Bachum. Axel und Markus Schmelzer sind seit März die neuen Küster in St. Isidor. Mit Herzblut engagieren sie sich in ihrer neuen Rolle
Wenn zwei Männer davon sprechen, dass sie wie die Jungfrau zum Kinde zu einer Aufgabe gekommen sind, klingt das erst einmal kurios. Noch dazu, wenn dieser Ausspruch in einer Kirche getätigt wird. Anderseits handelt es sich um eine bekannte Phrase, wenn man verdeutlichen möchte, dass etwas ungeplant passiert ist.
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Bei den zwei Männer handelt es sich um Axel und Markus Schmelzer. Beides sind Bachumer, die mit ganzem Herzen für ihren Ort leben. „Ich bin fast 50 Jahre in der Schützenbruderschaft. Das prägt einen“, erklärt Markus Schmelzer. Selbiges bestätigt Bruder Axel.
Zu Beginn des Jahres gab es nun bei eben jener Schützenbruderschaft in der Schützenhalle eine Art Krisensitzung. Rund 60 Personen hatten sich eingefunden, weil im wahrsten Sinne des Wortes die Alarm-Glocken läuteten. Es galt eine Lösung für das Küsteramt in der Bachumer Kirche St. Isidor zu finden. „Die drei Frauen, die das Amt bisher ausgefüllt haben und sich die Arbeit teilten, haben entschieden, aufzuhören“, erklärt Markus Schmelzer. Über allem waberten die Spekulationen, was mit der Kirche passiere, wenn man keine Küster mehr fände.
Aufmerksam wurden die Entwicklungen in der Pfarrei St. Petri beobachtet, wo das Pilotprojekt zum Immobilienkonzept stattfindet und kirchliche Gebäude geschlossen werden. „Von der Pfarrei St. Johannes Baptist hat man uns zwar schnell signalisiert, dass Bachum nicht auf der Kippe stünde, aber wir wollten trotzdem handlungsfähig bleiben“, sagt Axel Schmelzer.
Keine Bedenkzeit
Bei eben jener Sitzung kristallisierte sich schnell heraus, dass Markus Schmelzer die Aufgaben des Küsters übernehmen wollte. „Man macht sich natürlich schon irgendwann im Laufe der Veranstaltung so seine Gedanken. Eigentlich wollte ich mir auch Bedenkzeit erbeten, aber als dann auch noch mein Bruder gesagt hat, dass er mitmacht, haben wir das direkt am Abend noch entschieden“, so Markus Schmelzer. Zunächst hatte sich auch noch eine dritte Person gefunden, die aber aus privaten Gründen dann doch einen Rückzieher machte.
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Nun also kümmert sich das Brüderpaar gemeinsam um den Küsterdienst in St. Isidor in Bachum. „Wir sind beide berufstätig, weshalb wir das in unserer Freizeit managen“, sagt Axel Schmelzer. Sie machen beide auch keinen Hehl daraus, dass das Engagement auch ein wenig aus Pflichtgefühl für ihren Heimatort geschieht. „Wir sind unseren Eltern im christlichen Glauben erzogen worden und haben auch gelernt, was Disziplin bedeutet. Gleichzeitig denkt man auch an die Zukunft. Was passiert, wenn die Kirche doch einmal geschlossen wird und die eigenen Kinder oder Enkel nicht mehr hier zur Taufe gehen oder heiraten können“, so Markus Schmelzer.
Etwas zurückgeben
Besonders einschneidend sei das vergangene Jahr gewesen, als die Mutter der beiden verstarb und man sich im Dorf rührend um die Beerdigung gekümmert habe. „Jetzt will man dem Dorf als Dankeschön etwas zurückgeben. Auch unseren Vorvätern, die mit eigenen Händen die Kirche in den 1920er Jahren errichtet haben“, erklären beide.
Seit März ist man nun gemeinsam im Dienst. In der Regel wechseln sich Axel und Markus Schmelzer Woche für Woche untereinander ab. „So zweieinhalb bis drei Stunden Zeit opfert man normalerweise für den Dienst. Wenn an einem Samstag mehrere Trauungen und noch eine Taufe oder ein Gottesdienst stattfinden, kann es auch schon mehr sein. Das gilt auch für Beerdigungen“ sagt Axel Schmelzer. Er geht nächstes Jahr in Rente und wird sein Engagement vielleicht noch ein wenig erhöhen. Bruder Markus kümmert sich um die Pflege der Außenanlage der Kirche. Trotzdem kann er ebenfalls drinnen alles so vorbereiten, wie es der Geistliche für den Gottesdienst benötigt. Die drei Vorgängerinnen hatten ihnen im Schnell-Kursus die grundlegenden Arbeiten erklärt. Ansonsten hilft auch noch ein schlaues grünes Büchlein, in dem haarklein aufgeführt ist, was man für welche Kirchenfeier benötigt.
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Mittlerweile sitzt jeder Handgriff in der Sakristei. In wenigen Minuten steht alles für die Gabenaufbereitung an Ort und Stelle, das richtige Ornat ist herausgesucht und das Buch für die Lesung liegt bereit. Hostien auffüllen, die Kollekte einsammeln, zählen und dann an die zuständige Stelle versenden, schauen, dass genügend Kerzen vorhanden sind und dass das ewige Licht in der Kirche brennt – das Aufgabenspektrum für die beiden ist groß. Natürlich betrachte man mit diesem Wissen im Hinterkopf einen Gottesdienst mit anderen Augen, gesteht Markus Schmelzer. „Ich bin im Sommer auf Mallorca gewesen und konnte in Palma in der Kathedrale an einem Gottesdienst teilnehmen. Da habe ich schon gemerkt, dass der Ablauf vergleichbar ist. Ich hätte zur Not aushelfen können“, sagt er mit einem Lächeln.
Kleine Aufwandsentschädigung
Die Aufgabe mache Spaß, bestätigen beide. Das sei aber auch wichtig, um dieses Ehrenamt auszufüllen. Dazu trage auch die gute Zusammenarbeit mit der Pfarrei in Neheim bei. „Die Geistlichen unterstützen uns, haben viel Verständnis, wenn uns noch ein kleiner Fehler unterläuft, und loben unseren Einsatz sehr“, berichten die Brüder. Als Belohnung für das Engagement erhalten beide einen kleinen Obolus. „Das ist eine tolle Geste. Am meisten freuen wir uns aber darüber, dass das kirchliche Leben hier aufrechterhalten bleiben kann. Aktuell gibt es sogar einen richtigen Aufschwung. Seit März gab es bereits zehn Trauungen und etliche Taufen“, berichtet Markus Schmelzer zufrieden.