Ennepetal. Harte Jungs, tolle Musik, zufriedene Zuschauer. So liefen die Highland Games in Ennepetal. Wir begleiten ein Team, das zum ersten Mal mitmacht.
Es ist ein wenig so, als würde sich mitten in Ennepetal eine andere Welt auftun: Baumstämme fliegen durch die Luft, „Schweine“ werden durch die Gegend geworfen und Menschen in Schottenröcken verprügeln einander mit Heusäcken. Bereits zum achten Mal finden die Highland Games in Ennepetal statt und holen die traditionellen schottischen Sportarten für einen Tag ins Hülsenbecker Tal.
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„Ich hab mich schon als wir hergekommen sind gefragt, was wir hier eigentlich machen“, bricht eine Teilnehmerin, die mit dem Judo-Club Samurai Schwelm-Ennepetal an der Veranstaltung teilnimmt, in Lachen aus. Sie und elf andere aus ihrem Verein machen zum allerersten Mal bei den Highland Games mit. Vorher hatten sie noch nie Kontakt zu der schottischen Sportart.
Und genau so soll es auch gerne sein. Die Highland Games in Ennepetal sind nicht als sportlicher Wettbewerb gedacht, sondern sind ein Fest für alle. „Wir machen das als Spaßveranstaltung, die nicht so ernst ist“, klärt Tim Peters vom Veranstalter auf.
Ohne Training in den Wettkampf
Für die Sportler von Samurai Schwelm-Ennepetal ist es komplettes Neuland, auf dem sie sich bewegen. Mit zwei gemischten Teams, die in der Fachsprache Clans heißen, treten sie an. Wie sie die verschiedenen Disziplinen am besten meistern, müssen sie beim Event herausfinden. Trainiert und vorbereitet hatten sie sich im Vorfeld nicht, gestehen sie.
Als sie ein schweres Fass zu zweit drei Minuten lang eine Strecke hin und wieder zurück rollen und so viele Umrundungen wie möglich schaffen müssen, sind sie gleichzeitig auf der Suche nach der richtigen Technik und Taktik. „Man lernt, während man es macht. Wir haben festgestellt, dass es gut ist, wenn außen der Stärkere ist und die Tonne dann dreht“, sagt Lesley Baltzer. Und ein Vereinskollege wirft fachsimpelnd ein: „Wichtig ist auch, dass man gleichmäßig drückt, sonst dreht man sich im Kreis.“
Das Lachen ist dabei immer auf den Lippen, auch wenn sie beim Fassrollen mit der Zeit die Gesichter verziehen, weil das ganz schön anstrengend ist. Bei allen anderen Disziplinen verhält es sich genauso. Hinter dem Sackschlagen verbirgt sich ein Zweikampf zwischen zwei Personen, die sich mit einem Sack von einem Baumstamm ‘runterschlagen müssen. Lesley Baltzer und Laura Gehrisch vom Judo-Club hauen sich den Sack, der mit Stroh gefüllt ist, gegenseitig um die Ohren. Tausende kleine Fetzen vom Stroh umhüllen die beiden schnell, was Baltzer „Strohwolke“ nennt. „Ich fand das schon ganz lustig“, sagt sie. Und selbst wenn sie den Heusack mitten ins Gesicht geschmettert bekommt, mindere das nicht den Spaß. Es gibt auch Disziplinen, die bei der breiten Masse bekannter sind. Tauziehen zum Beispiel. Oder das „Schweinewerfen“, bei dem Gewichte so weit wie möglich geworfen oder gestoßen werden müssen, ähnlich wie beim Kugelstoßen. Die Frauen stoßen eine „Sau“ (10 Kilogramm), die Männer einen „Eber“ (15 Kilogramm).
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Einer der Clans vom Judo-Club übt derweil für den nächsten Wettkampf, bei dem es mehrere Aufgaben gibt. Sie laufen erst zu fünft gemeinsam auf zwei großen Holzlatten mit Halteriemen für die Füße. Um sich fortzubewegen, müssen sie ihre Bewegungen abstimmen. Nach einem auszutrinkenden Kaltgetränk der Wahl müssen zwei von ihnen mit einem Sack weiter ins Ziel hüpfen. Beim ersten Trainieren kann da schon mal was daneben gehen, und die beiden Auserwählten fliegen nach wenigen Sprüngen kopfüber und landen mit der Nase auf dem Boden.
Dass sie absolute Anfänger sind, ist für die Clans vom Judo-Club aber nicht weiter schlimm. Beim Baumstammwerfen bekommen sie schnell Hilfe von den Erfahrenen. „Alle sind sehr hilfsbereit und geben einem Tipps, wie man den Baumstamm am besten wirft“, sagt Lesley Baltzer. Die Unterstützung kommt dann von Clans, denen man ansieht, dass sie regelmäßig auf solchen Veranstaltungen sind. In Kilts gekleidet haben sie ihre eigenen Banner sowie T-Shirts und sich extra einen Pavillon mitgebracht, um sich vor der knallenden Sonne zu schützen. Auch wenn es bei der Veranstaltung um Spaß geht, nehmen ein paar Teams die Ennepetaler Highland Games sehr ernst und trainieren auch extra für sie.
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Bei den beiden Clans vom Judo-Club Samurai steht der Erfolg nicht im Mittelpunkt, sie wollen einfach eine schöne Zeit und Spaß haben. Trotzdem schlagen sich die beiden Teams bei ihrer ersten Teilnahme gut und erreichen den zweiten und dritten Rang bei den Mixed-Clans. Da steht einer weiteren Teilnahme bei der nächsten Ausgabe kaum etwas im Wege.
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