Gevelsberg. Das Team des Hospizes Emmaus in Gevelsberg schaut rund um die Feiertage besonders auf die, die es betreut. Und das hat ganz bestimmte Gründe.

„Ich weiß, wie es sich anfühlt, einen Menschen kurz vor Weihnachten zu verlieren. Meine Mutter ist vor acht Jahren zwei Tage vor Weihnachten verstorben.“ Das ist die Schilderung einer Ehrenamtlichen, die sich in ihrer Freizeit für das Hospiz Emmaus in Gevelsberg einsetzt. Eine Erfahrung, die beispielhaft für die Arbeit dort stehen kann.

Besonders in der Zeit um die Feiertage muss das Hospiz-Team auf die Menschen schauen, die es betreut und die es in ihrer Trauer begleitet. Wichtig dabei: Wer hat ein stabilisierendes Umfeld? Wer ist im schlimmsten Fall allein? „Für die Menschen die jemanden verloren haben, sind die Feiertage noch mal besonders schlimm“, weiß Michaela Pesenacker, stellvertretende Geschäftsführerin und Koordinatorin des Kinder- und Jugendhospizes. Und das sei auch Jahre nach dem Todesfall so. „Wir im Team machen uns da ganz konkret Gedanken zu“, erklärt Pesenacker. So dass die Ehrenamtlichen diejenigen, die in dieser Zeit alleine seien, zum Beispiel auch zwischen den Feiertagen besuchen.

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Aber auch für die Helfer selbst ist die Arbeit dann noch einmal anders als sonst. So erinnert sich die Ehrenamtlerin aus dem Hospiz weiter an ihre Mutter: „Sie wurde vom Hospiz begleitet. Mein Vater hat sie gepflegt. Er wurde Heiligabend 85 Jahre alt“, sagt sie. „Eigentlich habe ich immer eine emotionale Distanz zu meinen Begleitungen, aber wenn jemand im Herbst oder in der Adventszeit verstirbt, macht das schon etwas mit einem selbst.“

Das private Umfeld im Blick

Ein Gefühl, dass sich auf die eigene Arbeit übertragen lässt. „Man fragt sich, wie wird es für diese Angehörigen an diesem Fest sein“, erklärt die Frau. „Ich finde es wichtig, ihnen zu vermitteln, dass sie nicht alleine sind.“

Natürlich sei wichtig, immer das private Umfeld zu beachten. Hier kommt die wichtige Frage wieder ins Spiel: Haben die Angehörigen Familie oder sind sie ganz alleine? „Als Ehrenamtliche kann ich mich in der Adventszeit melden, per Telefon, Whatsapp etc. oder eine Karte schreiben“, so die Hospiz-Kollegin. Das sei natürlich immer davon abhängig wie das Verhältnis während der Begleitung gewesen sei.

Außerdem:

Manchmal traue man sich nicht, etwas von sich zu erzählen. Beispielsweise, was man selbst in der Vorweihnachtszeit oder zu Weihnachten mache. „Aber die Menschen brauchen eine gewisse Normalität, kein Mitleid, eher Interesse oder Mitgefühl“, weiß die Frau. „Vielleicht kann man auch gemeinsam mit ihnen überlegen, welche Möglichkeiten der Gestaltung der Festtage es für sie geben kann.“ Wichtig sei es auch, noch nach den Feiertagen zu erfragen, wie es gewesen ist.

Aber noch etwas ist vor und rund um die Feiertage noch anders als sonst. Das Spendenaufkommen für die Hospizarbeit wächst. „Die intensivste Zeit ist die Adventszeit“, sagt Michaela Pesenacker. „Das liegt aber glaube ich daran, dass Firmen dann ihre Jahresabschlüsse haben und dann gegebenenfalls etwas über haben.“ Besonders in der Weihnachtszeit würden auch viele Privatleute an das Hospiz spenden. Bis Mitte Januar sei die finanzielle Unterstützung mehr als sonst. „Dann pendelt sich wieder Normalität ein“, so die stellvertretende Geschäftsführerin.

Durchstarten nach Corona

Normalität ist auch ein Stichwort, dass an anderer Stelle für das Emmaus-Team eine Rolle in diesem Jahr gespielt hat. Die Einrichtung hat die Folgen der Corona-Pandemie deutlich zu spüren bekommen, kommt es bei der Arbeit doch auch auf Zwischenmenschlichkeit an.

„Es gab eine Zurückhaltung bei den Patienten“, weiß Pesenacker noch. „Es konnten auch viele Gruppenangebote bei uns nicht stattfinden.“ Das Emmaus-Hospiz bietet sowohl für Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene Gruppen zur Trauerbewältigung und zum Austausch untereinander an. „Jetzt hat man das Gefühl, dass wieder mehr Normalität herrscht“, sagt Michaela Pesenacker.

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Normalität, die auch dafür gesorgt hat, dass ein besonderer Höhepunkt für das Hospiz in diesem Jahr besonders gefeiert werden konnte: Die offizielle Eröffnung und Einweihung des neuen Anbaus in der Hagener Straße 339. An dieser Stelle kommen auch wieder die vielen Spenden ins Spiel, denn vor allem über sie konnte das Gebäude realisiert werden.