Ennepe-Ruhr. Auch Asbest und PCB im Gebäude: Der Ennepe-Ruhr-Kreis plant mit der Sanierung seines Hauptsitzes in Schwelm nicht weniger als ein Großprojekt.
„Es gibt eine stattliche Liste an Punkten, die untersucht werden müssen. Eine Kernsanierung ist möglich und sinnvoll.“ Das ist grob zusammengefasst das Fazit, dass das Büro „Hitzler Ingenieure“ zur angedachten Sanierung des Schwelmer Kreishauses und seiner Nebenstelle in Witten zieht. Genaugenommen ist es ein Zwischenfazit. Es handelt sich dabei um Einblicke in die noch nicht abgeschlossene Machbarkeitsstudie zur Sanierung der Gebäude.
Zur Erinnerung: Der Ennepe-Ruhr-Kreis möchte seinen Hauptverwaltungssitz an der Hauptstraße in Schwelm sanieren. Gleiches plant die Behörde für seine Nebenstelle am Schwanenmarkt in Witten. Unklar ist bislang, wann es losgeht, wie lange die Maßnahmen dauern und vor allem wie teuer sie werden.
Die Machbarkeitsstudie soll für mehr Klarheit sorgen. Aber schon der Zwischenbericht im Bauausschuss am Mittwochabend zeigt: „Das wird eine veritable Kernsanierung.“ So bringt es Christian Kappenhagen, der für das Projekt zuständige Fachbereichsleiter beim Ennepe-Ruhr-Kreis, auf den Punkt. In beiden Gebäuden gibt es Mängel im Brandschutz, tragende Bauteile sind in die Jahre gekommen, es braucht eine komplett neue Heizungsanlage, vereinzelt sind Asbest und PCB nachgewiesen worden.
Parkdecke in kritischem Zustand
Tische und Stühle, die im Brandfall nicht in Fluren stehen sollten, sind ein Beispiel. In Fluchtwegen sind Leitungskabel verlegt, die dort nicht sein dürften, ohne brandschutztechnisch abgeschottet zu sein. Ein Rauchabzug im Kreistagssaal wäre ebenfalls nicht ausreichend gewährleistet.
„Wir haben eine ganze Reihe von Mängeln festgestellt, aber nichts, was jetzt umgehend beseitigt werden müsste“, erklärt Marcel Timm von „Hitzler Ingenieure“. Grundlegend sei das Gebäude in einem Zustand, der bei dessen Alter zu erwarten gewesen sei. Das Kreishaus in Schwelm entstand in den Jahren zwischen 1969 und 1972, ist also jetzt 50 Jahre alt. Timm berichtet von Rissbildungen und Betonabplatzungen. Vorgehängte Balkone an der Fassade seien instandzusetzen.
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Kritischer Punkt: Die Parkdecks des Kreishauses. Der Bauingenieur spricht von einem alarmierenden Zustand. „Eine Sanierung ist hier dringend nötig“, macht Marcel Timm deutlich. Bis zur Sanierung des Kreishauses könnten die Decks aber noch genutzt werden. Zumindest, wenn das Kreishaus bald saniert werde.
Belastung durch Schadstoffe
Dabei werden auch Schadstoffe eine Rolle spielen, die die Bauexperten bei ihren Untersuchungen gefunden haben. Die Rede ist zum Beispiel von Asbest im Estrich. „Der ist aktuell durch den Bodenbelag versiegelt“, so Marcel Timm. „Da besteht kein akuter Handlungsbedarf, wenn gebaut wird, muss das aber saniert werden.“ In Fugenmasse zwischen Betonteilen sei außerdem PCB festgestellt worden. Im Folgenden zählt er noch weitere Schadstoffe auf. Auch hier gilt: Akut muss nichts gemacht werden. Bei einer Sanierung sollten die Problemstellen aber behoben werden.
Auch Nebenstelle in Witten untersucht
Im Zuge der Machbarkeitsstudie haben die beauftragten Experten auch die Nebenstelle des Ennepe-Ruhr-Kreises am Schwanenmarkt in Witten untersucht. Hier ziehen sie ein ähnliches Fazit wie beim Kreishaus. Das Gebäude ist ebenfalls mit Asbest und PCB belastet.
Wichtiger Unterschied: In der Nebenstelle muss auch die Fassade neu gemacht werden. „Es bleibt also nur das Betongerüst im Innern stehen“, erklärt Marcel Timm von „Hitzler Ingenieure“.
„Die Fassade wurde 2011 saniert, die ist noch okay“, erklärt Marcel Timm weiter. „Die könnte man noch energetisch optimieren, das müsste man dann untersuchen.“ Auch die Fenster in den oberen Etagen seien auf dem Stand der Zeit. Im Ratstrakt und in Teilen des Kellergeschosses seien die Fenster aber nur einfach verglast. „Unten müsste man austauschen“, so Timm.
Die Heizungsanlagen würden dem Lebensalter des Gebäudes entsprechen. Auch hier braucht es laut „Hitzler Ingenieure“ eine Erneuerung. Dass die Heizung über Gas laufe, sei bei den aktuellen Entwicklungen ebenfalls zu bedenken. Die sanitären Anlagen seien auch in die Jahre gekommen und dementsprechend auszutauschen. Die Elektrotechnik des Kreishauses werde aktuell erneuert und könne bis zur Sanierung noch weitergenutzt werden.
Weiterhin offene Fragen
Fachbereichsleiter Christian Kappenhagen fasst zusammen: „Von den Büros bleibt ein Stahlbetonskelett übrig. Darin wird wieder eingebaut. Fenster und Fassade bleiben drin.“ Oliver Flüshöh, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion und des Bauausschusses, sah im Zwischenbericht eine Bestätigung. „Wir können dieses Gebäude sanieren, aber es wird eine Kernsanierung“, sagte er.
„Wir werden als nächstes überlegen, wie wir die nächsten Schritte angehen“, so Flüshöh weiter. Der Abschlussbericht der Machbarkeitsstudie wird in den kommenden Wochen erwartet. Die Kreisverwaltung möchte die Ergebnisse analysieren und verarbeiten.
Dann werden auch die noch offenen Fragen zum großangelegten Sanierungsprojekt beantwortet werden müssen. Wo arbeiten die rund 660 Beschäftigten der Kreisverwaltung während der Bauarbeiten? Welche Kosten sind zu erwarten? Wie wird die Leitstelle der Feuerwehr untergebracht? „Dann werden wir uns auch Gedanken über einen Zeitplan machen“, erklärt Christian Kappenhagen. Klar ist für ihn: „Wir werden nicht so sanieren, wie man es vor 50 Jahren gemacht hätte.“ Dabei werde nicht nur saniert, sondern auch geguckt, wie in den Gebäuden künftig gearbeitet wird. Der Ennepe-Ruhr-Kreis möchte als Arbeitgeber den Anforderungen einer modernen Arbeitswelt gerecht werden.