Ennepetal. Aus der Sicht einer Rettungskraft: Björn Windhövel rät zur freiwilligen Erste-Hilfe-Auffrischung und sagt, worauf am Unfallort ankommt.
„Jeder sollte sich selbst einmal hinterfragen, was würde ich in dieser Situation tun? Was traue ich mir zu?“, sagt Björn Windhövel. Er ist Brandoberinspektor, seit vielen Jahren sowohl haupt- als auch ehrenamtlich bei der Ennepetaler Feuerwehr dabei und hat gelernt, was er zu tun hat, wenn er an einen Unfallort kommt. Er weiß aber auch, dass es trotzdem immer wieder eine schwierige Situation ist. Er plädiert dafür, dass Menschen, die am Straßenverkehr beteiligt und unsicher sind, freiwillig ihren Erste-Hilfe-Kurs auffrischen. Für den Fall der Fälle, der jederzeit eintreten kann, um es für alle ein Stück weit leichter zu machen.
Rettungskette in Gang setzen
Die Hauptsache und das allerwichtigste sei, die Rettungskette in Gang zu setzen, „einen qualifizierten Notruf abzusetzen und die Profis zu rufen“, erklärt Windhövel. Wer ruft an, was ist passiert, wo befindet sich der Unfallort, wie viele Verletzte und danach auf Rückfragen warten. „Fragen, die für die richtige Hilfe entscheidend sind.“
Erste Hilfe bedeutet nicht gleich, eine Herz-Druck-Massage durchzuführen, sagt Windhövel. Er verstehe auch, wenn man sich diese nicht zutraue, auch wenn man nichts dabei falsch machen könne. „Bei einem Herzstillstand geht es um Leben und Tod, alles ist besser, als nicht zu handeln.“ Niemand würde jemanden den Kopf dafür abreißen, was man getan nur, nur dafür, was man nicht getan hat. Möglichkeiten zu helfen, gebe es viele, sagt Windhövel.
Jemanden ansprechen, anfassen, sich auf eine Ebene mit dem Verletzten begeben und hinknien, trösten, das Gefühl vermitteln, wir meistern diese Situation gemeinsam: „Nicht anders agieren wir. Und erst danach kommt die Medizin.“
Auch interessant
Björn Windhövel macht aber deutlich, dass sich Ersthelfer niemals selbst in Gefahr bringen dürfen. Sie sollen nicht in ein brennendes Haus laufen. In Zeiten der Mobiltelefone sollte aber jeder in der Lage sein, den Notruf zu wählen.
Dass das längst nicht jeder tut, das hat der Ennepetaler Feuerwehrmann vor zwei Jahren erlebt. Am Behlinger Weg bereitete er eine Übung vor. Das Szenario: Pkw gegen Baum, ein bewusstloser und blutende Fahrer hinter dem Lenkrad eingeklemmt. In der Zeit bis die Einsatzkräfte eintrafen, kamen sieben Autos vorbei. Alle Fahrer hatten den verunglückten Wagen gesehen, einer stieg aus und schaute sich den Verletzten an, danach fuhr auch er weiter, wie alle anderen. Niemand wählte den Notruf.
Initiative ergreifen
Björn Windhövel hat aber auch das andere Extrem erlebt, Menschen, die anderen das Leben gerettet haben, bevor die Rettungskräfte eintrafen. Wichtig sei, dass einer die Initiative ergreife. Wenn Menschen unschlüssig rumstehen, sollte einer Verantwortung übernehmen und die anderen ansprechen, Aufgaben verteilen. „Das machen wir auch“, sagt Windhövel. Wenn Ersthelfer da sind, würden sie oftmals eingebunden. Etwa zum Halten der Infusionsflasche. „Es hat noch niemand nein gesagt, wenn ich jemanden um Hilfe gebeten habe.“
Björn Windhövel weiß: „Ersthelfer gibt es ebenso wie Gaffer. Und wenn alle Gaffer zu Ersthelfern würden, dann würde es vielen Menschen besser gehen.“