Arnsberg. Der Klimawandel mit seinen veränderten Wasser- und Wärmebedingungen erzwingt auch einen Wechsel der Baumarten im Sauerland. In einigen Jahren werden wohl andere Bäume die sauerländischen Wälder zieren. Vielleicht wächst sogar irgendwo ein Mammutbaum.

Wanderer werden auf den Höhen und in den Tälern des Sauerlandes in einigen Jahren womöglich andere Baumarten entdecken als heute: Buche, Esskastanie, Küstentanne, vielleicht hier und da sogar einen Mammutbaum. Nicht, weil sie besser in die Landschaft passen als die Gemeine Fichte, sondern weil der Klimawandel mit seinen veränderten Wasser- und Wärmebedingungen einen Wechsel der Baumarten erzwingt. Das glaubt jedenfalls Dr. Norbert Asche vom Landesbetrieb Wald und Holz in Nordrhein-Westfalen.

„Klimaangepasste Baumartenwahl am Beispiel der Mittelgebirgsregion Sauerland“, hieß sein Beitrag auf der Klimatagung 2013, die die Waldakademie Vosswinkel zum Auftakt der Arnsberger Klimaschutzwoche am Montag veranstaltete. Thema war die Bedeutung des Waldes im Kampf gegen den Klimawandel. Bereits heute wandeln die Wälder in NRW fünf Prozent des Kohlendioxids um, das von Verkehr, Industrie, Kraftwerken und Heizungen produziert wird. Künftig werden sie das nur mit dem Klimawandel angepassten Baumarten leisten können, so die Meinung vieler Experten.

Der Wald als Arbeitgeber, Rohstofflieferant und Gesundheitsförderer

Zuvor hatte der Bürgermeister der Waldstadt Arnsberg, Hans-Josef Vogel, auf die immer weiter wachsenden Funktionen von Wäldern hingewiesen: Sie sicherten Arbeitsplätze, seien Rohstoff für die Industrie, schützten Böden, Siedlungen und Verkehrswege, schafften Wohlbefinden und Gesundheit, förderten den Tourismus, steigerten den Wert von Grundstücken in ihrer Nähe, regulierten die Wasserversorgung und eben auch das Klima.

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„Die Natur hat die Auswahl der Baumarten auf der Welt ganz gut gelöst“, meinte Norbert Asche. Aber nun sei eine Anpassung an den erwarteten Klimawandel notwendig. Waldbesitzer wollen schließlich auch in vielen Jahren noch den größtmöglichen Gewinn aus ihrem Forst ziehen.

Nach Asches Worten gilt es in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vor allem, die Merkmale eines Standortes und die Ansprüche der einzelnen Baumarten in Einklang zu bringen. Dazu werden vom Landesbetrieb so genannte Ökogramme der Baumarten erstellt - mit ihren Ansprüchen an Wasser, Wärme und Nährstoffe.

Für die Esskastanie ist es im Sauerland noch zu kalt

So steht nach seiner Ansicht die Buche im Sauerland weitgehend standortgerecht. Der wärmeliebenden Esskastanie mit ihrem wertvollen Holz ist es dem Experten zufolge in den Höhenlagen des Sauerlandes noch zu kühl, aber das könne sich mit dem Klimawandel ändern. Die Esskastanie, so genannt wegen ihrer essbaren Früchte, könnte Asche zufolge Gewinnerin in Südwestfalen sein - mit einem deutlich größeren Vegetationsareal als bisher. Sie gedeiht im gesamten Mittelmeerraum und in Deutschland bislang an Standorten wie der Pfalz sowie an Mosel und Nahe. Die Küstentanne habe man vor 15 Jahren zunächst falsch eingeschätzt, so Asche: „Sie ist Trockenheit gegenüber toleranter als vermutet.“

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Asches Fazit: Die Bäume sind gefordert, sich dem Klimawandel anzupassen oder zu wandern. Die heute dominierenden Fichte steht auf zwei Drittel ihrer Fläche im Sauerland standortgerecht, so Asche. Noch. Ändert sich aber der Faktor Niederschlag oder der Faktor Wärme in Folge des Klimawandels, also regnet es weniger und wird es wärmer, wird die Fichte zum Risiko.

Holzwerkstoffindustrie setzt vermehrt auf Buche

Deshalb empfiehlt der Experte Alternativen, zu denen auch Douglasie oder Roteiche zählten. Diese seien auch gut vermarktbar. Die Industrie stelle sich bereits um und werde mehr Buche einsetzen. „Die Holzwerkstoffindustrie kann auch Buche verarbeiten so wie die Esskastanie beliebtes Bauholz in Österreich und Südtirol ist“, so Norbert Asche. „Das ist alles eine Frage des Preises.“

Waldbesitzer können Standorttypenkarten ihrer Region mit Hinweisen auf die am besten geeigneten Baumarten beim Landesbetrieb Wald und Holz gegen eine Schutzgebühr ordern.