Ennepetal. Herber Schlag für die Ennepetal Raccoons: Der Sportausschuss hat den Bau einer Baseballanlage am Tanneneck abgelehnt. Das sind die Gründe.

Die Hoffnungen der Ennepetal Raccoons auf den Bau einer Baseballanlage in Ennepetal haben sich zerschlagen. Der Sportausschuss entschied sich mit klarer Mehrheit dagegen, den erforderlichen Millionenbetrag in den Haushalt für das Jahr 2022 aufzunehmen. Damit wird zumindest der höherklassige Spielbetrieb für den Verein, dessen erste Herrenmannschaft in der Zweiten Liga antritt, in Ennepetal voraussichtlich keine Zukunft haben. Bei den Vereinsverantwortlichen sitzt die Enttäuschung tief.

Vor drei Jahren hatten die Raccoons erstmals konkret ihren Wunsch nach einer Baseballanlage vorgetragen, die höheren Ansprüchen genügt. Das Zweitligateam musste bis dato nach Bochum oder Düsseldorf ausweichen, weil es in Ennepetal keine Anlage gibt, die den Anforderungen des Verbandes entspricht. Alle anderen Mannschaften des Vereins trainieren und spielen auf dem Kunstrasenplatz am Tanneneck. Pläne für die Errichtung einer Anlage in Rüggeberg wurden nach ersten Überlegungen nicht weiter verfolgt. Der Verein hatte auch eine andere Option ins Spiel gebracht: die Fläche neben dem Kunstrasen am Tanneneck (Helkenberger Weg), die der Evangelischen Stiftung Loher Nocken gehört (wir berichteten).

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In der Ausschusssitzung am Dienstagabend hatte die Verwaltung nun erstmals eine konkrete Kostenschätzung für die neben dem Kunstrasenplatz am Tanneneck in Voerde geplante Anlage vorgelegt. 4,35 Millionen Euro veranschlagt das beauftragte Planungsbüro Kemper aus Dorsten.

So setzen sich die geschätzten Kosten zusammen

Der Vorentwurf für die Anlage sah vor, dass die Erschließung über den Helkenberger Weg erfolgen und die Stellplätze für Busse und Pkw vor dem 95 x 115 Meter umfassenden Spielfeld angelegt würden. Aufwendig wäre der Bau vor allem aufgrund des starken Gefälles, es müssten inklusive der vorgesehenen fünf Meter hohen Lärmschutzwand etwa 14 Meter Höhenunterschied ausgeglichen werden.

Die vorgelegte Kostenschätzung in Höhe von 4,35 Millionen Euro setzt sich aus folgenden Positionen zusammen: 480.000 Euro Planungskosten, 500.000 Euro für den Erdbau, 350.000 Euro für Gründung und Unterbau, 710.000 Euro für Oberbau und Deckschichten, 160.000 Euro für die technischen Anlagen sowie insgesamt 160.000 Euro für die Außenanlagen. 1,3 Millionen Euro werden für die Baukonstruktionen wie die Stützwand, für die allein 960.000 Euro angesetzt wurden, die Lärmschutzwände, Zäune und Tore, Tribünen sowie optional eine Treppe zum höher liegenden Kunstrasenplatz kalkuliert.

„Ich sehe nicht, dass wir das Geld zur Verfügung stellen können“, erklärte Anita Schöneberg (SPD). Ähnlich äußerte sich Charline Zwick (CDU). „In den letzten Wochen hat wohl jede Fraktion Besuch vom Kämmerer bekommen. Die Summe ist für uns nicht darstellbar.“ Grünen-Fraktionsvorsitzender Prof. Kurt Bienert erklärte: „Mit blutet das Herz. Von den Emotionen her wäre ich voll dafür, allerdings habe ich meine Zweifel, ob wir das stemmen können.“ Und FDP-Fraktionschef Michael Haas sagte: Es ist traurig. Wir haben wirklich gedacht, dass wir den Raccoons helfen könnten. Das wird bei der Summe aber schwierig. Von dem Projekt müssen wir uns wohl verabschieden, aber nicht von der Idee, den Raccoons etwas zur Verfügung zu stellen.“

FWE-Fraktionsvorsitzender Rolf Hüttebräuker sprach sich hingegen dafür aus, den Betrag in den Haushalt aufzunehmen. Der Hauptausschuss solle dann die Entscheidung treffen, ob die Mittel tatsächlich für 2022 bereit gestellt werden. „Dann müssen wir gegebenenfalls andere Sachen verschieben.“ Roland Tuschinski (Die Linke) erklärte, dass er dem Vorhaben zustimme. Man habe von Anfang an auf der Seite der Raccoons gestanden.

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Weil die Ausschussmitglieder die Kostenschätzung erst kurzfristig per Tischvorlage erhalten hatten, regte Charline Zwick allerdings an, die Abstimmung über die Mittelbereitstellung auf die abschließende Etatberatung im Hauptausschuss zu verschieben. Auch Roland Tuschinski bezeichnete es als „sehr unglücklich, dass eine so wichtige Entscheidung für die Raccoons“ getroffen werden solle, ohne vorher in der Fraktion darüber beraten zu können. Anita Schöneberg erklärte daraufhin,. dass die SPD-Fraktion schon jetzt treffen werde. „Ich bin im Hauptausschuss keine andere als im Sportausschuss“, sagte sie.

Große Enttäuschung beim Vereinsvorsitzenden

Letztlich stellte Ausschussvorsitzender den Beschlussvorschlag zur Abstimmung, dass der Sportausschuss dem Rat empfiehlt, für das Jahr 2022 Haushaltsmittel für Planung und Umsetzung einer Baseballanlage an der Sportanlage Helkenberger Weg in Höhe von 4,35 Millionen Euro nicht bereitzustellen. Dem folgte der Ausschuss mit klarer Mehrheit. Gegenstimmen gab es von den Mitgliedern der FWE und der Linken.

„Die Enttäuschung sitzt richtig tief“, sagte der Vorsitzende der Ennepetal Raccoons, Andreas Bernhard, im Gespräch mit dieser Zeitung. „Man hat den Raccoons auf jeden Fall ein Messer in den Rücken gestochen, das muss man so sehen.“ Gute Spieler seien nicht zu halten. „Und die Jugend richtet sich an den Herren aus, da ist die Zweite Liga natürlich attraktiv. Ob wir dann Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren halten können, ist fraglich“, meinte Bernhard. Kritik übte er an dem schleppenden Planungsprozess. „Die Verwaltung hat eineinhalb Jahre Zeit gehabt, daraus etwas zu machen. Und jetzt soll das Projekt mit einer Kostenschätzung von 4,35 Millionen Euro in den Brunnen gefallen sein.“ Er werde für sich persönlich Konsequenzen aus der Entscheidung ziehen, so der Vereinsvorsitzende. Wie diese Konsequenzen aussehen werden, werde er sich noch überlegen. Dazu wolle er zunächst noch einige Gespräche führen.