Gevelsberg. Überraschend verlässt mit Michael Pfleging ein erfahrener Fachbereichsleiter die Gevelsberger Stadtverwaltung. Jetzt spricht er über die Gründe.

„Es war einfach der Wunsch, sich einer neuen Herausforderung anzunehmen“, sagt Michael Pfleging, als ihn diese Redaktion auf seinen beruflichen Wechsel anspricht. Wie berichtet fängt der 51-Jährige voraussichtlich zum September bei der Stadt Erkrath an, wo er die Stelle eines von drei Beigeordneten in der Verwaltung übernimmt. Aktuell leitet Pfleging den Fachbereich Bildung, Jugend und Soziales bei der Stadt Gevelsberg.

Die Nachricht über seinen arbeitstechnischen Weggang sorgte für Überraschung, ist der Gevelsberger doch tief in der Stadt verwurzelt. Seine berufliche Laufbahn bei der hiesigen Verwaltung begann Pfleging vor 32 Jahren.

Nächster Karriereschritt

„Ich habe zum 1. September 1989 mit der Ausbildung im gehobenen Dienst angefangen“, blickt er zurück. Danach bleibt er bei der Stadt, arbeitet mehrere Jahre als Sachbearbeiter für Kultur und auch andere Angelegenheiten. Er erlebt die Umstrukturierung der Verwaltung in den 90er Jahren unter dem damaligen Bürgermeister Klaus Solmecke mit. Zwischenzeitlich leitet er auch das Büro des heutigen Bürgermeisters Claus Jacobi. In seine heutige Position steigt Pfleging im Jahr 2010 auf.

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Jetzt soll es für ihn weitergehen. Als Beigeordneter. Eine Position, die es bei der Stadt Gevelsberg nicht mehr gibt. Laut Claus Jacobi seit den 00er Jahren nicht mehr. „Mir war klar, dass mein Weg woanders weitergehen muss“, erklärt Michael Pfleging. „Im Frühjahr habe ich die Stellenausschreibung gesehen und mich gereizt gefühlt.“

In Erkrath gehört er künftig zu den Stellvertretern des Bürgermeisters und verantwortet wie in Gevelsberg auch den Bereich um die Themen Jugend, Bildung und Soziales. Zusätzlich fällt die dortige Volkshochschule in seine Zuständigkeit.

Parallelen zu Gevelsberg

Als Beigeordneter ist Pfleging Wahlbeamter, wird von der Politik für einen Zeitraum von zunächst acht Jahren gewählt. „Es hat mich auch gereizt, auf diese politische Verantwortungsebene zu kommen“, sagt er. Für ihn außerdem charmant: Erkrath ist mit seinen rund 44.000 Einwohnern und einer Fläche von knapp 27 Quadratkilometern gleich in mehrerlei Hinsicht nicht viel größer als Gevelsberg.

„Es gibt etwas, das mir wichtig ist“, begründet er. „Und das ist, Kontakt mit den Menschen in der Stadt zu haben.“ In kleineren Städten ist dieser Kontakt aus seiner Sicht besser möglich. „Es sollte für mich eine fassbare Größe sein“, so der 51-Jährige.

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Wichtig sei ihm auch gewesen, in der Nähe zu bleiben. „Die ganze Region hier ist sehr lebenswert“, findet Pfleging. Erkrath liegt im Landkreis Mettmann, ungefähr eine dreiviertel Stunde mit dem Auto entfernt. Eine Strecke, die Michael Pfleging künftig pendelt. Aus Gevelsberg wegziehen möchte er nämlich nicht.

Die Aufgaben, vor denen die Stadt Erkrath steht, dürfen dem Gevelsberger recht geläufig sein. „Erkrath möchte auch eine neue Mitte bauen und es gibt auch einen Stadtbezirk, der sozialpolitisch eine Herausforderung ist“, sagt Pfleging.

Bürgermeister übernimmt

Der Gevelsberger Bürgermeister wünscht seinem bald ehemaligen Fachbereichsleiter dabei alles Gute. „Ich freue mich sehr für Michael Pfleging“, sagt Claus Jacobi. „Jetzt hat er eine exzellente Chance, die ihm die Stadt Gevelsberg nicht bieten kann.“

Bis die Stelle neu besetzt ist, möchte Jacobi den Fachbereich Bildung, Jugend und Soziales übergangsweise selbst leiten, in enger Abstimmung mit den anderen Fachbereichsleitern. Pflegings Stelle solle sowohl intern als auch extern ausgeschrieben werden. „Ich bin optimistisch, dass wir schnell einen Nachfolger finden“, so Jacobi.

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Wie berichtet ist Michael Pfleging nun der zweite, der innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums die Gevelsberger Stadtverwaltung verlässt, um woanders Beigeordneter zur werden. Ende vergangenen Jahres war bereits Bettina Bothe als Beigeordnete zur Stadt Herdecke gewechselt. Mit 35 Jahren war sie zuvor sogar noch länger als Michael Pfleging im Dienste der Stadt Gevelsberg. Sie war die stellvertretende Fachbereichsleitung Bildung, Jugend und Soziales, also Michael Pflegings Stellvertreterin. Und auch Bothe hat ihren Lebensmittelpunkt in Gevelsberg.

Eine Frage der Kosten

Fehlen ohne die Position eines Beigeordneten im Gevelsberger Rathaus also berufliche Perspektiven? Und ist das ein Problem für die Verwaltung? „Ein Beigeordnetensystem ist extrem teuer“, erklärt der Bürgermeister. Wenn Beigeordnete ab- oder nicht wiedergewählt würden, bekämen sie ab einem bestimmten Alter ab dem Zeitpunkt ihres Ausscheidens bis zum Lebensende Pension. Das sei sich vor dem Hintergrund vorzustellen, dass eine Stadt zum Beispiel innerhalb von 20 Jahren fünf bis sechs Beigeordnete hatte.

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„Deswegen haben wir als mittelgroße Stadt mal gesagt, wir arbeiten ohne dieses System“, so Jacobi weiter. „Nur weil jetzt einmal innerhalb von zehn Jahren die Leitung im Fachbereich 2 vakant ist, müssen wir das nicht in Frage stellen.“