Ennepetal. Das Hotel Lion in Ennepetal sollte schon vor Jahren eröffnen. Was tut sich auf der Baustelle? Und wie geht die Stadt mittlerweile damit um?
Es sind Kleinigkeiten, die von außen hin erkennbar auf einen Baufortschritt des Hotels Lion an der Voerder Straße in Ennepetal hindeuten. Vor den seitlich gelegenen Eingängen bilden mehrere Steinplatten jetzt eine Art Stufe. Die Fallrohre auf der Seite des Haupteingangs münden mittlerweile in den Boden und lassen das Wasser nicht mehr auf den Bürgersteig fließen. Der Wildwuchs, der vor einiger Zeit neben und vor allem hinter dem Gebäude spross, ist beseitigt. Die Fassade der früheren, angrenzenden Spielhalle hat eine andere Farbe als noch vor Jahren.
Ansonsten regt sich auf der Baustelle nichts – zumindest nicht, als die Redaktion am Dienstagmittag vorbeischaut. Eigentlich wollte die Inhaberfamilie Arslan ihr Hotel schon längst eröffnet haben. Zuletzt war öffentlich von August 2021 die Rede. Auch im Frühjahr 2019 und im Sommer 2017 sollte das Haus mit angekündigtem Vier-Sterne-Standard schon einmal die ersten Gäste begrüßen.
Stattdessen ist ein Seitenfenster immer noch gesplittert, von innen ist ein Teil der Türen und Fenster abgeklebt. Wer einen Blick hindurch erhascht, sieht aufgestellte Leitern und andere Dinge, die nach Baustelle aussehen.
Eigentümer meldet sich nicht zurück
Wie also steht es um das Hotel Lion? Eröffnet es in diesem Jahr? Wie ist der aktuelle Stand der Bauarbeiten? Wie kommt es, dass in den letzten Jahren so gut wie gar nichts passiert ist? Die Redaktion versucht am Dienstag darüber mit Haydar Arslan zu sprechen. Er hatte sich auch die vorherigen Male für die Ali Arslan Grundbesitz GbR geäußert – oder auch nicht geäußert. Als er vormittags ans Telefon geht, vertröstet er, sagt, dass er in einem Termin, später aber wieder erreichbar sei. Auch am frühen Nachmittag scheint es zeitlich unpassend, man solle noch mal in einer Stunde anrufen, sonst rufe er zurück. Dieser Rückruf erfolgte am Dienstag bis Redaktionsschluss nicht mehr.
Für die Stadt ist der leere, mehrstöckige Bau direkt am Eingang zu Ennepetal ein leidiges Thema. So lief in der Vergangenheit die Entwässerung der Dach- und Balkonflächen über die Fallrohre, die direkt über dem Bürgersteig und seinerzeit noch nicht im Boden endeten. Das sorgte im Winter dafür, dass sich auf dem Gehweg bei entsprechenden Wetterverhältnissen Eis bildete. Die Rechnung für den Mehraufwand der Stadtbetriebe lässt sich Familie Arslan nur mit Hindernissen zustellen.
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„Seitens des Bauherren wurde zwischenzeitlich die ordnungsgemäße Entwässerung abgearbeitet und hergestellt. Somit entstehen auch keine weiteren Kosten für die Stadt Ennepetal“, erklärt Hans-Günther Adrian, Pressesprecher der Stadt Ennepetal auf Nachfrage der Redaktion. Aktuell habe die Stadt keinen Aufwand mit der Baustelle. „Die Baustelle wird von unserer Bauordnungsabteilung in unregelmäßigen Abständen immer wieder in Augenschein genommen“, so Adrian weiter. „Wir stellen dabei fest, dass verschiedene kleinere Bautätigkeiten stattfinden. Das deutsche Baurecht schreibt Bauherren nicht vor, in welchem Zeitraum sie einen Neubau fertigstellen müssen.“ Daher gebe es keine Handhabe, gegen den Bauherren vorzugehen, und somit entsprechend auch keine Pläne.
Seit Jahren Problemimmobilie
„Die Kommunikation mit dem Bauherren muss man als schwierig bezeichnen“, sagt Adrian außerdem. Seit Jahren versucht die Stadt weiterhin das Gespräch mit dem Eigentümer zu suchen, um eine Lösung für das Hotel zu finden.
Die Misere an der extrem hoch frequentierten Kreuzung Neustraße und Voerder Straße in Ennepetal begann vor knapp 18 Jahren, als das Wohnhaus, das dort stand, Anfang des Jahres 2004 niederbrannte. Die angrenzende Spielhalle fiel den Flammen nicht zum Opfer, war weiterhin in Betrieb. Beides war bereits zum Zeitpunkt des Brandes im Besitz der Ali Arslan Grundbesitz GbR. Die wartet drei Jahre, bevor sie die Brandruine abreißt. Noch einmal fünf Jahre später, in denen dort lediglich eine Brache an die heruntergekommene Spielhalle angrenzte, begann die GbR damit, ein Wohn- und Geschäftshaus zu bauen. Mittlerweile schrieb man das Jahr 2012.
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Doch die Baustelle entsprach nicht der Genehmigung, so dass die Stadt den Bau stoppte. Eine Bauvoranfrage für ein Hotel scheiterte 2014 an den Stellplätzen. Der nächste Anlauf für ein Wohn- und Geschäftshaus – diesmal unter Regie des Ennepetaler Architekten Wolfgang Frey – floppte erneut und plötzlich sollte dort doch wieder ein Hotel errichtet werden. Die angrenzende Spielhalle ist von außen hin bis heute als solche erkennbar, sie darf aber seit ihrer Schließung nicht mehr öffnen, weil sie ihren Bestandsschutz verloren hat. Dort – so teilte Arslan seinerzeit mit – solle die Hotelküche untergebracht werden.