Balve/Lüdenscheid. Baustellen ohne Ende: Der nördliche MK leidet unter Verkehrsachaos. Es gibt aber auch eine gute Nachricht.
Alle Räder stehen still, immer wieder, allzu oft. Verkehrsteilnehmer müssen in der Region, darunter im Hönnetal, noch lange mit Verkehrsbehinderungen leben. Manche Maßnahmen laufen. Andere werden vorbereitet. Allerdings sind manche Entscheidungen noch in der Schwebe. Ein Überblick.
Was in Balve geplant ist
In Balve stehen Bauarbeiten auf der B 229 zwischen der Helle und Sanssouci an. „In dem Bereich müssen wir noch weitere Arbeiten an der verlegten Wasserleitung vornehmen. Das befindet sich in Abstimmung mit dem Landesbetrieb. Dies Arbeiten müssen erst abgeschlossen sein, bevor es final zu einer Erneuerung der Deckschicht in diesem Bereich kommt“, erklärte Bürgermeister Hubertus Mühling auf Anfrage der Westfalenpost. Ein Zeitplan für diese Arbeiten steht noch nicht fest: „Die Erdarbeiten an der Wasserleitung sollen aber zeitnah erfolgen.“
Ob es zu baustellenbedingten Staus an der Hönnebrücke im Bereich der Kreuzung B 515/B 229 kommt, ist noch längst nicht ausgemacht. Andreas Berg vom Landesbetrieb Straßen NRW zur Westfalenpost: „Da ist noch nichts in Stein gemeißelt.“ Fakt ist: Die Restnutzungsdauer des Bauwerks läuft am Jahresende aus. Ein Gutachten zur Verlängerung der Restnutzungsdauer empfiehlt die Erneuerung der Stahlkonstruktion der Brücke: „Wir machen das. Die Planung ist in Auftrag gegeben.“ Ein Termin für Bauarbeiten gebe es aber bisher nicht, betonte Berg.
Dazu kommt eine intensivierte Überprüfung der Brücke. „Wir prüfen die Belastbarkeit der Brücke, um das Tragverhalten des Gewölbebauwerks ermitteln können“, sagte Berg. Das soll per Probebelastung geschehen. „Dazu erarbeiten wir gerade ein Konzept“, fügte Berg hinzu. „Wenn ein Ergebnis vorliegt, wird entschieden, ob wir die Probebelastung machen oder nicht.“ Sollte sich Straßen NRW für eine Probebelastung entscheiden, befährt ein Test-Lastwagen die Brücke. An statistisch maßgebenden Punkten wird die Belastung durch das Fahrzeug gemessen.
Brücken-Chaos im Lennetal
In der Region lähmen Arbeiten an der B-236-Brücke in Nachrodt-Wieblingwerde den Verkehr. Die Brücke ist wegen Hochwasserschäden gesperrt. Reparaturarbeiten laufen. Straßen NRW hofft, möglichst schnell zumindest wie vorher eine einspurige Verkehrsführung anzubieten. Da geht es um Wochen.
Mehr Geduld müssen Industrie und Logistikunternehmen in Altena aufbringen. Dort ist die Lennebrücke bis 2026 für Lkw und Kleintransporter gesperrt. Das Bauwerk wird von der Deutschen Bahn vom 10. Juli bis 15. Oktober 2026 gesperrt – für den Bau einer Behelfsbrücke. Bisher stand eine Lösung für 2025 im Raum. Daraus wurde nichts.
Dazu kommt die Dauerbelastung des Verkehrs durch die Unterbrechung der A 45 im Rahmedetal bei Lüdenscheid. Entlastung gibt es ebenfalls erst 2026. Dann soll das erste Teilstück der neuen Autobahnbrücke fertig sein.
Wirtschaft stocksauer
In der Wirtschaft liegen die Nerven blank. Sowohl die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer (SIHK) als auch der Märkische Arbeitgeberverband (MAV) schrieben Brandbriefe an die Landesregierung in Düsseldorf: „Damit möchte die SIHK ihre bereits im Sommer 2022 formulierten Forderung nach einem Infrastrukturbeauftragten, die bislang leider nicht aufgegriffen wurde, Nachdruck verleihen“, teilte Dr. Sarah Schniewindt der Westfalenpost auf Anfrage mit. Die Unternehmen aus Neuenrade spielt sowohl bei der SIHK als auch beim MAV eine führende Rolle.
Was heimische Abgeordnete fordern
Die heimischen
Landtagsabgeordneten Matthias Eggers (CDU)
sowie Inge Blask und Gordan Dudas (SPD) stellten sich hinter Forderungen von Landrat Marco Voge (CDU), einen Infrastrukturgipfel einzuberufen. Dudas: „Das Thema muss zur Chefsache gemacht werden, auch in unserer Region.“
Nadelöhr Sanssouci
Eggers warnt davor, den Blickwinkel allein aufs Lennetal zu verengen. Er sieht auch bei den geplanten Arbeiten in Sanssouci ein Potenzial für Baustellen-Chaos: „Es ist ganz klar wichtig, eine Priorisierung vorzunehmen. Wir reden über Ortsumgehungen, die richtig und wichtig sind. Wir reden aber auch über Nadelöhre, die eine Region komplett abschneiden können. Da ist Nachrodt-Wieblingwerde ein Negativ-Beispiel. Wenn ich mir vorstelle, dass die Bahnstrecke nach Balve in Sanssouci dicht ist, haben wir ein vergleichbares Problem.“
Gute Nachricht aus Neuenrade
Die Stadt Neuenrade hat das verstanden. In ihrem Stadtgebiet ist die Werdohler Straße auf einem Teilstück abgesackt. Stadt-Sprecherin Annabell Steiner: „Da dort keine Gefahr im Verzug ist, verschieben wir diese Maßnahme. Wir haben sie für dieses Jahr auch nicht im Haushalt. Eine weitere Baustelle wäre bei der jetzigen Verkehrssituation fatal. Perspektivisch wird dort die Straße erneuert, aber aktuell gibt es dazu keine näheren Planungen.“