Sundern. Alexander Krichel ist Mitglied des Vorstands bei „Kultur Rockt“. Der Pianist holt hochkarätige Künstler nach Dörnholthausen in den Pferdestall.
In der Welt der klassischen Musik fühlt er sich Zuhause. Alexander Krichel begeistert mit seinen Stücken weltweit ein Millionenpublikum. Sein Weg bis dahin – alles andere als klassisch. Aufgewachsen ist der heute 35-Jährige in einer kunstinteressierten Familie. Als Kind sei er hyperaktiv gewesen, was sich in seiner übermäßigen Energie äußerte. Das bereits vorhandene Piano im Hause Krichel sollte der Beruhigung dienen, um die überschüssige Energie dort hinein zu investieren.
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Seine erste Klavierlehrerin sprach ausschließlich russisch, was die verbale Kommunikation zwischen Alexander und ihr nahezu unmöglich machte. Ihre Kommunikation verlief auf der motorischen Ebene des Zeigens, aber auch des Singens und letztlich über die Musik. Mit sechs Jahren wird dann die Musik zu einer Art Muttersprache für ihn. Die Klassik und das Klavier wurden somit Teil seiner Identifikation und Selbstverwirklichung. Bis heute nennt er seine damalige Klavierlehrerin „Klaviermama“ und betont die besondere Bindung zwischen den beiden.
Nachdem er nach seiner schulischen Ausbildung den Schritt in die Kunst wagt, erreichte er mit seiner Musik schnell ein großes Publikum und feierte neben Sony-Verträgen auch Preise wie den Echo. Bei all dem sei für ihn aber die höchste Priorität seine Authentizität nicht zu verlieren. „Ich habe nie Entscheidungen für die Karriere getroffen“, macht der Pianist deutlich. Alle Entscheidungen treffe er für die Musik und die Kunst, auch wenn diese nicht immer vorteilhaft für seine Karriere seien.
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Er beschreibt das innerliche Ankommen aber auch als einen Prozess. Den Druck immer besser sein zu wollen habe er im Laufe der Zeit abgelegt. „Ich bin, wer ich bin und die Leute sitzen hier, damit ich ich bin“, beschreibt er seine Gedanken während einer seiner Aufritte. Den Druck wollte er nie bekämpfen, sondern loslassen. Dabei seien Meditationen sein persönliches Geheimnis. Heute erlebe er auf der Bühne am Flügel seine sichersten Momente, in denen er Eins wird mit der Musik und sich selbst komplett vergesse.
„Immer wenn ich den Weg zurück zu meiner echten Musik gefunden habe, lief es auch mit der Karriere am besten“, bringt Krichel zum Ausdruck. Seine Authentizität sei der Weg zum Erfolg. Er macht auch klar: „Menschen wollen Zeugen sein von einer Sache, die natürlich passiert, aber eine Sache passiert nicht natürlich, wenn ich sie kreiere damit Menschen davon Zeugen seien wollen.“
Als Künstler kreiert er Kunst und gibt sie an die Menschen weiter. Bei „Kultur Rockt“ sorgt der gebürtige Hamburger als Mitglied des Vorstands zusammen mit Matthias Berghoff jährlich für kulturelle Begegnungen im Pferdestall. Kennengelernt haben sich Matthias und Alexander über ein Buchprojekt. Aus einer guten Zusammenarbeit entstand dann eine echte Freundschaft. „Und dann waren wir im Stall“, betitelt Krichel einer seiner ersten Besuche im Gasthof Berghoff. Sie haben schnell gemerkt, dass sie ein bisschen mehr Kultur ins Sauerland bringen wollen.
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Sie wollen mit den großen Metropolen dieser Welt mithalten können und qualitative Künstler in den Pferdestall bringen. Krichel beschreibt das Sommerfestival als „authentisch, liebevoll, aber auch gleichzeitig hochkarätig“. Das beweisen sie auch mit ihren letzten künstlerischen Gästen, die den Pferdestall am Sonntag noch einmal kulturell beglücken. Neben der Schauspielerin Johanna Wokalek, Sängerin Leony und Alexander Krichel selbst traten zuletzt zwei der besten Orchester der Welt auf. Angereist aus London war der 1. Orchestermeister des London Symphony Orchestra vor Ort, aber auch das Quartett der Berliner Philharmoniker. „Ganz großes Kino im Pferdestall“, fasst Matthias Berghoff das musikalische Spektakel zusammen.