Gevelsberg. Die OGS-Plätze werden überall immer knapper. Gevelsberg ist jetzt einen besonderen Weg gegangen, um ausreichend Betreuungsplätze zu schaffen.
Es ist an dieser Stelle wohl kaum übertrieben, von einem Meilenstein für die Ganztagsbetreuung in Gevelsberg zu sprechen, ist das Projekt doch in der Stadt bisher einzigartig – zumindest in dieser Größenordnung. Am Montag hat die offizielle Eröffnung eines Gebäudes an der Teichstraße stattgefunden, das der Grundschule Pestalozzi genug Platz für ihre Betreuung im Offenen Ganztag (OGS) und die sogenannte „8 bis 1“-Betreuung bietet, außerhalb des Schulgeländes und komplett eigenständig.
Den Mietvertrag dafür haben die Stadt und der private Investor schon im Jahr 2020 unterzeichnet. Da waren die alten Industriegebäude gegenüber der Einmündung zur Lerchenstraße gerade abgerissen. Es handelt sich um eine öffentlich-private Partnerschaft (PPP, aus dem Englischen für Public-private-Partnership).
Platzte die Pestalozzischule vor nicht allzu langer Zeit am Nachmittag noch aus allen Nähten, sollen die Raumprobleme an diesem Standort jetzt gelöst sein. Mit Blick auf den kommenden Rechtsanspruch für eine OGS-Betreuung ab 2026 ein wichtiger Schritt. Die Stadt Gevelsberg steht vor einer Mammutaufgabe.
Neubau mit Platz für bis zu 300 Kinder
„Es ist richtig schön, dass wir jetzt in dem neuen Gebäude sind“, sagt ein Mädchen. Ein anderes fügt hinzu: „Hier haben wir viel Platz und können viel mehr spielen.“ Die Schülerinnen und Schüler der Pestalozzischule freuen sich, dass sie nach Jahren endlich ihr neues Reich für den Nachmittag in Beschlag nehmen können. Oder wie Schulleiterin Diana Hunold-Heymann es formuliert: „Was lange währt, wird gut. Jetzt haben wir endlich unseren tollen Neubau.“
Gevelsbergs Bürgermeister Claus Jacobi hat ihnen nach seiner Eröffnungsrede nach und nach das Wort erteilt und allen gedankt, die das Projekt von verschiedenen Seiten aus realisiert haben. „167 Kinder haben jetzt einen Betreuungsplatz hier“, zeigt auch er sich zufrieden. Die neue Einrichtung bietet insgesamt sogar Raum für 300 Kinder. „Wir haben hier eine große Verantwortung für euch und eure Eltern“, macht Jacobi den Kleinen klar. „Dass die gut zur Arbeit gehen können und ihr gut betreut seid.“
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Auf mehreren Etagen stehen nun Gruppenräume, aber auch Bereiche zum Bewegen und für Kreatives zur Verfügung. Im Untergeschoss gibt es eine große Mensa. All das verschafft der Pestalozzischule die sprichwörtliche Luft zum Atmen.
Prekäre Lage in der OGS-Betreuung
Sie war ein sehr gutes Beispiel dafür, wie prekär die Lage in der OGS-Betreuung ist. 2020 sah die Situation so aus: Mehr als 180 Kinder nahmen die Betreuung nach Unterrichtsschluss wahr. Mehr als die Hälfte der Gesamtschülerzahl von zu dieser Zeit knapp 300. Zu bestimmten Zeiten konnte es sogar sein, dass alle Kinder gleichzeitig in Betreuung waren. Der Schule fehlten dafür die räumlichen Kapazitäten.
Noch im Jahr 2023 hatte die Politik im Schulausschuss darüber diskutieren müssen, dass mehrere Eltern vorläufige Absagen für einen OGS-Platz an der Pestalozzischule bekommen hatten. Dabei ging es um 14 Schülerinnen und Schülern, deren Eltern berufstätig sind oder ein Elternteil alleinerziehend ist.
Gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt (AWo) Ennepe-Ruhr, die unter der Leitung von Daniela Wilkes für die Ganztagsbetreuung an diesem Standort zuständig ist, hatte die Stadt nach Übergangslösungen für die Betroffenen gesucht. Für die Grundschule Pestalozzi besteht mit dem Neubau laut Stadt auch kein weiterer Planungsbedarf.
Andere Grundschulen sollen folgen
Mit Blick auf ganz Gevelsberg hatte die Stadt die Betreuungssituation im offenen Ganztag zuletzt aber als zunehmend dramatisch bewertet. Ab August 2026 sollen laut Stadt zunächst alle Kinder der ersten Klassenstufe einen Anspruch darauf haben, ganztägig gefördert zu werden. Der Anspruch solle in den Folgejahren um je eine Klassenstufe ausgeweitet werden, damit ab August 2029 jedes Grundschulkind der Klassenstufen 1 bis 4 einen Anspruch auf ganztägige Betreuung hat.
Vor 18 Jahren, zum Schuljahr 2004/2005, wurden in Gevelsberg die ersten städtischen Grundschulen zu offenen Ganztagsgrundschulen (OGGS). Die Betreuungsmaßnahme hat sich seitdem in allen fünf Grundschulen etabliert. Die Zahl der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler sowie der prozentuale Anteil an der Gesamtschülerzahl sind in den vergangenen 15 Jahren nach Angaben der Stadt stark gestiegen. Der offene Ganztag belegt immer mehr Raum in den Schulen.
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Um den oben genannten, gesetzlich vorgeschriebenen Anspruch erfüllen zu können, plant die Stadt Gevelsberg, die Grundschulen Vogelsang, Schnellmark, Am Strückerberg und Silschede entsprechend umzugestalten und/oder baulich zu erweitern. Das sicherte Bürgermeister Claus Jacobi im Zuge der Eröffnungsfeier an der Teichstraße auch noch einmal zu.