Gevelsberg/Schwelm. Fast eineinhalb Jahre ist das Hochwasser her. Die Bewohner eines Pflegezentrums in Gevelsberg können trotzdem noch nicht wieder zurück.
Sie traut sich kaum noch, eine Prognose abzugeben, wann es endlich soweit sein könnte. Andrea Grünewald leitet das Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang an der Hagener Straße in Gevelsberg. So wie ihr Team und die Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung hofft sie schon lange, dass sie endlich wieder zurück nach Hause können.
Mitte Juli 2021 trifft das Hochwasser das Zentrum am Vogelsang. Zu dieser Zeit ist die Renovierung in vollem Gange. Gerade als der erste Trakt fertig saniert ist und die Ersten in ihre neuen Einzelzimmer ziehen, müssen sie auch schon wieder ausziehen.
Was folgt sind eine Kette von Problemen und immer wieder neue Verzögerungen. Hatte Andrea Grünewald zuletzt darauf gehofft, vor Weihnachten 2022 wieder in Gevelsberg arbeiten zu können, haben sich diese Hoffnungen unlängst wieder zerschlagen. Wird es nun Ostern? Mitte des Jahres? Oder sogar Weihnachten 2023? Nach Corona-Pandemie und Hochwasser machen die mittlerweile üblichen Schwierigkeiten im Baugewerbe der Einrichtung zu schaffen.
Weitere Wasserschäden
Von außen betrachtet herrscht auf der Baustelle am Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang Stillleben. Zumindest vormittags, als die Redaktion vor Ort vorbeischaut. Anders sieht es laut Einrichtungsleiterin Grünewald im Innern aus. „Der zweite Teil wird gerade fertig gemacht. Das sieht schon richtig gut aus“, erklärt sie. Zur Erinnerung: Die verschiedenen Bereiche des Gebäudes werden nacheinander renoviert. Als das Hochwasser kam, war der erste Trakt wieder bewohnbar.
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„Gerade werden die Wohnbereiche fertig gemacht“, sagt Andrea Grünewald. „Im Versorgungstrakt geht es jetzt auch weiter.“ Dieser befindet sich im Keller, beinhaltet Küche und auch die EDV des Gebäudes. Hier waren die Schäden groß. Zwischenzeitlich habe es bei Starkregen auch neue Probleme mit Wasser gegeben, so die Chefin des Pflegezentrums.
Aber Andrea Grünewald ist guter Dinge: „Es ist jetzt alles trocken, der Muff ist raus. So macht es einen guten Eindruck.“ Der Eingangsbereich und die Cafeteria stehen auch noch auf der Renovierungsliste. Eine zeitliche Perspektive für den Wiedereinzug? Schwierig. Nach den Bauarbeiten müsse noch mal eine Abnahme stattfinden und gegebenenfalls nachgebessert werden.
Probleme mit Baumaterial
In der Vergangenheit sei es nicht so einfach gewesen, an Baumaterial zu kommen, Preise seien gestiegen. „Zwischenzeitlich konnten einige Firmen nicht weitermachen“, erinnert sich Grünewald. Auch seien Firmen pleite gegangen oder sie hätten ihre Bauarbeiter woanders eingesetzt.
Während des gesamten Prozesses kommt das Pflegezentrum vom Vogelsang in der Schwestereinrichtung Haus Curanum am Ochsenkamp in Schwelm unter – anfangs sogar noch auf verschiedenen Etagen. Die Bewohnerinnen und Bewohner arrangierten sich mit der provisorischen Lösung. Trotzdem wünschen sich einige, endlich wieder nach Gevelsberg zu können. Angehörige sind zum Teil unzufrieden mit der Situation, machen ihrem Ärger zwischenzeitlich Luft.
Teil der Korian-Gruppe
Das Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang, Hagener Straße 367-371, ist Teil der Korian-Unternehmensgruppe (früher Curanum) und bietet in dem Gebäude, das derzeit umgebaut wird, vier Wohnbereiche auf vier Etagen.
Wer sich für Betreuungsplätze, die nach dem Umbau wieder zur Verfügung stehen, oder das betreute Wohnen nebenan interessiert, kann sich melden bei Regina Willim, 02336/9291-164, und Andrea Grünewald, 02336/ 9291-162.
Über den Stand der Dinge und die Betreuung im Allgemeinen informiert die Einrichtung auch auf ihrer Facebook-Seite unter dem Profilnamen „Korian Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang Gevelsberg“.
Weitere unschöne Auswirkung: Nach und nach verlassen die Menschen auch die zwölf Apartments für das betreute Wohnen, die am Vogelsang direkt neben dem Pflegezentrum liegen. „Die Leute sind ausgezogen, weil die Angebote direkt nebenan nicht mehr da waren“, weiß Andrea Grünewald. „Der eine oder andere ist auch mit rübergezogen oder Angehörige haben die Leute wieder zu sich nach Hause genommen.“ Also starten auch hier Renovierungsarbeiten. Mittlerweile sind laut Grünewald wieder sieben Apartments belegt.
Schwierige Personalplanung
Hintergrund der Umbauarbeiten im Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang ist das Wohn- und Teilhabegesetz des Landes NRW. Das schreibt unter anderem vor, dass Pflegeheime mindestens 80 Prozent ihrer Zimmer als Einzelzimmer anbieten müssen. Das Zentrum für Betreuung und Pflege stellt sich in mehreren Bauabschnitten darauf ein.
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Nach dem Umzug kann die Einrichtung wieder ihre volle Kapazität von 90 Betten ausschöpfen. 14 davon sind im Bereich der Kurzzeitpflege. Nach dem Umbau teilen sich die Zimmer auf 13 Doppelzimmer und 64 Einzelzimmer auf.
Dann wird Andrea Grünewald auch wieder personell aufstocken. Aktuell fährt sie in dieser Angelegenheit „auf Sicht“. „Für die Personalplanung wäre wichtig, dass es einen Umzugstermin gibt“, macht sie klar. „Im Grunde kann ich nichts machen, ich kann nur die Mitarbeiter, die gehen, ersetzen.“