Ennepetal. Ein Investor will auf einer Industriebrache in Milspe drei Mehrfamilienhäuser mit bis zu 63 Wohnungen bauen. Die Politik begrüßt das Vorhaben.
Es wäre das größte Neubauprojekt in Ennepetal seit vielen Jahren: Auf dem Gelände des ehemaligen Hesonwerks an der Heilenbecker Straße plant ein privater Investor, drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt bis zu 63 Wohnungen zu errichten. Denkbar wäre, dass der Wohnraum zumindest zum Teil öffentlich gefördert wird. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung, der sich in seiner jüngsten Sitzung am Donnerstag mit einer entsprechenden Bauvoranfrage befasste, begrüßte das Vorhaben.
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Auf dem etwas mehr als ein Hektar großen Grundstück, das an einem Hang etwas oberhalb der Heilenbecke liegt, sollen der Anfrage zufolge drei Mehrfamilienhäuser mit drei Wohngeschossen und einer Tiefgarage entstehen. Je nach Bedarf kann sich der Antragsteller ein viertes Geschoss vorstellen. In beiden Varianten würde die oberste Etage als Staffelgeschoss etwas zurückversetzt angelegt. Die Einfahrt in die Tiefgarage würde ebenerdig erfolgen, das erste Geschoss hätte nach vorne Balkone und nach hinten aufgrund der Hanglage einen Gartenzugang. Bei zwei Vollgeschossen würde die lichte Höhe der Gebäude jeweils zwölf Meter betragen, bei drei Vollgeschossen wären es 15 Meter.
Planungsrechtlich möglich
Der eingereichte Planungsentwurf sieht Wohnungsgrößen zwischen 49 und 120 Quadratmetern vor, die Penthousewohnungen hätten demnach 153 Quadratmeter Wohnfläche. Eingeplant haben die Architekten 23 Stellplätze je Haus mit 21 Wohnungen (1,1 Plätze je Wohnung). Im Falle einer öffentlichen Förderung der Wohnungen könnte man gegebenenfalls auf 0,8 Plätze heruntergehen, erklärte Stadtplaner Ulrich Höhl.
Fabrik um 1875 gebaut
Die Fabrik an der Heilenbecker Straße 7-21 wurde etwa 1875 gebaut. Eigentümer war früher Karl Hölker.
Die Firma Hesonwerk produzierte in dem Gebäudekomplex Formkästen für Gießereien sowie Transportbehälter aus Stahl, Edelstahl und Aluminium für die gesamte Industrie.
Die Behälterfertigung zog 1948 nach Gevelsberg an die Rosendahler Straße 131, wo das Unternehmen bis heute ansässig ist. Der Betrieb in Ennepetal wurde 1994 nach der Wirtschaftskrise eingestellt und die Formkastenproduktion nach Ostdeutschland verlagert. Zwischenzeitlich wurde die Immobilie auch vermietet.
Städtebaulich sei das Projekt in jedem Fall positiv zu sehen, so Höhl. Das Grundstück sei an die Kölner und die Heilenbecker Straße gut angebunden und liege fast ebenerdig zur Innenstadt. „Außerdem könnte ein baulicher Missstand beseitigt werden“, sagte er mit Blick auf die Industriebrache. Die Gebäude stehen schon seit langem weitestgehend leer, nicht zuletzt brannte es dort auch schon.
„Es geht bei der Bauvoranfrage erst einmal darum, was planungsrechtlich möglich ist“, betonte Ulrich Höhl. Da das Grundstück innerhalb eines im Zusammenhang bebauten Ortsteils liegt, ist das Bauvorhaben nach §34 Baugesetzbuch zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist. Zudem müssen die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse gewahrt bleiben und das Ortsbild dürfe nicht beeinträchtigt werden. Diese Vorgaben erfülle das Bauvorhaben nach Darstellung der Verwaltung. Wenn der Investor seine Planungen konkretisiere, sei gegebenenfalls zu prüfen, ob sich die größere Variante mit drei Vollgeschossen tatsächlich noch in die Umgebung einfüge, so Höhl.
Klar ist, dass der Flächennutzungsplan geändert werden müsse, weil dieser an der Stelle „Gewerbliche Baufläche“ vorsehe. Die Kosten für das durchzuführende Änderungsverfahren trägt laut Verwaltung der Antragsteller, allerdings binde die Durchführung des Verfahrens personelle Kapazitäten.
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„Grundsätzlich begrüßen wir das“, sagte Frank Wittig (CDU) zu dem Projekt. Auf die Frage nach etwaigen Altlasten auf dem Gelände erklärte Ulrich Höhl, dass es dazu noch keine Erkenntnisse gebe. Dazu müssten im Rahmen eines Baugenehmigungsverfahrens Untersuchungen erfolgen. Hochwassertechnisch sehe man keine Probleme, weil die Heilenbecke doch deutlich tiefer entlang fließe. Die Regenwasserableitung müsse man aber in den Blick nehmen.
Positive Stimmen aus der Politik
„Wir sind froh, dass es wieder jemanden gibt, der bereit ist, dort zu investieren“, meinte Anita Schöneberg (SPD). Sie bitte darum, dem Investor so wenig Steine wie möglich in den Weg zu legen. „Wenn man das Gelände kennt, weiß man, dass es nur gewinnen kann.“ Grundsätzlich habe es aber eine gute Lage im Wald. Auch Sven Hustadt (Die Linke) und Klaus Muck (FDP) bewerteten die Pläne positiv. „Es ist gut, wenn da bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird“, sagte Muck.
Der Ausschuss nahm die Zulassung des Bauvorhabens gemäß §34 BauGB zur Kenntnis und beauftragte die Verwaltung einstimmig, ein Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans einzuleiten.