter der Rufnummer 02331/986 2066 Hinweise zu Tat und Täter abzugeben, hatte die Polizei sich am Mittwochnachmittag mit einer mobilen Wache im Herzen von Schwelm positioniert. „Wir haben ein reges Hinweisaufkommen weit über die Schwelmer Stadtgrenzen hinaus und müssen jetzt erst einmal allen Hinweise nachgehen. Am Ende kann jedes noch so kleine Puzzle-Stück entscheidend sein“, sagt Tino Schäfer.

Es wird aller Voraussicht noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis die Ermittlungsbehörden zu Ergebnissen gelangen, die zu einer Anklageerhebung wegen Totschlags oder möglicherweise auch Mordes vor dem Hagener Landgericht führen. Bis dahin herrscht in Schwelm Fassungslosigkeit über das erste tödliche Verbrechen seit Oktober 2014, das in einem gut bürgerlichen Milieu stattfand und fernab jeder Klischees angesiedelt ist.

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