Ennepe-Ruhr-Kreis. Die CDU spricht von vermehrten Tier-Rissen im Ennepe-Ruhr-Kreis und fragt nach dem Wolf. Die untere Naturschutzbehörde gibt eine Einschätzung ab.

Wie wollen wir in Deutschland mit dem Wolf umgehen? Eine Frage, die Bundesumweltministerin Steffi Lemke ganz aktuell wieder aufgeworfen hat und die auch den Ennepe-Ruhr-Kreis in den vergangenen Monaten immer wieder beschäftigt hat. Wobei es im Kreis noch um die Frage geht, ob der Wolf hier überhaupt angekommen ist.

Dazu hat sich auf Nachfrage der CDU-Kreistagsfraktion jüngst die untere Naturschutzbehörde (UNB) geäußert. Die Christdemokraten sprachen von vermehrten Tier-Rissen in den vergangenen Wochen und wollten daher mehr über mögliche Wolfssichtungen wissen.

Zuletzt hatten mehrere Sichtungen im Januar hohe Wellen geschlagen. Wie sich im Nachhinein herausstellte, war es tatsächlich ein Wolf, der in Wetter und Witten umherzog. Auch in Ennepetal hatte es Sichtungen gegeben. Ob es sich hier aber tatsächlich um einen Wolf handelte und falls ja, ob es derselbe war, der auch in Wetter und Witten gesehen wurde, ließ sich nicht klären.

Frage nach weiteren Wolfsichtungen

„In den vergangenen Wochen gab es leider wieder vermehrt Tier-Risse im Ennepe-Ruhr-Kreis zu beklagen“, führte die CDU-Fraktion in ihrer Anfrage an. „Damit einhergehend stellt sich, gerade aufgrund der vermeintlichen Wolfssichtungen in der Vergangenheit, wieder die Frage, ob der Wolf im Kreis angekommen ist.“ Die Frage habe die Fraktion auch über besorgte Tierhalterinnen und Tierhalter erreicht. Die CDU fragte daher, ob der Kreisverwaltung weitere Wolfsichtungen bekannt sind und ob vielleicht Sichtungen in den Nachbarstädten erfolgten.

Die Antwort der unteren Naturschutzbehörde stand auf der Tagesordnung in der jüngsten Sitzung des Kreistags. Darin heißt es: „Die Wolfsverdachtsmeldungen aus Witten und Wetter vom Januar 2023 wurden vom LANUV als Wolfssichtungen bestätigt. Diese ist bisher die einzige vom LANUV bestätigte Wolfssichtung für den Ennepe-Ruhr-Kreis.“

Dabei verweist die UNB auch auf das Internet-Portal www.wolf.nrw/wolf/de/nachweise. „Das LANUV ist mit dem Portal die zentrale Stelle, bei der Wolfsmeldungen eingehen und entsprechend geprüft werden“, heißt es dazu. Der Kreisverwaltung seien entsprechend nicht unbedingt alle Sichtungen und Meldungen im Ennepe-Ruhr-Kreis bekannt, wenn diese zum Beispiel durch Jäger direkt an das LANUV erfolgten.

Letzter Verdacht im Juli gemeldet

Weiter heißt es: „Der UNB ist die letzte Wolfsverdachtsmeldung (Fallwild in Witten) am 18. Juli 2023 mitgeteilt worden. Diese Meldung wurde ans LANUV weitergeleitet. Es gab bislang keine Bestätigung.“ Auf Nachfrage habe das LANUV am 14. September 2023 mitgeteilt, dass in den vergangenen sechs Wochen keine Wolfsverdachtsmeldungen aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis eingegangen seien.

„Aus Sicht der UNB hat sich die ,Wolfssituation’ im EN-Kreis in den letzten Monaten nicht verändert“, so die Einschätzung. „Im Märkischen Kreis gilt ein Wolf als territorial eingestuft.“ Dieser Wolf sei länger als sechs Monate im selben Gebiet (Halver, Plettenberg, Meinerzhagen, Lüdenscheid) nachgewiesen worden. Auch im Oberbergischen Kreis seien vermehrte Wolfssichtungen und einige Nutztier-Risse in den vergangenen Jahren bekannt.

+++ Nichts mehr verpassen: Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm+++

„Es kann jedoch keine Aussage getroffen werden, ob dieser Wolf Auswirkungen auf den EN-Kreis hat“, erklärt die UNB. „Generell ist es aber wahrscheinlich, dass im nächsten Winter/Frühjahr wieder Jungwölfe durchziehen.“ Auch das Ansiedeln einzelner Wölfe oder Rudel im EN-Kreis sei in Zukunft nicht auszuschließen. Das LANUV und die Kreisverwaltung bitten weiterhin um Hinweise mit möglichst aussagekräftigen Fotos und Aufzeichnungen aus der Bevölkerung, damit Bestätigungen erfolgen können und ein eindeutiges Bild der Lage geschaffen werden kann.

Wunsch nach sachlichem Umgang

Nach den Wolfssichtungen im Januar hatte sich auf Nachfrage der Redaktion auch die Biologische Station des Ennepe-Ruhr-Kreises geäußert. Deren Leiterin, Dr. Britta Kunz, hatte betont: „Ein Wolfsgebiet sind wir noch nicht. Aber dass einzelne Wölfe hier mal durchlaufen, das wird passieren. Es kann auch gut sein, dass schon Tiere da waren.“

Die Diplom-Biologin hatte dabei aber auch deutlich gemacht, dass die Gefahr, die von einem Wolf ausgeht, gemeinhin überschätzt werde. „Leider hat sich das Bild vom bösen Wolf aus den Märchen festgesetzt“, hatte sie erklärt. „Ich würde mir wünschen, dass man sachlich mit dem Thema umgeht.“ Natürlich habe es Risse von Rehen und Rotwild, aber auch von Schafen gegeben. Doch gerade für Reh- und Schaf-Risse seien häufig frei umherlaufende Hunde verantwortlich.