Schwelm. Der 15-jährige Phil Fischer und sein Schulfreund legen knapp 1000 Kilometer mit dem Rad zurück. Grund war unter anderem eine Schülerin.

Phil Fischer und sein Schulfreund Colin Schienbein sind aktuell in Kopenhagen. Klingt zunächst nicht allzu besonders. Doch der 15-jährige Schwelmer und sein Freund haben die Reise weder mit dem Zug noch mit einem Auto, Bus oder gar Flugzeug auf sich genommen.

Die beiden haben sich mit dem Fahrrad auf den Weg gemacht. Richtig gehört. Der Schwelmer und der Wuppertaler haben sich am Freitag, 9. Juni, auf ihre Mountainbikes geschwungen und ihr Abenteuer gestartet. Das Ziel: Der See Rössjön in der Nähe von Eket, einem Ort in Schweden.

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Die beiden Schulfreunde auf ihrer Tour.
Die beiden Schulfreunde auf ihrer Tour. © Privat | Phil Fischer/Colin Schienbein

Mehr als 950 Kilometer haben die beiden Jungs auf sich genommen. Doch wie kam es eigentlich zu dieser Idee? „Auf die Idee sind wir im Sozialunterricht in der Schule gekommen“, erklärt Phil Fischer im Gespräch mit der Redaktion. Denn die beiden Freunde gehen gemeinsam auf eine Wuppertaler Realschule. Besser gesagt -- sie gingen. Denn seit einigen Wochen haben sie ihren Abschluss in der Tasche. Und daher haben sie sich auch unmittelbar danach auf ihre Reise begeben.

Doch zurück zum Ursprung. „Eine Schülerin hat damals im Unterricht gesagt, dass Männer heutzutage draußen nicht mal mehr eine Nacht überleben könnten und total verwöhnt seien. Da haben Colin und ich uns angeguckt und mussten schmunzeln“, erzählt der 15-jährige Schwelmer. „Wir wollten zeigen, dass das anders ist und dass Jugendliche das heutzutage wohl noch können.“

Da beide oft mit dem Rad unterwegs sind, haben sie sich gedacht: „Wir machen eine Radtour.“ Doch es sollte eben nicht irgendeine Radtour sein, sondern etwas Besonderes. „Ich weiß gar nicht mehr genau, wie wir auf Schweden kamen“, sagt der Abschlussschüler und lacht. „Schweden ist aber ein sehr vielseitiges Land, da gibt es viel zu sehen.“ Zudem wollten beide Norddeutschland sowie Dänemark erkunden. „Da hat sich Schweden gut angeboten, also haben wir nach einem See gesucht, den wir uns dort als Ziel setzen“, erklärt Phil. Und so wurde der Rössjön-See als Endpunkt der Route festgelegt.

Die Vorbereitung

Nachdem beide ihren Familien und Freunden von der Idee berichtet hatten, waren zunächst nur wenige davon überzeugt, dass die beiden das wirklich durchziehen. Dennoch fanden sie alle die Idee „mega cool“, erzählen die Jungs. „Gerade meine Eltern haben mich da sehr unterstützt“, lobt Phil Fischer seinen Vater und seine Mutter. Und auch die Freunde der beiden stärkten den Reiseabenteurern den Rücken. „Gerade während unserer Tour haben sich viele gemeldet, gesagt, dass sie stolz sind, dass wir das machen.“ Auch wenn zunächst nicht alle überzeugt waren, dass die Jungs ihren Plan umsetzen, stand für Phil und Colin von Beginn an fest, dass sie das durchziehen werden. Daher starteten sie auch direkt mit der Vorbereitung. „Ich habe im Gym oft auf dem Fahrrad trainiert und Beinübungen spezifisch fürs Fahrradfahren gemacht“, berichtet der 15-Jährige. Gemeinsam mit seinem Schulfreund haben sie zudem Test-Touren mit dem gesamten Gepäck gemacht. Denn für 950 Kilometer auf dem Fahrrad muss an einiges gedacht werden: Dazu zählen zum Beispiel Hängematten, Isomatten, Schlafsäcke, Hygieneartikel, Kleidung, Lampen, Utensilien für die Verpflegung, Erste-Hilfe-Sets, Ersatzschläuche, Flickzeug und vieles mehr.

Phil Fischer vor der Grenze zu Dänemark.
Phil Fischer vor der Grenze zu Dänemark. © Privat | Phil Fischer/Colin Schienbein

Die Test-Touren führten die Jungs ins Sauerland und nach Koblenz. Anschließend machten sie noch weitere Radtouren – aber ohne Gepäck – lediglich für die Fitness. „Das war’s auch eigentlich schon. So viel haben wir uns gar nicht vorbereitet.“

Als wir mit Phil Fischer sprechen, befinden sein Schulfreund Colin Schienbein und er sich gerade in Kopenhagen. „Die Reise ist bislang wirklich sehr schön. Wir hatten bislang kaum Probleme und es läuft alles so, wie wir es uns vorgestellt haben“, sagt der 15-Jährige. „Wir haben jetzt noch so 100 bis 150 Kilometer bis zum Ziel, die fahren wir auch heute noch“, erzählen die beiden. Und dann ist es geschafft – zumindest der erste Teil. Denn der Rückweg steht natürlich auch noch an. Zunächst wollten sie ein wenig länger in Schweden bleiben, doch aufgrund von Terminen geht es schon am Mittwoch auf die Rückfahrt in die Heimat.

Colin Schienbein an der Grenze zu Dänemark.
Colin Schienbein an der Grenze zu Dänemark. © Privat | Phil Fischer/Colin Schienbein

Knapp zehn Tage haben die Abschlussschüler gebraucht, um an ihr Ziel zu kommen. Und das ganz ohne Hotels oder anderen Unterkünften. „Wir sind jeden Tag so 100 oder 120 Kilometer gefahren, dann haben sie sich in der Nähe einen Schlafplatz gesucht, haben vorher eingekauft, eine Kleinigkeit zu essen zubereitet, ihre Hängematten aufgeschlagen und die Augen zugemacht.

Die beiden Abenteuerlustigen haben die gesamte Reise über in Hängematten geschlafen. Mitten in der freien Natur. „Hattet ihr gar keine Angst“, fragen wir die beiden Jungs. „Nein, ganz und gar nicht“, entgegnen sie. Keine einzige Nacht fanden sie gruselig. „Wenn man so viele Kilometer am Tag fährt, dann ist man am Abend so müde, dass man nicht mehr viel um sich rum mitbekommt. Die Nächte waren sehr angenehm und wir haben uns nie schlecht oder unwohl gefühlt.“ Alle zwei bis drei Tage haben sich Phil und Colin einen Schlafplatz in der Nähe eines Sees gesucht. „Damit wir dort auch mal baden gehen können“, sagt der Schwelmer.

Nach dem Gespräch mit der Redaktion sind die Jungs in Schweden angekommen.
Nach dem Gespräch mit der Redaktion sind die Jungs in Schweden angekommen. © Privat | Phil Fischer/Colin Schienbein

Kurz vorm Ziel ziehen beide bereits in Fazit: Die Reise sei nicht nur total schön bislang, sie haben auch total viele, liebe Menschen kennengelernt. „An den Sonntagen, wo Supermärkte geschlossen hatten, haben wir bei Menschen nachgefragt, ob wir etwas zu essen oder zu trinken bekommen können, die waren alle wirklich super nett“, freuen sie sich. Vor ein paar Tagen hat ein Mann sie sogar zum Barbecue eingeladen. „Er sagte nur, ,setzt euch hin, ich bringe euch was vom Schwein und wenn es anfängt zu regnen, könnt ihr gerne reinkommen’“, erzählt Phil Fischer.

Die Reise hat sich schon jetzt „auf jeden Fall gelohnt“, sagen die beiden. „Ich würde das auf jeden Fall noch mal machen, allerdings würde ich in den Ländern, wo es flacher ist, ein Rennrad nutzen. Aktuell sind wir ja mit einem Mountainbike unterwegs. Sowas ist in Ländern wie Österreich besser, da es dort bergig ist“, weiß der Schwelmer.

Fokus auf Zukunft

In ungefähr zwei Wochen sind die Jungs wieder zurück daheim. Und sie sind bereits jetzt stolz auf sich, genau wie ihre Familien und ihre Freunde. Wenn Phil Fischer und Colin Schienbein wieder in der Heimat sind, beginnt für beide auch schon der nächste Abschnitt ihres Lebens. „Ich fange am 1. August meine Ausbildung als Tischler an und freue mich da schon sehr drauf. Außerdem mache ich auch noch meinen Motorradführerschein und will mich wieder mehr auf meinen Sport konzentrieren. Der 15-Jährige hab erst vor Kurzem seinen Fußballverein gewechselt. Auch Colin Schienbein fängt im August seine Berufsausbildung an und möchte seinen Fokus auf die Arbeit und seinen Sport legen. Eine weitere Reisen schließen beide nicht aus.

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Phil Fischer im Selfie: Hier ist einer der Schlafplätze der Jungs zu sehen. Sie haben in Hängematten mitten in der Natur übernachtet.
Phil Fischer im Selfie: Hier ist einer der Schlafplätze der Jungs zu sehen. Sie haben in Hängematten mitten in der Natur übernachtet. © Privat | Phil Fischer/Colin Schienbein