Ennepetal. Familie Arslan ist nach vielen vollmundigen Ankündigungen untergetaucht. Spielhalle bleibt dauerhaft geschlossen. Zukunft des Gebäudes ungewiss.
Der frische Putz bröckelt, Scheiben sind zerschlagen, bevor das Fenster das erste Mal geöffnet hat. Das Umfeld ist verdreckt. Die Natur holt sich den Rohbau langsam zurück. Alles deutet darauf hin, dass das Hotel Lion an der Voerder Straße in Ennepetal lange vor der Eröffnung zur Bauruine wird. Die Inhaberfamilie Arslan hingegen – zuletzt war Haydar Arslan Ansprechpartner – ist untergetaucht. Eine Adresse, an die die Stadt Rechnungen und Strafgelder zustellen kann, existiert nicht mehr in Deutschland.
Die Misere an der extrem hoch frequentierten Kreuzung Neustraße und Voerder Straße in Ennepetal begann vor knapp 18 Jahren, als das Wohnhaus, das dort stand, Anfang des Jahres 2004 niederbrannte. Die angrenzende Spielhalle fiel den Flammen nicht zum Opfer, war weiterhin in Betrieb. Beides war bereits zum Zeitpunkt des Brandes im Besitz der Ali Arslan Grundbesitz GbR. Die ließ sich erstmal drei Jahre Zeit, um die Brandruine abzureißen. Noch einmal fünf Jahre später, in denen dort lediglich eine Brache an die heruntergekommene Spielhalle angrenzte, begann die GbR damit, ein Wohn- und Geschäftshaus zu bauen. Mittlerweile schrieb man das Jahr 2012.
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Doch die Baustelle entsprach nicht der Genehmigung, so dass die Stadt den Bau stoppte. Eine Bauvoranfrage für ein Hotel scheiterte 2014 an den Stellplätzen. Der nächste Anlauf für ein Wohn- und Geschäftshaus – diesmal unter Regie des Ennepetaler Architekten Wolfgang Frey floppte erneut und plötzlich sollte dort doch wieder ein Hotel errichtet werden. Das ist der Stand der Baugenehmigung aus dem Jahr 2016, der noch heute gilt: ein Hotel mit 20 Zimmern, 34 Betten inklusive einer Suite. Im Sommer 2017 – so hieß es damals im Gespräch mit dieser Zeitung – solle das Hotel eröffnen. Es tat sich: Nichts.
Das Problem für die Behörden: Sobald die Arslans auch nur einen neuen Stein setzen, gilt dies als Baufortschritt, und den Behörden sind für ein Jahr die Hände gebunden, dort zu intervenieren. Zwei Jahre später nahm sich diese Zeitung des Themas erneut an. Diesmal verkündete Haydar Arslan, das Hotel solle mit Vier-Sterne-Standard im Frühjahr 2019 öffnen. Es tat sich: Nichts.
Zumindest nicht, was die Eröffnungspläne des Hotels anbelangt. Geschlossen ist mittlerweile die Spielhalle und diese wird auch nicht mehr wieder eröffnen dürfen, weil sie mit ihrer Schließung ihren Bestandsschutz verloren hat. Dort – so teilte Arslan seinerzeit mit – solle die Hotelküche untergebracht werden. Ob dies jemals Realität wird, darf bezweifelt werden und eine Aussage von der Ali Arslan Grundbesitz GbR ist auch nicht zu bekommen. Die veröffentlichten Telefonnummern aus Ennepetal und Borkum existieren nicht, eine weitere Nummer aus Köln führt auf eine falsche Fährte. „Ich werde öfter wegen dieser Sache angerufen, das ist nur eine Namensgleichheit“, heißt es am anderen Ende der Leitung. Ob diese Aussage wahr ist? Zumindest lässt sich das Gegenteil nicht beweisen. Über die Mobilfunknummer von Haydar Arslan erreicht man nur die Sprachbox.
Die gleichen Schwierigkeiten hat auch die Stadt Ennepetal, denn sie will dem Eigentümer Rechnungen zustellen wegen einer Sache, die an Dreistigkeit schwer zu überbieten ist und bereits öffentlich diskutiert wurde: „Die Entwässerung der Regenrinnen läuft über Fallrohre direkt auf den Bürgersteig“, sagt Hans-Günther Adrian, Pressesprecher der Stadt Ennepetal im Gespräch mit dieser Zeitung. Folge: Im Winter müssen die Stadtbetriebe dort den Gehweg an der Einkaufsstraße vom Eis befreien. „Arslan ist für uns aktuell postalisch nicht greifbar. Es existiert keine Meldeadresse in Deutschland“, sagt Adrian.
So scheint vollkommen unklar, ob dieses Hotel jemals eröffnen wird. Erstens, weil sich dem Passanten, der sich den Bau sowie dessen Umfeld einmal genauer anschaut, schnell die Frage stellt, wie viele weitere Dinge nicht den in Deutschland geforderten Standards entsprechen. Zweites, weil der Neubau lange vor seiner ersten Nutzung bereits auf dem besten Weg ist, zu einer Ruine zu verkommen.