Schwelm. Kurz nach ihrer Eröffnung hat die Tagespflege im Dorotheenhof in Schwelm wieder geschlossen. Gäste wurden umquartiert, Mitarbeiter gekündigt.

Die Tagespflege an der Weststraße in Schwelm hat nur wenige Monate nach ihrer Eröffnung schon wieder geschlossen. Der Grund sind Baumängel, wie Einrichtungsbetreiber Mario Wolf und der Ennepe-Ruhr-Kreis als Aufsichtsbehörde erklären. Menschen, die das Betreuungsangebot an der Weststraße in Anspruch genommen haben, hat die Häusliche Krankenpflege laut Wolf auf zwei andere Standorte des Unternehmens in Gevelsberg verteilt. Im Zuge der Schließung habe er mehrere Mitarbeitende kündigen müssen.

Ausschlaggebend war dabei vor allem, dass sich Teile des Fußbodens im Bereich der Tagespflege gelöst haben. Der Ennepe-Ruhr-Kreis drohte deshalb, die Nutzung zu untersagen, wie die Behörde auf Nachfrage bestätigte. Zuvor hatte die Häusliche Krankenpflege das Mietverhältnis aber schon gekündigt. Zu hoch ist das Risiko laut Aussage von Mario Wolf gewesen. Die Frage: Wer haftet, wenn jemand stürzt? Auch unter hygienischen Gesichtspunkten sei das problematisch gewesen.

Dabei verweist die Häusliche Krankenpflege auf den neuen Eigentümer des Dorotheenhofs, die Principal Real Estate Spezialfondsgesellschaft mbH aus Frankfurt. Diese habe sich nicht rechtzeitig um den mangelhaften Boden gekümmert, weshalb die Tagespflege die Reißleine habe ziehen müssen, so die Darstellung der Einrichtung.

Pflege kündigt Mietverhältnis fristlos

Für Mario Wolf und sein Team ist es der GAU. Mitte April hatte die Häusliche Krankenpflege den Betrieb in der Weststraße 23 aufgenommen und insgesamt 42 Betreuungsplätze im Erdgeschoss zur Verfügung gestellt. Es war der zu diesem Zeitpunkt dritte Standort für das Unternehmen aus Gevelsberg. Ein paar Wochen zuvor fand die Übergabe der Räumlichkeiten in dem Neubau statt, den die Helling Projektentwicklungsgesellschaft realisiert hat. Mitte des Jahres sei die Immobilie an den neuen Eigentümer übergegangen, hieß es.

„Im März war soweit alles in Ordnung“, erklärt Mario Wolf auf Nachfrage der Redaktion. „Im Mai/Juni ist uns aufgefallen, dass sich der Boden immer mehr gelöst hat.“ Der Mangel sei über den Bauleiter mitgeteilt worden. Auch andere Mängel habe es gegeben – Steckdosen, die an Kabeln aus der Wand hingen zum Beispiel. Um diese habe sich der neue Eigentümer zwischenzeitlich gekümmert. Beim Boden habe das anders ausgesehen.

Also hat die Krankenpflege eine Frist von 14 Tagen gesetzt, wie Mario Wolf erklärt, der in dieser Angelegenheit eine Anwaltskanzlei aus Gevelsberg eingeschaltet hat. Zu diesem Zeitpunkt waren schon ein paar Wochen ins Land gezogen. Der Mangel sei innerhalb dieser Frist ebenfalls nicht behoben worden. Die Häusliche Krankenpflege habe das Mietverhältnis daraufhin fristlos gekündigt und sei zum 12. Oktober ausgezogen.

Gäste auf andere Standorte verteilt

Zwischenzeitlich hatte auch das Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreises von der Situation Wind gekriegt, dem die sogenannte WTG-Aufsicht (früher Heimaufsicht) angehört. „Wir haben die Bodenbeläge beanstandet, die Stolperfallen sein könnten“, erklärt Ingo Niemann, Sprecher des Ennepe-Ruhr-Kreises auf Nachfrage der Redaktion. „Bevor die Heimaufsicht tätig werden konnte, war die Angelegenheit zwischen den Parteien schon geklärt.“ Bedeutet: Die Tagespflege war bereits mit Sack und Pack ausgezogen. „Innerhalb von zwei, zweieinhalb Tagen sind wir da raus“, beschreibt es Mario Wolf.

Die Tagespflegegäste seien auf den Dorotheenhof in Gevelsberg an der Theodorstraße und den Standort der Häuslichen Krankenpflege in Silschede verteilt worden. Lediglich eine Person, die durch sein Team, betreut worden sei, würde die Leistungen nun nicht mehr in Anspruch nehmen.

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Zwei Mitarbeiter aus Schwelm habe er nach der Schließung behalten können, fünf habe er betriebsbedingt kündigen müssen. „Das waren gute Leute, das tat uns in der Seele weh“, sagt Wolf. Die betroffenen Mitarbeiter seien aber weitervermittelt worden.

Keine Rückkehr in Weststraße 23

Die Redaktion wollte auch den Eigentümer des Dorotheenhofs in Schwelm nach seiner Sicht auf den Fall fragen und erreichte am Mittwoch die mpm property management GmbH, die aber lediglich die Hausverwaltung für die Principal Real Estate Spezialfondsgesellschaft mbH aus Frankfurt macht. Der mpm-Geschäftsführer meldete sich auf Anfrage der Redaktion schnell zurück und verwies auf den Eigentümer als Ansprechpartner. Dessen Geschäftsführer war telefonisch nicht zu erreichen und meldete sich bis Redaktionsschluss am Donnerstag nicht zurück.

Damit blieb auch die Frage, ob und falls ja inwieweit die anderen Mieter des Dorotheenhofs ebenfalls von Baumängeln betroffen sind, vonseiten des Vermieters noch unbeantwortet. Es gibt dort noch eine Wohngemeinschaft für Menschen, die eine Beatmung brauchen, eine Physiotherapie-Praxis und vier Wohnungen, deren Bewohner die Angebote des Dorotheenhofs ganz nach persönlichem Bedarf nutzen können sollten.

Wie es in Schwelm für die Häusliche Krankenpflege weitergeht, kann Mario Wolf im Moment auch noch nicht sagen. In den Dorotheenhof an der Weststraße möchte er nicht zurückkehren, einen Standort in Schwelm kann er sich in Zukunft aber vorstellen.