Gevelsberg. Die Gevelsbergerin Esther Albrandt war Ersthelferin bei einem dramatischen Unfall auf der A 43. Lange gezögert hat sie dabei nicht.
Was man in solch einem Augenblick falsch machen kann? „Nichts zu tun“, sagt Björn Windhövel von der Ennepetaler Feuerwehr, das sei der einzige Fehler, der in dieser Situation möglich ist. Natürlich sei es beängstigend und schockierend, „aber es gibt immer eine Möglichkeit zu helfen“. Gerade dann, wenn es um Leben und Tod geht. Wie bei dem schrecklichen Unfall auf der A 43. Esther Albrandt sieht immer wieder den schwer verletzten Mann vor sich auf dem Asphalt liegen, spürt den Druck ihrer Hände auf seinem Brustkorb. Die Gevelsbergerin war eine der ersten an der Unfallstelle, hat um das Leben des Mannes gekämpft und verloren - und hat doch alles richtig gemacht.
Notruf wählen, ist das Wichtigste
Es ist einige Wochen her. Es war ein sonniger Sonntagnachmittag. Esther Albrandt war auf der Autobahn unterwegs, als sich der Verkehr vor ihr plötzlich staute. Sie sah auf der Gegenfahrbahn Motorräder auf der Straße liegen, Menschen, aber keine Rettungskräfte. Zeugen gab es viele, Schaulustige leider auch einige, aber mehr Ersthelfer, als viele vielleicht vermuten würden.
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Die Gevelsbergerin hat viele Menschen erlebt, die ihr Bestes gaben, ohne zu zögern. Wie die Frau, die dem anderen Motorradfahrer über die Wange strich, der Mann, der den Kopf des Verletzten hielt, während ein anderer versuchte, die Blutungen zu stillen. Sie sah, wie sich fremde Menschen gegenseitig trösteten, einen jungen Mann, wie er kreidebleich und tapfer eine Infusionsflasche hochhielt, als der Notarzt versuchte, den 29 Jahre alten Motorradfahrer zu stabilisieren. Auch das andere Unfallopfer wurde nicht allein gelassen, auch nicht, als das Leben den Körper verließ.
Jemand muss Verantwortung übernehmen
„Ersthelfer an der Unfallstelle sind für uns enorm wichtig“, sagt Björn Windhövel. „Ohne diese Menschen wäre es dunkler in der unserer Gesellschaft“, würden mehr Menschen sterben. Bei dem Unfall auf der A 43 hatten sie jedoch keine Chance.
„So unendlich traurig alles war, so viel Empathie, so viel Wärme war zu spüren. Es war unglaublich, wie sich alle einsetzten, es war so berührend“, sagt Esther Albrandt. Etwas, das ihr Mut macht. Sie hat erlebt, dass die Menschen besser sind, als viele glauben, dass sie helfen, wenn es darauf ankommt.
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Mit einem Menschen, der den Unfall miterlebt hatte, hat Esther Albrandt noch einige Tage danach Kontakt. Sie redeten über das Erlebte, auch die Familie des anderen Motorradfahrers hat ihr einige Worte über die Polizei ausrichten lassen.
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Die Gevelsbergerin war überrascht, wie viele Menschen sich bei ihr meldeten, die meisten von ihnen kannte sie nicht. Einer von ihnen war ein Berufsfeuerwehrmann aus einer anderen Stadt, der sich bei ihr bedankte und aus seiner täglichen Arbeit zu berichten wusste, „dass sowas heute nicht selbstverständlich ist. Ich hoffe, man hat Ihnen Hilfe angeboten, um das Erlebte zu verarbeiten.“
Man ist nie vorbereitet
Das hat man. Ihr hat es vor allem aber geholfen, darüber zu reden. Auch um andere Menschen zu animieren, zu handeln. Björn Windhövel erklärt, mit jeder Minute, die vergeht, sinkt die Überlebenschance eines Verletzten. „Das wichtigste ist, sofort den Notruf zu wählen. Das kann jeder, das sollte jeder tun.“
Decke holen, Hand halten, Zeugen trösten: Es gibt viele Arten zu helfen. Alles ist richtig, so lange man handelt, heißt es aus Sicht der Rettungskräfte. Und man sollte das tun, was man sich zutraut. Die 46-Jährige hat eine medizinische Ausbildung, wurde zudem von zwei anderen Menschen am Unfallort unterstützt. Und dennoch: Auf so einen Moment sei man nie vorbereitet. „Und wenn man sich überwunden hat zu handeln, dann geht alles automatisch ab, man funktioniert.“ Das hat auch Björn Windhövel immer wieder erlebt und will damit die Angst nehmen. Diese steht potenziellen Ersthelfern am meisten im Weg.
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Ob die Menschen heute mehr oder weniger helfen? Das könne er nicht sagen. Was aber auffällig sei, dass vielen der Blick für den Mitmenschen verloren gegangen sei. Das hat auch die Gevelsbergerin erlebt. Sie wurde von Fremden über die sozialen Medien beleidigt, solle sich um ihre eigenen Dinge kümmern. Das macht sie betroffen - sie würde trotzdem nicht anders handeln. Mit dem Wissen, dass sie alles getan hat, was sie konnte. Und weil sie damit nicht alleine war.