Balve. Alles neu beim Caritas-Altenheim in Balve: Der Um- und Anbau ist in Arbeit. Und es gibt eine neue Heimleitung.
Draußen regnet es. Wo der Boden aufhört, wo die Wolken anfangen: Das weiß niemand so genau an diesem grauen November-Nachmittag, als Dominik Pieper am Altenheim St. Johannes in Balve ankommt. Der Caritas-Geschäftsführer wird sich bald als Schirm-Herr erweisen, im wörtlichen Sinn, als es zur Baustelle geht und später, drinnen beim Gespräch, im übertragenen Sinne. Altenheim-Träger Caritas baut an und um, und er baut auf eine neue Heimleitung.
Köpfe zählen mehr als Kräne, Beine mehr als Steine. Deshalb fängt die Geschichte eines Neubeginns bei der neuen Doppelspitze der Senioren-Herberge an. Sie beginnt mit Heimleiterin Bianca Tönges (41) und ihrer Stellvertreterin Nadine Bender (45). Die neue Chefin kommt aus Dortmund. Die Liebe hat sie ins Sauerland verschlagen, nach Lennestadt. Nadine Bender hingegen ist ein Balver Mädchen. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner kennt sie oder doch zumindest ihre Angehörigen: „Ich bin seit 23 Jahren im Haus.“ Als Pflegehelferin hat sie angefangen. 2017 hat Nadine Bender die Ausbildung zur Fachkraft gemacht. Was haben die beiden vor?
„Was das Leben in der Familie leichter macht, ist auch bei der Arbeit wichtig“, sagt die Chefin. „Man muss sich wohl fühlen. Bei uns steht das Team im Fokus.“
Wohlfühlatmosphäre ist Bianca Tönges auch im Umgang mit den Angehörigen wichtig. Dominik Pieper hakt ein: „Ich kann bestätigen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das hier im Haus mit großem Engagement tun. Die Menschen, die uns hier anvertraut sind: Das ist unsere Aufgabe, sie bestmöglich zu betreuen – egal ob sie demenziell verändert sind oder nicht. Wir kümmern uns um alle.“ Was ist nötig, um die Lebensqualität der Bewohner zu verbessern?
„Die Biografie-Arbeit ist ganz wichtig“, entgegnet Heimleiterin Tönges. „Auf die Individualität des einzelnen Bewohners zurückgreifen zu können, ist wichtig.“ Erweist sich die Verwurzelung von Nadine Bender im Hönnetal dabei als Vorteil? „Vielleicht ist die Vertrauensbasis schneller da“, erwidert sie. „Man kennt sich oder erkennt sich wieder.“
Aber zu viel Nähe kann auch ein Problem werden. Das weiß Bianca Tönges. Bei aller Sympathie für die Bewohnerschaft der Einrichtung, bei aller Empathie für deren individuelle Lebenslagen: Professionelle Distanz sieht die Heimleiterin als erforderlich an, damit ihr Team im seelischen Gleichgewicht bleibt. Im Zweifel, sagt sie, müsse ein Stück Rationalität vor allzu großer Emotionalität stehen: „Wenn wir die Probleme unserer Bewohner mit nach Hause nehmen, kommen wir in keinem guten Gemütszustand zurück zur Arbeit.“
Szenenwechsel. Zwischen Murmke-Sporthalle und Altenheim befindet sich seit kurzer Zeit eine Baugrube. Ein maisgelber Kran steht symbolisch für Bauarbeiten. Was passiert da gerade?
Dominik Pieper, schirm-bewehrt, zieht im Regen fröstelnd die Schultern hoch: „Was wir hier sehen, ist der erste Bauabschnitt. Der Anbau. Das werden 24 Zimmer, acht pro Etage. Mit Tiefbauarbeiten dauern die Arbeiten ungefähr ein Jahr.“ Das ist nur der Anfang. Zwei weitere Bauabschnitte folgen. Es geht um Bäder und mehr. „Da wird im Bestand saniert. Das ist aufwendiger, und daher dauert das auch länger.“
Tatsächlich hat es lange gedauert, bis die Bauarbeiten starten konnten. Bereits der frühere Träger der Einrichtung, die St. Marien gGmbH, hat die Notwendigkeit zur Sanierung erkannt. Dann, am 1. Januar 2021, ist der Trägerwechsel vollzogen worden. Seither zeichnet der Caritas-Verband Arnsberg-Sundern verantwortlich. Doch was hat den Start der Bauarbeiten verzögert?
„Das hätte alles eher anlaufen sollen“, sagt Geschäftsführer Pieper unumwunden, „aber das lag nicht alles in unserer Hand. Das lag nicht nur am Trägerwechsel.“ Damit meint er nicht die WTG-Behörde; sie kümmert sich um die Einhaltung der Vorschriften des Wohnteilhabegesetzes (WTG). Organisatorisch ist sie in der Regel an die Kommune angedockt. Dominik Pieper sieht eher den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als Bremser. Er sei zuständig für eine baufachliche Stellungnahme, sagt er. Der LWL prüfe Abschlussrechnungen auf ihre Notwendigkeit. „Daraus leitet sich ab, welche Investkosten man geltend machen kann“, sagt Dominik Pieper. „Ohne diese Stellungnahme können Sie keinen Spaten in die Erde stechen.“ Das Papier des LWL ist im Sommer gekommen – nach zwei Jahren. Corona hin, Lieferengpässe her: Für den Bau-Start hat das, so sieht es Dominik Pieper, keine Rolle gespielt. Immerhin hält er dem LWL zugute, dass die überkommunale Einrichtung „eine sehr komplexe Maßnahme“ habe prüfen müssen.
Eine drei Abschnitte des Umbaus werde auch für die Bewohnerschaft nicht ohne Belastung abgehen, warnen Dominik Pieper und Bianca Tönges vor. Das sei aber von vornherein transparent gemacht worden: „Die Bewohner“, betont Dominik Pieper, „wissen Bescheid.“ Bedeutet das Stress?
Bianca Tönges relativiert. Rechtzeitige Information aller Beteiligten zähle. „Für die Mitarbeiter, die sich darauf einstellen müssen, und die Angehörigen ist, glaube ich, stressiger als für die Bewohner selbst. Für sie ist das aufregend. Wir haben sogar Bauhelfer. Das sind unsere Männer. Die gucken immer auf die Baustelle. Vorne im Foyer sind die Bauarbeiten ein großes Thema unter den Bewohnern. Man plauscht und tratscht. Die Bauarbeiten haben auch gute Seiten.“
Seine guten Seiten will das Altenheim nach Abschluss von An- und Umbau nach außen tragen. Heimleitung und Team wollen sich Angehörigen und Vereinen noch stärker öffnen als ohnehin. „Bei gutem Wetter sollen die Angehörigen die Bewohner auch mal draußen empfangen können“, verspricht Dominik Pieper. Das soll ein Signal an die Balver Bevölkerung sein. Botschaft: Diese Einrichtung ist offen.
Immerhin ist das Altenheim am Rand der Innenstadt leicht erreichbar. Der Gesundheitscampus ist nahe, ebenso Pfarrkirche St. Blasius plus Kindergarten und Grundschule. Parkplätze gibt es reichlich. Sind Geschäftsführung und Heimleitung fast wunschlos glücklich?
Nicht ganz. Auch wenn Dominik Pieper der Politik attestiert, ihren Blick auf die alternde Gesellschaft geschärft zu haben, hat er einen Wunsch: weniger Bürokratie, kürzere Entscheidungswege. Das Zauberwort heißt Effizienz.
Hier erfahrt Ihr mehr über den Altenheim-Träger Caritas Arnsberg-Sundern.