Gevelsberg. Anja Wille aus Gevelsberg ist Diensthundführerin bei der Polizei. Sie verrät, wann sie und ihr Hund gerufen werden und wie sie trainiert haben.

Ein Täter versteckt sich in einem Gebäude oder macht sich aus dem Staub, hat die Beute weggeworfen oder versteckt – in diesen Fällen kann Polizei-Diensthündin Lahja die Person oder die Gegenstände ausfindig machen. Aber auch auf Demonstrationen oder am Rande von Fußballspielen ist die sechs Jahre alte Holländische Schäferhündin (Hollandse Herder) mit ihrem Frauchen, der Diensthundführerin Anja Wille aus Gevelsberg, im Einsatz.

Die beiden sind in ganz NRW, aber auch in anderen Bundesländern unterwegs, erleben G7 oder die Auseinandersetzungen rund um den Hambacher Forst aus nächster Nähe. Und fliegen vor einer Kneipe in der Nähe mal die Fäuste, sind sie in der Regel auch nicht weit, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen. „Da, wo Gewalt ist, ist der Diensthund“, bringt es Anja Wille auf den Punkt.

Eine Ausbildung für die nicht jeder Hund und auch nicht jeder Mensch geeignet ist. Denn im Training müssen sich beide Teile des Mensch-Tier-Gespanns aufeinander einstellen und lernen, auch in Ausnahmesituationen miteinander zu funktionieren.

Mehrmonatige Ausbildung

Lahja kommt ursprünglich aus dem Tierschutz. „Vom Familienhund bis zum Polizeihund hat sie zehn Monate gebraucht“, erinnert sich Wille an die Ausbildung. Im Alter von zwei Jahren kam die Hündin zu der Polizistin aus Gevelsberg. Deren Idee, Diensthundführerin zu werden, lag für sie nicht allzu fern. „Meine Affinität zu Hunden war dafür ausschlaggebend“, sagt Wille. „Das ist auch eine Voraussetzung.“ Sie weiß, dass es auch Gegenbeispiele gibt. „Es gibt auch Hundeführer, die sagen, sie wollen nicht mehr, weil sie von ihrem Hund gebissen wurden“, sagt sie.

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Vier Monate habe ihre und Lahjas Grundausbildung als Team gedauert, erklärt sie weiter. Dabei gehe es auch darum, die Bindung zwischen Mensch und Tier zu fördern, aus ihnen eine Einheit zu machen. Lahja sei zusätzlich Rauschgiftspürhündin, eine zusätzliche und ebenfalls mehrmonatige Ausbildung. Alle zwei Wochen machen Anja Wille und Lahja eine gemeinsame Fortbildung, um für den Polizeialltag fit zu bleiben.

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Die Tiere würden zum Beispiel aus dem Tierheim oder – wie Lahja – aus dem Tierschutz zur Polizei kommen. „Es gibt aber auch eine landeseigene Zucht“, fügt Anja Wille hinzu. Darüber hinaus würden andere Züchter auch Tiere anbieten. In der Regel seien es Belgische oder Holländische Schäferhunde, aber auch das deutsche Pendant oder Rottweiler finden ihren Weg in den Dienst.

„Die müssen bestimmte Voraussetzungen haben“, sagt Anja Wille und nennt einen starken Spieltrieb und einen Beutetrieb als Beispiele. „Sie müssen Spaß an der Arbeit und einen ,will to please’ haben.“ Auf Deutsch heißt das, sie sollten einen Willen haben, zu gefallen. Die Tiere sollten also leicht zu erziehen, gelehrig und anhänglich sein. Das ist aber nicht alles. „Sie müssen sehr umweltsicher sein, also Straßen, Gitter, Treppen oder Menschenmassen dürfen sie nicht stressen“, erklärt die Polizistin weiter.

Privat eine Herausforderung

Offiziell gehört Lahja als Diensthündin der Behörde, diese entscheidet auch über das Tier. Sie verbringt trotzdem nicht nur den Dienst mit Anja Wille, sondern lebt auch bei ihr und ihrem Mann zuhause. Das sei möglich, es gebe dafür aber Vorschriften. „Ich musste für Lahja einen Zwinger zuhause aufstellen, über den muss man den Hund von außen füttern und wässern können“, sagt die Gevelsbergerin. Hintergrund ist, dass jede und jeder gefahrlos in der Lage sein muss, die Hündin zu versorgen, sollte Anja Wille mal ausfallen und das nicht selbst übernehmen können. Auch ihren privaten Pkw musste die Gevelsbergerin umrüsten, um Lahja entsprechend zu sichern.

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„Der Hund hat eine spezielle Ausbildung genossen, dass heißt privat ist es mit Diensthund schon mal eine Herausforderung“, gibt die Polizistin zu. Anja Wille ist immer dafür verantwortlich, dass nichts passiert, wenn sie Gäste zuhause empfängt oder beim ganz normalen Gassi gehen. Deshalb sind sie und Lahja meistens nachts unterwegs oder eben dann, wenn sie angefordert würden. „Eine gewisse Flexibilität ist wichtig, wenn man keinen Partner oder keine Kinder hat, ist das gut“, sagt Wille über den Dienst.

Lahja soll auch danach bei Anja Wille leben, wenn sie zu alt ist für die Polizeiarbeit. Keine Selbstverständlichkeit. Der Dienst der Hunde ende in der Regel krankheitsbedingt oder wenn die Tiere neun oder zehn Jahre alt würden. „Man sagt, eineinhalb bis zwei Jahre vorher sollte man sich schon einen neuen Hund für den Dienst holen“, erklärt Anja Wille.