Ennepetal. . Raccoons wünschen sich neues Feld. Baseball-Verein muss Heimspiele in Düsseldorf und Bochum austragen. Rot-Weiß Rüggeberg hofft auf Kunstrasen.
Ob der Wunsch der Ennepetaler Raccoons nach einem neuen Baseball-Feld in Erfüllung geht, ist noch offen. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung hat in seiner jüngsten Sitzung zumindest sein Wohlwollen ausgedrückt, in Rüggeberg eine solche Spielstätte, die auch von Rot-Weiß Rüggeberg als Fußballplatz genutzt werden könnte, zu errichten. Ohne Gegenstimme beauftragten die Politiker die Verwaltung, eine Machbarkeitsstudie auf den Weg zu bringen.
Baubeginn frühestens im Jahr 2021
Die Verwaltung legte einen möglichen Zeitplan für das Projekt vor. Die Machbarkeitsstudie sollte demnach im 1. und 2. Quartal dieses Jahre erarbeitet werden. Dabei soll auch der Sportausschuss frühzeitig über die Realisierungschancen für das Vorhaben informiert werden.
Soll die Sportanlage gebaut werden, könnte der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan im September 2019 gefasst werden. Bis zum Jahresende stünde dann die Erarbeitung des Vorentwurfs auf dem Plan.
Im ersten Quartal 2020 könnte der Beschluss über die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und eine Bürgerversammlung erfolgen. Im zweiten Quartal würde die Erarbeitung des Entwurfs und im dritten Quartal der Beschluss zur öffentlichen Auslegung folgen. Der Satzungsbeschluss könnte demnach im vierten Quartal 2020 gefasst werden.
Vor 2021 ist dem Zeitplan zufolge, der von einem reibungslosen Verfahrensablauf ausgeht, ein Baubeginn nicht denkbar, weil ja auch noch eine Baugenehmigung beantragt werden muss.
Die Raccoons spielen in der 2. Bundesliga. Die bisher genutzte Sportanlage am Tanneneck genügt den Anforderungen für diese Spielklasse nicht, daher werden sie in der im April startenden Saison ihre Heimspiele in Bochum und Düsseldorf austragen. Der 1984 gegründete Verein wünscht sich eine geeignete Spielstätte im heimischen Ennepetal. Bei der Suche nach einer Fläche stieß man auf ein Grundstück südöstlich des Rüggeberger Friedhofs, im Bereich Herminghauser Straße/Gut Rutenbecke (wir berichteten). Die Pläne der Raccoons sehen vor, dass die Anlage auch anderen Vereinen zur Verfügung steht. Konkret wäre das Rot-Weiß Rüggeberg. Der derzeitige Platz des Vereins ist wegen des Naturrasens oft witterungsbedingt nicht bespielbar oder für den Trainingsbetrieb nicht nutzbar. Ein neuer Platz mit Kunstrasenbelag könnte dieses Problem lösen.
Verwaltung prüft umfangreich
„Es gäbe prinzipiell die Möglichkeit, an der Stelle eine entsprechende Anlage zu errichten“, erklärte Stadtplaner Ulrich Höhl in der Ausschusssitzung. Die vorgesehene Fläche sei relativ eben. Der Flächennutzungsplan weise dort eine öffentliche Grünfläche mit der Zweckbestimmung „Sportanlage“ aus, heißt es in der Beschlussvorlage. Vorbehaltlich einer genaueren Prüfung könnte diese Fläche eine ausreichende Größe für ein Baseball- und ein Fußballfeld haben.
Grundsätzlich bestehe großes Interesse an dem Vorhaben, erklärte der Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung, Stephan Langhard. Deshalb betreibe man schon im Vorfeld eine umfangreiche Planung. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie sollen nun wesentliche Fragen geklärt werden, unter anderem ob eine Kombination aus Fußball- und Baseballfeld errichtet werden kann und welche Dimensionen dafür erforderlich sind, welche Erschließung für den fließenden und ruhenden Verkehr nötig ist und wie der Immissionsschutz mit Blick auf die angrenzenden Wohnbereiche gewährleistet werden kann.
Nicht zuletzt soll auch aufgezeigt werden, welche Nachnutzungsmöglichkeiten sich für den jetzigen Fußballplatz ergeben könnten. Im Raum steht eine Bebauung mit Einfamilien- und Doppelhäusern – was der Stadt als Grundstückseigentümerin Einnahmen bringen könnte. Nicht zuletzt sind Kosten und Finanzierung für die Sportanlage noch offen, Vermarktungserlöse könnten durchaus ein Faktor sein.
Vorstand ist vorsichtig optimistisch
Mit Kosten in Höhe von 15.000 bis 20.000 Euro für die Machbarkeitsstudie sowie eine Verkehrsstudie und eine Immissionsprognose kalkuliert die Verwaltung. Der Ausschuss sprach sich einstimmig bei Enthaltungen von Frank Scherie (AfD), der die Bedeutung des Baseballsports hierzulande als eher gering einstufte, und der beiden Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen für die Beauftragung der Studie aus. „Wir haben das kontrovers diskutiert“, sagte Grünen-Fraktionsvorsitzender Jürgen Hofmann. „Wir wollen beiden Vereinen eine Perspektive bieten, allerdings sind die Folgekosten noch nicht geregelt.“ Volker Imlau (FWE) begrüßte das Vorgehen der Verwaltung. Die Realisierung würde eine Stärkung des Ortsteils bedeuten. Giuseppe Bianco (SPD) wies auf mögliche Fördertöpfe hin, die man nutzen könnte, wie EU-Mittel für die Entwicklung des ländlichen Raums und Mittel von Bund, Land, Deutschem Olympischen Sportbund und Deutschem Baseballverband.
Raccoons-Vorsitzender Andreas Bernhard, der mit Geschäftsführerin Frauke Tasche die Sitzung verfolgt hatte, äußerte sich sehr zufrieden mit Verlauf und Ergebnis. „Es hörte sich relativ einmütig an, ich bin vorsichtig optimistisch.“ Er betonte aber, dass man aufgrund des Zeithorizonts für eine Realisierung auch für die Saison 2020 mit den Ausweichspielorten plane.
Auch Fußballer sehen Perspektive
Jens Knüppel, Vorsitzender von RW Rüggeberg, zeigte sich nach der Sitzung ebenfalls zuversichtlich. „Man muss natürlich sehen, was bei den einzelnen Prüfungen ‘rauskommt“, meinte er. Die Stadt habe sich zur Zeitplanung aber schon sehr konkret geäußert. „Für Rot-Weiß Rüggeberg bietet das Projekt eine Superperspektive. Das würde vieles im Vereinsleben erleichtern und optimale Voraussetzungen für die Jugend- und Seniorenmannschaften des Vereins bringen, so Knüppel.