Winterberg. . Der Klimawandel lässt den Winter in Winterberg in Zukunft zur Mangelwahre werden. Die Betreiber des Winterberger Skiliftkarussells setzen aber weiterhin auf den Winter: Für fünf Millionen Euro ist der Schneewittchenhang jetzt für Skifahrer erschlossen worden. Und die Schneekanonen laufen auf vollen Touren.

Bremberger Spätlese. Ein Tröpfchen, das die Zunge schnalzen lässt. Oder der Riesling vom Herrloh.

Ein Traum.

Und Winterberg? Ein Weinstädtchen. Cliquen und Clubs lassen die Puppen tanzen. „Vielleicht gibt es auch einen leckeren Obstbrand“, fügt Christoph Klante hinzu.

Mitten im dichten Schneetreiben spinnen wir am 750 Meter hohen Bremberg in die Zukunft. 3,5 Tage Winter sagt das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) dem Sauerland Ende des Jahrhunderts voraus.

Seriös? Gewagt? Wer weiß das? Klante, Geschäftsführer vom Skiliftkarussell Winterberg, scheut die Zeitreise nicht. „Ich glaube nicht, dass es dann noch richtigen Winter gibt. Wenn nicht, wird es was anderes geben. Weinanbau eben.“ Der 53-Jährige grinst in sich hinein. Er lebt im Hier und Jetzt.

In Winterberg gibt's jetzt einen Sechser-Sessellift

Und jetzt ist Winter. Der 900 Meter lange Schneewittchenhang wird heute eröffnet. Ein Sechser-Sessellift bringt die Skifahrer über die Bundesstraße 236 nach oben. Bis zu 2400 Personen pro Stunde sind möglich. Die Piste führt über eine eigens errichtete zwölf Meter breite Brücke ins Tal. Ein Lückenschluss, der das Liftkarussell endlich durchgehend zwischen Kappe, Bremberg, Poppenberg und Sürenberg kreisen lässt.

„Das ist eine Fünf-Millionen-Euro-Investition“, sagt Klante, der sich damit nicht in den Vordergrund der Skiliftbetreiber rücken will. „Wir haben das Niedrigzinsniveau für Kredite genutzt.“ Und nicht nur einmal betont er: „Es geht nicht nur um mich.“ Mit seinem Bruder Andreas bildet er eine von acht privaten Gesellschaften, die zum Winterberger Skiliftkarussell gehören. Ein Zusammenschluss, der seit 33 Jahren besteht. 1995 übernahm Klante von seinem Vater Gerhard die Aufgabe.

Ob es ihm leicht gefallen ist? Die Antwort fällt diplomatisch aus. „Nicht jeder, der Großstadtluft geschnuppert hat, kehrt ins Sauerland zurück.“ Klante hat in Köln Betriebswirtschaft studiert, verdient jetzt seinen Lebensunterhalt in einer seltenen Branche. Seine Beschreibung: „Personentransport für den Wintersport in zweiter Generation.“ Über die eigenen Geschäfte spricht der Sauerländer nicht gerne. Nicht nur ihn zeichnet bei der Frage nach Zahlen gepflegte Zurückhaltung aus. Lautsprecher sind andere.

Zu erfahren ist: Nicht nur mit dem Betrieb der Lifte kommt Geld herein. Ein Modegeschäft, Hüttenbetrieb und Skiverleih lassen die Kasse klingeln. Für sich allein will Klante nicht sprechen. Er sagt es für alle: „Im Winter beschäftigt das Skiliftkarussell 400 bis 500 Mitarbeiter, im Sommer sind es 70 bis 80. Denn nach dem Winter ist vor dem Winter.“

Bis zu 30.000 Euro für eine Piste mit Kunstschnee

Am Schneewittchenhang kontrolliert er die Schneekanonen. Seit Donnerstagabend pusten sie bei derzeit minus 5 Grad die künstlichen Flocken in die Landschaft. Klante: „Gerade in den Nächten werden wir in den nächsten Tagen weiter Schnee machen, um eine gute Reserve zu haben.“

Um eine Vorstellung zu bekommen, wie teuer Schnee ist, ein Beispiel: Ein Kubikmeter technisch erzeugter Schnee kostet zwischen zwei und drei Euro. 10 000 Kubikmeter sind nötig, um eine 1000 Meter lange und 30 Meter breite Piste mit einer 30 Zentimeter dicken Schneeschicht zu bedecken. Kosten: 20.000 bis 30.000 Euro.

Das Gespräch über Geld wird nicht vertieft. Klante spricht über seine Vision: „Wir schielen auf Familien. Am Schneewittchenhang soll noch ein Kinderland entstehen. Wir wollen die Skischule für die Alpen sein.“ Damit meint er natürlich nicht nur sich, sondern alle acht Gesellschaften. Das Schneegestöber verkürzt die Unterhaltung. Klante ist ein gefragter Mann.

Was fehlt zum Schluss? Ein Glas Rotwein im Kaminzimmer - irgendwo im winterlichen Sauerland.