Breckerfeld. Der Schnee auf den Höhen sorgt für ein schönes Panorama. Winter-Momente können Besucher in Breckerfeld an der Glörtalsperre erleben

Es gibt ihn, diesen einen Moment. Ein Moment, der ausreicht, um für einen ganzen Tag, für ein Wochenende, vielleicht sogar für die gesamte nächste Woche Kraft daraus zu ziehen. Ich will versuchen, ihn kurz zu beschreiben, diesen Moment. Und ich möchte Ihnen allen so dringend ans Herz legen, sich an einem der nächsten Morgende einfach auf den Weg zu machen, um ihn auch zu erleben, diesen Moment. Vielleicht an der Glörtalsperre in Breckerfeld, die an einem eisigen Morgen dem Paradies schon ziemlich nahe kommt.

Der eine Moment geht so: Mitten hinein schauen in die aufgehende Sonne, die gerade die ersten Strahlen über den Bergrücken auf der anderen Uferseite hinab zum Strand der Glör schickt. Die eiskalte Luft, die im aufsteigenden Dunst über der spiegelglatten Wasseroberfläche sichtbar zu werden scheint, einsaugen, so tief es geht. Für einen Moment die Augen schließen, einfach mal nichts hören, darauf verzichten, das Handy aus der Tasche zu ziehen, um diesen Moment im Bild festzuhalten, die Augen wieder öffnen, ausatmen, gucken, was der Hund so treibt. Er sitzt immer noch da – treu und brav - auf der Bank neben mir. Lucy blickt in die Sonne und hat geatmet. Ein und wieder aus, ein und wieder aus, ein und wieder aus.

Der Fotograf ist mehr als ein Maler

Wenn man die Augen wieder öffnet, so glaubt man, ein Maler müsse sich doch hier niederlassen: vielleicht ein van Gogh, ein Thomas Cole oder ein Henri Rousseau. Er müsste hier seine Staffelei aufbauen, in die aufgehende Sonne schauen und der Pinsel würde seinen Weg wohl von ganz allein über die Leinwand finden.

Ein wunderbarer Moment: WP-Redakteur Jens Stubbe genießt mit Hund den Sonnenaufgang an der Glörtalsperre in Breckerfeld.
Ein wunderbarer Moment: WP-Redakteur Jens Stubbe genießt mit Hund den Sonnenaufgang an der Glörtalsperre in Breckerfeld. © Unbekannt | Alex Talash

Es gibt keinen Maler, dafür einen Fotografen. Er fängt ihn aus einer gewissen Distanz ein - diesen Moment. Mich, den Mann, den Hund, die Sonne und den ganzen Rest. Alex Talash fängt nicht nur diesen einen Momente ein, sondern so viele Momente. Mit dem Tele, mit dem Weitwinkel, mit der Handykamera, mit einer Drohne aus der Luft. Die digitale Fotografie hat eben Vorteile – ein Maler hätte das in dieser Zeit und in dieser Vielfalt nicht gekonnt. Wir lassen Sie teilhaben – in diesem Text – mit einem Video und einer Fotostrecke (siehe unten).

Dieser Termin ist ein Glücksfall

Ich will mich nicht schmücken mit fremden Federn. Es war gar nicht meine Idee, hierher zu kommen. Vermutlich wohne ich zu nah an dieser Glörtalsperre, um zu erkennen, welch Schatz da direkt vor meiner Haustür liegt. Es war die Idee von Laura Handke, einer jungen Kollegin mit einer Leidenschaft für eine ungewöhnliche Geschichte, einfach mal an die Glör zu fahren und zu beschreiben, was man wahrnimmt. Sie konnte nicht, ich bin eingesprungen. Man muss auch mal Glück haben im Leben.

Winterspaziergang an der Glörtalsperre in Breckerfeld

Die Glörtalsperre in Breckerfeld ist an einem kalten Wintermorgen ein Paradies.
Die Glörtalsperre in Breckerfeld ist an einem kalten Wintermorgen ein Paradies.
Die Glörtalsperre in Breckerfeld ist an einem kalten Wintermorgen ein Paradies.
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Die Glörtalsperre in Breckerfeld ist an einem kalten Wintermorgen ein Paradies.
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Die Glörtalsperre in Breckerfeld ist an einem kalten Wintermorgen ein Paradies.
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Ja – auch das ist Arbeit für mich. Aber was für eine? Ich fühle mich zart umarmt und geküsst von der Natur. Ich hatte noch auf Begegnungen gehofft, hatte Menschen fragen wollen, was sie zum Sonnenaufgang hierher treibt. Ich erinnere mich an einen tapferen Frei-Schwimmer, der hier einmal an einem Morgen im späten Herbst die Glör durchkrault hat. Nicht mal der ist hier. Ich treffe niemanden. Ich bin allein. Welch eine Freude.

Millionen Eicheln am Strand

Ich gehe ihn entlang – diesen Strand. Den Hund, dessen feine Nase an einem eiskalten Tag tausende Düfte gleichzeitig aufzuschnappen scheint, an meiner Seite. Es gibt hier Sandinseln, die an heißen Sommertagen von Badegästen bevölkert werden. Es liegen hier Millionen von Eicheln, die die Bäume im Herbst abgeworfen haben und die nun bei jedem Schritt unter den Füßen knistern. Schwaden bilden sich über der Wasserfläche wie ein sich ständig wandelndes Meisterwerk permanent neu. Weiter entfernt haben sich Wasservögel am Ufer niedergelassen – auch sie scheinen ihn zu genießen, ihren Moment. Niemand, der stört.

Die Glörtalsperre in Breckerfeld ist ein kleines Paradies. Die Sonne wirf ihre ersten Strahlen auf den Strand.
Die Glörtalsperre in Breckerfeld ist ein kleines Paradies. Die Sonne wirf ihre ersten Strahlen auf den Strand. © Unbekannt | Alex Talash

Ich ziehe einen Handschuh aus, greife in die Tasche, hole einen Stift und einen Block hervor. Ich mache ein paar Notizen in einer Handschrift, für die ich schon so viele Hohn und Spott geerntet habe. Mit jedem Wort wird die Schrift unleserlicher. Die Kälte lähmt die Finger, die auch nicht wieder warm werden wollen, als ich die Handschuhe wieder überstreife. Was soll’s. Später werde ich übrigens feststellen, dass man einen Text schreiben kann, ohne auch nur ein einziges Mal auf seine Notizen zu blicken. So tief haben sich all die Eindrücke eingebrannt.

Eisschicht am Ufer

Ich schlendere zurück. Ein Stück am Wasser, an dessen Rand sich schon ein kleine Eisschicht gebildet hat. Dann den Weg zwischen den Bäumen entlang, deren Stämme und Äste das Sonnenlicht kurz brechen. Hinüber bis zur Mauer, die so stark empor ragt, dass sie diese gerade so friedlichen Wassermassen einfach zurückhalten kann. Es rauscht an ihrem Fuß.

Wer will hier schon weg? Tipp für das Wochenende: ein Spaziergang an der Glör.
Wer will hier schon weg? Tipp für das Wochenende: ein Spaziergang an der Glör. © Unbekannt | Alex Talash

Ich will nicht zurück. Aber der Takt eines ganz normalen Freitages lässt keine andere Wahl. Es steht eine Konferenz an, in der ich jeden Kollegen ermuntern werde, an einem Morgen hierher zu kommen. Ich muss diverse Telefonate führen. Ich muss planen, muss schließlich diesen Text hier schreiben. Wieder konferieren. Wieder konferieren. Mit einem Chef sprechen. Diesen Text hier online rausgeben. Noch einen anderen schreiben. Es ist ein ganz normaler Freitag, ein stressiger Freitag. Einer, für den ich so viel Kraft getankt habe bei der Arbeit am frühen Morgen an der Glörtalsperre.

Wieder an die Glörtalsperre

Ich werde wieder an die Glörtalsperre kommen. Vielleicht gleich morgen. Ich werde Menschen mitnehmen, die mir wichtig sind. Ich werde sie mitnehmen an einen Ort, der dem Paradies sehr nahe kommt. Und wir werden ihn zusammen genießen – unseren einen Moment.