Arnsberg. Der Arnsberger Marco Hartmann ist ein Mutmacher im wirtschaftlichen Bereich: Er hat den digitalen Marktplatz forstify.de geschaffen.

Marco Hartmann kann anderen Menschen Mut machen, sich selbstständig zu machen.

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„Ich wollte schon als Jugendlicher irgendwann mal einen eigenen Betrieb haben und das habe ich dann auch geschafft“, erzählt der 32-jährige Arnsberger, der sich mit dem digitalen Marktplatz-Unternehmen „Forstify“ im Neheimer Kaiserhaus selbstständig gemacht hat.

Auf „forstify.de“ können Waldbesitzer, Forstbetriebe und Vermarktungsinstitutionen Rohholz zum Verkauf anbieten sowie verarbeitende Unternehmen wie Sägewerke oder Industriebetriebe Holz ankaufen.

Berufliche Stationen

Bis diese Online-Plattform im Frühjahr 2019 an den Start ging und öffentlich geschaltet wurde, gab es in den über zehn Jahren zuvor noch einige andere berufliche Stationen von Marco Hartmann. Der Arnsberger hat bei einem großen Lebensmittelhandelskonzern eine kaufmännische Ausbildung gemacht, sich zum Handelsfachwirt weitergebildet und dann eine Zeit lang eine Lebensmittelmarkt-Filiale geleitet. „Handel muss sich nicht nur auf Apfelsinen beschränken“, erinnert sich Marco Hartmann.

Marco Hartmann zeigt am Laptop die erste Startseite von forstify.de
Marco Hartmann zeigt am Laptop die erste Startseite von forstify.de © Martin Schwarz

Nach neuen Erfahrungen in der IT- und Marketing-Beratung bekam er als 25-Jähriger das Angebot, im Ruhrgebiet eine erste Agentur zu übernehmen.

„Ich bin damals als Chef von vier Mitarbeitern gestartet, nach zweieinhalb Jahren habe ich den Betrieb – mit Gewinn – an die Muttergesellschaft zurückverkauft“, erzählt er von seinen ersten erfolgreichen Erfahrungen als Jung-Unternehmer.

Vom Verkaufserlös konnte er sich zunächst eine überschaubare Pause gönnen, bevor er dann mit Ende 20 durch einen familiennahen Forstbetrieb auf die Idee kam, einen Online-Marktplatz für die Forstwirtschaft zu gründen und selbst zu einem Teil der Digitalisierung in diesem spannenden Cluster zu werden.

Adesso AG als Investor

„Wer sich selbstständig machen will, sollte sich bei weitem nicht nur auf seine Geschäftsidee verlassen, sondern insbesondere auch an ein solides finanzielles Fundament der neuen Firma denken“, betont Marco Hartmann und warnt davor, sich für eine Selbständigkeit existenzbedrohend zu verschulden. Für forstify suchte er sich daher mit dem Voßwinkeler Christian Kaulich (32) einen Teilhaber mit gleichem Gesellschafter-Anteil, der sein technisches und marketing-spezifisches Know-how als IT-Berater in den Aufbau des Online-Marktplatzes einbringen konnte.

Weitere Mutmacher in der Region:

Darüber hinaus gelang es den beiden Jungunternehmern mit der Adesso AG einen namhaften IT-Dienstleister als Investor für Forstify zu gewinnen. Adesso als Forstify-Mitgesellschafter ist nicht nur Geldgeber, sondern unterstützt partnerschaftlich mit modernster Infrastruktur Software-Architekten, Designer sowie Front-End- und Back-End-Spezialisten.

Viel praktische Erfahrung gesammelt

Bevor Marco Hartmann seine Pläne für forstify konkretisierte, hat er Mitte bis Ende 2018 einige Praktika in Sägewerken, Forstbetrieben und Forstlogistikunternehmen gemacht. Die dort gewonnenen Erkenntnisse flossen in forstify ein.

Forstify will künftig auch Logistik-Dienstleister einbinden. Auch ist daran, künftig Einkaufsgesuche für stehendes Holz aufzunehmen.

Kontakt zur Firma Forstify, per Mail info@forstify.de oder telefonisch unter 02931 / 9638189

Marco Hartmann hält es für eine wichtige, zu bedenkende Option, beim Weg in die Selbstständigkeit Partner mit ins Boot zu holen. Er rät dabei von Geheimnistuerei ab. „Sprechen Sie mit kompetenten Leuten (nicht nur mit wohlmeinenden Freunden) darüber, was diese von Ihrer Idee halten und ob bzw. wie sie Ihre Idee für geschäftlich umsetzbar halten. Gibt es Kritik, setzen Sie sich ernsthaft damit auseinander“, meint Marco Hartmann und fügt noch einen Hinweis an: „Setzen Sie auf Qualität! Eine Idee muss professionell umgesetzt werden, um erfolgreich zu sein.“

Was macht nun die Geschäftsidee von Forstify aus? Marco Hartmann sagt: „Jährlich kommen 90 Millionen Festmeter Holz auf den deutschen Markt, und das nicht als homogene Masse, sondern in einer riesigen Auswahl an verschieden großen Mengen, die wiederum aus verschiedenen Holzarten bestehen können. Hier steckt viel Potenzial, allen Beteiligten auf beiden Seiten des Marktes mit ein bisschen Digitalisierung ein höheres Maß an Bequemlichkeit zu bescheren und Ressourcen wie Zeit erheblich einzusparen.“

Gesetzliche Neuregelung

Ausgerechnet jetzt mit Forstify an den Start zu gehen, hängt mit einer zwischenzeitlich in Kraft getretenen gesetzlichen Neuregelung zusammen. Über Generationen war es üblich, dass Forstämter bei Sägewerken - auch für Holz privater Waldbesitzer - Preise aushandelten. Dies ist aber mit EU-Recht nicht mehr vereinbar. Forstämter mussten sich aufgrund der Neuregulierung aus der Vermarktung des Privatholzes herausziehen. Bei zwei Millionen Waldbesitzern in Deutschland können so recht unterschiedliche Zukunftsgefühle entstehen.

Holzeinschlag an der Echthauser Straße in Voßwinkel: Wegen des Borkenkäferbefalls kommt viel Rohholz auf den Markt.
Holzeinschlag an der Echthauser Straße in Voßwinkel: Wegen des Borkenkäferbefalls kommt viel Rohholz auf den Markt. © Martin Schwarz

Forstify möchte allen Beteiligten ein sinnvolles, sich an den Bedürfnissen orientierendes Werkzeug für die Zukunft, an die Hand geben. Im ersten Schritt regional, das heißt: im Bereich Südwestfalen und Ruhrgebiet. Später sollen auch andere deutsche Regionen hinzukommen“, so Hartmann.

Und wie verdient man nun Geld mit Forstify? „Wie bei jedem Start-up dieser Art sind die ersten Meter lang, hart, trocken und ein positiver Cashflow ein Wunsch für die Zukunft. Wir finalisieren gerade unsere zweite Finanzierungsrunde, was bedeutet, das wir gerade aus der Keim-Phase kommen“, so Hartmann abschließend.

„Coworking Space“ als Starthilfe

Um Forstify an den Start zu bringen, hat Marco Hartmann auch Räumlichkeiten des „Coworking Space“ im Neheimer Kaiserhaus genutzt. „Die dort gewonnenen Kontakte waren hilfreich für den Aufbau des Unternehmens“, lobt Hartmann.

Unsere Redaktion sprach mit Nadine Hyna, die Projektmanagerin von „Coworking Kaiserhaus“ ist, über die Zielsetzungen des Projekts. „Es geht insbesondere darum, verschiedene Start-up-Unternehmen miteinander in Kontakt zu bringen. Dafür stehen preisgünstig anmietbare Arbeitsplätze in einem großen Raum, aber auch Privat Places mit Schall- und Sichtschutz sowie ein Meeting-Raum zur Verfügung“, berichtet Hyna.

Wichtiger Erfahrungsaustausch

Der Erfahrungsaustausch soll aber nicht nur innerhalb der Gruppe kreativer Jungunternehmer passieren. Zu speziellen Events werden auch Unternehmen eingeladen, so dass sich Start-up-Betriebe mit der heimischen Wirtschaft rückkoppeln können. Hyna erinnert an den Maschinenbau-Feierabend (angekündigt als „MaschBau FireAbend“) und den „GoDigital Fireabend“, wo es insbesondere um Online-Marketing ging. Hier geht es nicht nur um Geselligkeit, sondern auch um Präsentationen von Start-ups.

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Start-up-Unternehmen gibt es übrigens nicht nur als Betriebe von Self-Made-Unternehmern, sondern auch als ausgelagerte Tochtergesellschaften von heimischen Industriebetrieben. Denn mit Blick auf innovative Geschäftskonzepte gibt es mittlerweile eine beachtliche Bandbreite betrieblicher Umsetzungsformen. Nähere Informationen über die Neheimer Coworking Space gibt es im Internet unter www.coworking-kaiserhaus.de.