Oelinghausen/Holzen. Spannende Einblicke in die Restaurierungsarbeiten im 850 Jahre alten Kloster Oelinghausen, wo Geschichte lebendig wird.
Das Kloster Oelinghausen ist aktuell kaum wiederzuerkennen. Im Innern der Klosterkirche klopft und hämmert es an vielen Stellen, überall sind Gerüste aufgebaut und Bauarbeiter laufen emsig umher. Das historische Kulturgut, das in diesem Jahr 850-jähriges Jubiläum feiert, wird saniert. Es ist der dritte Bereich des Kirchengeländes, der eine Überholung erfährt, nachdem in den Jahren zuvor die Chorfassade und der Dachstuhl aus dem 14. Jahrhundert ertüchtigt wurde. Nun soll der Kirchen-Innenraum auf Vordermann gebracht werden.
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„Die Sanierung einer Kirche ist immer eine Wundertüte“, sagt Kirchenvorstand Norbert Hollmann. Gemeinsam mit Alfred Hilbig vom Gemeindeteam Kloster Oelinghausen und Bernhard Padberg vom Freundeskreis Oelinghausen erkundet er die Bauarbeiten im Kloster.
Sämtliche Figuren wurden an sicherer Stelle eingelagert, Hochaltar, Orgel und die wertvolle Madonna wurden oder werden noch in den nächsten Wochen abgedeckt. „Wenn in einem Monat alle Vorbereitungen getroffen wurden, soll der Putz an den Wänden untersucht werden. Auch die Decken sind dran. Dafür sind die Gerüste bis ganz nach oben gezogen. Der gesamte Zustand dieser Bereiche muss kritisch überprüft werden“, erklärt Alfred Hilbig, der als sachkundiger Bauleiter vor Ort agiert.
Sämtliche Arbeiten erfolgen in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Arnsberg sowie mit dem Landesdenkmalamt. Zwar stehe in erster Linie die Sanierung und Konservierung der wertvollen Kirchenschätze im Vordergrund. Wo es nötig sei, könne aber auch noch eine Restaurierung hinzukommen, deutet Bernhard Padberg an.
Die Denkmalpflegerinnen und -pfleger werden sich nach der Analyse der Situation mit den Architekten und Handwerkern abstimmen, welche Arbeiten konkret umgesetzt werden müssen. „Alles, was man tun kann, muss man jetzt tun“, betont Alfred Hilbig. Man könne jetzt in Bereichen tätig werden, die sonst zugestellt oder unter normalen Bedingungen nicht erreichbar sind.
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Konkret macht der Oelinghausen-Experte das an einem Beispiel deutlich. „Wir werden zum ersten Mal seit 35 Jahren die Kirchenfenster putzen können.“ Bei der Sanierung des Putzes sollen auch die Elektroleitungen überprüft werden. „Die Elektrifizierung der Kirche liegt 100 Jahre zurück. Da kann man sich schnell vorstellen, in welchem Zustand die Leitungen sein dürften“, so Norbert Hollmann.
Grundsätzlich müsse man auf alles vorbereitet sein. Also auch darauf, dass man vielleicht unter dem Putz auf Wandgemälde stößt, die noch nicht bekannt sind und überdeckt waren. An einigen Stellen weiß man davon bereits. „In Oelinghausen ist man sich nie sicher“, sagt Bernhard Padberg.
Sämtliche Sanierungsmaßnahmen sind so angelegt, dass sie den Kircheninnenraum für einen möglichst langen Zeitraum konservieren und langfristig halten. „Die Wände werden heller und mit einer Art Schutzschicht überzogen“, weiß Alfred Hilbig zu berichten. Er informiert auch im Internet ständig über die Arbeiten in der Kirche.
Ein wesentlicher Bestandteil der Sanierung und der Wartungsarbeiten ist auch der Umgang mit den Klimaverhältnissen innerhalb des Kirchenraums. Zu viel Luftfeuchtigkeit stellt auf Dauer eine Gefahr für das Gebäude und die Kirchenschätze dar. „Seit 14 Jahren sammeln wir hier in der Klosterkirche intensiv Daten. Wir waren damit eines der ersten historischen Gebäude im Erzbistum Paderborn“, unterstreicht Norbert Hollmann.
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Alle zwei Stunden werden die Daten zu Temperatur und Luftfeuchtigkeit gesammelt und laufend überprüft. „Kritisch sind die Jahresphasen, in denen die Jahreszeiten wechseln. Dann gibt es steigende Werte bei Luftfeuchtigkeit und Temperatur“, so Hilbig. „Wir haben in der Klosterkirche ein schmales Temperaturfenster. Dauerhaft sind hier zwischen 9 und 14 Grad. Für Gottesdienste können wir den Innenraum nur ganz langsam aufheizen. Pro Stunde darf die Temperatur nur um ein Grad steigen, damit auf den Oberflächen nicht zu viel Luftfeuchtigkeit entsteht“, sagt Norbert Hollmann.
Mit den Sanierungsarbeiten werden auch elektrische Fensteröffner installiert, die man an ein Steuerungssystem koppelt. Wie kritisch die Luftfeuchtigkeit ist, konnte man bereits im westlichen Wandbereich der Nonnenempore erkennen. An den Wänden sind keine Öffnungen wie Fenster vorhanden. Dort ist Feuchtigkeit im Mauerwerk mit dem bloßen Auge selbst für Laien erkennbar. „Hier wird man Ablufttechnik installieren müssen“, stellt Hollmann fest.
Mit rund einer Million Euro Kosten rechnet der Kirchenvorstand - so denn keine unvorhersehbaren Probleme auftreten. Zwischen 65 und 70 Prozent dieser Summe wird vom Erzbistum Paderborn getragen. Die restlichen Gelder sollen durch Fördermittel in sechsstelliger Höhe und eine Baurücklage beigesteuert werden.
„Wir hatten über die Generationen sehr engagierte und weit denkende Kirchenvorstände und Pfarrgemeinderäte. Schon in 1990er Jahren wurde auf Pfarrfesten Geld für den Erhalt von Oelinghausen gesammelt. Das hilft uns jetzt. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Baurücklage immer weiter schmilzt, weil die Kosten zum Erhalt der Gebäude explodieren“, blickt Alfred Hilbig auf das Geschehen. Dass die Sanierungsarbeiten ausgerechnet im Jubiläumsjahr stattfinden, darüber ist man in der Pfarrei St. Petri, dem das Kloster seit 2013 angehört, nicht glücklich. Doch die Freigabe aus Paderborn für die Arbeiten sei mit Verspätung erfolgt.
Die historische Klosteranlage aus dem Mittelalter, die Teil der sogenannten Klosterlandschaft Arnsberg ist und die drei Prämonstratenserklöster Wedinghausen, Rumbeck und eben Oelinghausen umfasst, hat weit über die Grenzen der Region einen enormen Anziehungspunkt. „Hier finden Wallfahrten statt, weshalb wir auch für Pilger gute Bedingungen schaffen möchten“, sagt Hollmann. „Zu Gottesdiensten kommen sogar Menschen aus Unna, Fröndenberg oder Balve. Auch bei Heiraten ist Kloster Oelinghausen beliebt. Besonders für romantische Fotos vor dem alten Gemäuer reisen die Paare von weither an“, weiß Bernhard Padberg.