Olpe.. Philipp Freiherr zu Guttenberg zeigt auf dem Waldbauerntag in Oberveischede als Präsident der Waldbesitzer, dass er seinem Bruder als Redner in nichts nachsteht. In der Sache fordert er höhere Entschädigungen für Waldbesitzer, die für den Bau von Stromtrassen enteignet werden.

Die Waldbesitzer sehen sich bei der Entschädigung für die Abgabe ihrer Flächen für neue Stromtrassen abgespeist. „Ohne Netzausbau geht es nicht. Und die Leitungen werden durch den ländlichen Raum führen“, sagte Philipp Freiherr zu Guttenberg (38), jüngerer Bruder des über eine Plagiatsaffäre gestolperten ehemaligen Verteidigungsministers und Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände, als Gast des Waldbauerntages Olpe in Oberveischede.

Die Entschädigungsregelungen für Enteignungsverfahren sähen vor, dass die Betroffenen mit 10 bis 20 Prozent des Verkehrswertes abgespeist würden, so von Guttenberg - „das ist ein Problem.“ Selbst bei einer am Marktwert orientierten Abgeltung und wiederkehrender Vergütung für die Waldbesitzer kämen auf den Privathaushalt nur 28 Cent Mehrkosten im Jahr zu, argumentierte der Baron und fügte hinzu: „Ein Landwirt kann unter einer Stromtrasse weiter ackern, aber wir verlieren unsere Produktionsgrundlage damit.“

Ausgleich nach Rendite

Hintergrund: Die Pläne für die Trassen sind unlängst von der Netzagentur vorgestellt worden, die Netzbetreiber rechnen vor, ein sachgerechter, an ihrer Rendite ausgerichteter Ausgleich für die Waldbesitzer verteuere den Strompreis abermals deutlich.

In seiner kämpferischen, bereits vom Wahlkampf und von bundespolitischen Themen geprägten Rede wandte sich von Guttenberg, selbst Besitzer riesiger Waldbestände in Bayern und Österreich, scharf gegen die so genannten Stilllegungspläne rot-grüner Landesregierungen sowie Umweltverbände. Die Forderung, weitere Wälder aus der Nutzung zu nehmen und sich selbst zu überlassen, ist nach seiner Ansicht „eine Verabschiedung von der Nachhaltigkeit.“ Die Abkehr von der „Multifunktionalität deutscher Wälder“ wäre fatal - sie seien „weder reine Baumfabrik noch Urwald.“

Luxus von Wildnisflächen

Außerdem, so der grüne Baron, sei es unmoralisch, die Nutzung aus Europa in andere Gebiete in der Welt zu verlegen, die nicht nachhaltig wirtschafteten: „Wir leisten uns den Luxus von Wildnisflächen, aber wenn ich heute in Deutschland auf 10 Millionen Festmeter Holz verzichten will, muss ich sie morgen aus Togo holen.“ 10 Prozent weniger Waldfläche in Deutschland bedeuteten den Abbau von rund 90.000 Arbeitsplätzen: „Diese Stillegungsdiskussion schadet dem ländlichen Raum“, so von Guttenberg. Im übrigen sei nicht der Forstwirt, der den Wald bewirtschaftet, der Böse, sondern „die Konsumgesellschaft, die mit ihrem Lebensstil den Forst an die Wand fährt.“

Die Auswilderung von Wölfen in die deutschen Wälder, bereits Praxis in östlichen Bundesländern, lehnte der Freiherr ab. „Wir dürfen nicht Disney spielen, wir haben einfach den Lebensraum nicht mehr. Das ist ein Schnellschuss - fehlgeleitete Umweltpolitik.“