Balve. Ein Bündnis von Frauen-Netzwerk Zonta, Stadt Balve, MK und Caritas macht auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam. Es bleibt nicht nur bei einer Aktion.
Erst hängt der Himmel gewissermaßen voller Geigen. Dann folgt für Elena Missklang auf Missklang. Partner Andrei rastet immer öfter und immer stärker aus. Beschimpfung mündet in Bedrohung, Erniedrigung in lebensbedrohender Körperverletzung. Was die Sache noch schlimmer macht: Zwei gemeinsame Kinder erleben alles mit. Schließlich greift das Jugendamt ein. Elena, die, wie ihr Mann, in Wirklichkeit anders heißt, wird später zu Protokoll geben: „Das Jugendamt hat mir das Leben gerettet.“ Und wohl auch das von Elenas Kindern.
Die Geschichte ist dokumentiert. Kathrin Dudeck vom Jugendamt des Märkischen Kreises brachte ein Gesprächsprotokoll bei der Vorstellung der Aktion „Orange Your City – Zonta Says No To Violence Against Women“ im Rathaus mit. Die bundesweite Aktion setzt auf die Symbolfarbe Orange im Kampf gegen weltweite Gewalt gegen Frauen. Daher leuchtet das Bürgerbüro von Samstag, 25. November, bis Sonntag, 10. Dezember, in der Dunkelheit in Orange. Vor dem Rathaus flattert in diesem Zeitraum eine orangefarbene Fahne mit dem Aktionsmotto.
Für die Aktion in Balve hat Britta Spiekermann geworben. Die Chefin des Hotels der „Antoniushütte“ in Eisborn gehört dem internationalen Netzwerk von Frauen in Führungspositionen an. In Arnsberg gibt es eine Regionalgruppe. Britta Spiekermann hat im Rathaus Verbündete gefunden: Michael Bathe, Fachbereichsleiter für Soziales, und Gleichstellungsbeauftragte Steffie Friske sowie Kathrin Dudeck vom Kreisjugendamt. Obendrein unterstützt die Caritas die Aktion. Fachmann Torsten Filthaus kam aus Iserlohn. Die Caritas Arnsberg-Sundern, Trägerin des Altenheims St. Johannes in Balve, teilt die Position des Schwesterverbandes. Sie alle zeichneten ein dunkles Bild von häuslicher Gewalt in der Region: gestützt auf leidvolle Erfahrung.
Kathrin Dudeck und Torsten Filthaut betonten: Elenas Schicksal möge im Milieu osteuropäischer Zuwanderer spielen – häusliche Gewalt sei aber in allen Regionen und in allen Schichten zu finden. Zudem bestätigten die beiden Experten eine Aussage auf einem Zonta-Flugblatt: „Die Dunkelziffer ist erschreckend höher. Vermutlich werden zwei Drittel der Gewalttaten nicht angezeigt.“
Die beiden Fachleute fügten hinzu, dass neben den Frauen auch deren Kinder Opfer werden. Oft leiden sie jahrelang, manche ein Leben lang. Nicht selten, hieß es, würden traumatische Erfahrungen an die nächste Generation weitergereicht. Schwiegen die Opfer, machen die Täter weiter: Diese Erfahrung haben die Fachleute gemacht. Für die Opfer gilt: Reden hilft. Aber wie?
Die Stadt Balve bietet ab Mittwoch, 6. Dezember, von 16 bis 18 Uhr eine Sprechstunde der Gleichstellung an. Anmeldung: 02375-666. Nach der Beseitigung der Folgen des Hackerangriffs ist Anmeldung auch per Mail möglich: gleichstellung@balve.de.