Hüsten. Europas Historische Schützen haben sich in Hüsten. Die Frühjahrstagung ist von den Holzener Schützen organisiert worden

Aufgereiht in ihren Uniformen, stehen sie da vor St. Petri in Hüsten. Auszeichnungen, Orden und Verdienstmedaillen prangen an den Revers. Rund 170 der insgesamt 400 angekündigten Schützenbrüder und Schützenschwestern haben ihren Weg nach Hüsten gefunden, um dem offiziellen Empfang der Stadt Arnsberg beizuwohnen.

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Unter den Gästen ist auch Peter-Olaf Hoffmann. Der Dormagener ist Generalsekretär der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen (EGS) und freut sich auf seine Zeit im Sauerland. Im Rahmen der Frühjahrstagung finden sich die Schützenbruderschaften und Vereine aus zehn europäischen Ländern auf Einladung der Kollegen und Freunde aus Holzen in der Region wieder.

„Wir feiern dieses Jahr 200 Jahre Schützenbruderschaft St. Johannes Evangelist. Deshalb sind wir umso glücklicher, dass wir diese Veranstaltung hier planen und nun abhalten dürfen“, erklärt Holzens Ehrenhauptmann Thomas Lepping. Man habe sich vor fünf Jahren bereits um die Ausrichtung der diesjährigen Tagung beworben. „Natürlich funktioniert das alles nur, wenn alle mitziehen und unterstützen. Der gesamte Verein ist involviert.“

Beim Empfang der Gemeinschaft Historischer Schützen im Petrihaus in Hüsten wird ein reger Austausch gepflegt
Beim Empfang der Gemeinschaft Historischer Schützen im Petrihaus in Hüsten wird ein reger Austausch gepflegt © Eric Claßen | Eric Claßen

Ursprünglich sollte die feierliche Messe im Kloster Oelinghausen stattfinden, denn dort wurde die Schützenbruderschaft vor 200 Jahren gegründet. Doch die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen - ausgerechnet im Jahr des 850-jährigen Jubiläums der Klosteranlage - verhinderten dieses Vorhaben. So mussten die Holzener bei der Planung etwas improvisieren. Während der Empfang im Petrihaus und die Messe in der Kirche St. Petri in Hüsten stattfinden, klingt der Abend mit einem zünftigen Buffet voller Sauerländer Spezialitäten in der Holzener Schützenhalle aus.

Was sind Historische Schützen?

Zur Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen (EGS) gehören Vereine, Bruderschaften und Gruppen, die noch einen traditionelles Vogelschießen abhalten. Ursprünglich wurden die Schützen im späten Mittelalter und der Frühen Neuzeit zur bürgerlichen Verteidigung von Städten, Dörfern und Territorien gegründet. Vergleich ist dies mit späteren Bürgerwehren.

Obwohl die Schützen weltlich organisiert waren und sind, besteht eine enge Verbindung zur Kirche, die die Schützenbruderschaften von Beginn an anerkannt hatte. Diese Nähe zur Kirche dokumentieren die Schützen durch den Wahlslogan „Glaube, Sitte, Heimat“, den man noch heute auf Abzeichen und Fahnen lesen kann.

Der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen gehören rund 3000 Bruderschaften, Vereine und Gilden aus zehn Ländern Europas an: Von Schweden bis Kroatien und von den Niederlanden bis in die Ukraine. Sie sind dabei unterteilt in insgesamt fünf verschiedene Regionen. Die EGS vertritt die Interessen von rund einer Million Menschen in Europa.

Mit dabei sind der eingangs erwähnte Generalsekretär Peter-Olaf Hoffmann und die amtierende Europakönigin Svenja Reher aus Münster. Seit über 20 Jahren ist sie in ihrem Schützenverein aktiv und will damit auch beweisen, dass das Schützenwesen längst keine reine Männerveranstaltung ist, bei der früher die Damen lediglich als schmückendes Beiwerk fungierten. „Mir macht die Zeit in der Gemeinschaft einfach großen Spaß. Bis vor ein paar Jahren bin ich selbst Sportschützin gewesen, und nun genieße ich es, durch solche Veranstaltungen wie heute auch Menschen aus allen Teilen Europas kennenzulernen oder wiederzutreffen.“

Arnsbergs stellvertretende Bürgermeisterin Margit Hieronymus, Generalsekretär Peter-Olaf Hoffmann und die amtierende Europakönigin Svenja Reher beim Empfang in Hüsten.
Arnsbergs stellvertretende Bürgermeisterin Margit Hieronymus, Generalsekretär Peter-Olaf Hoffmann und die amtierende Europakönigin Svenja Reher beim Empfang in Hüsten. © Eric Claßen | Eric Claßen

Die EGS animiere ihre Mitglieder, mehr für die Nachwuchsgewinnung zu tun und auch offen für das Mitmachen aller Geschlechter zu sein. „Wir müssen das Traditionsschützentum lebendig begleiten. Viele unserer Vereine nutzen die neuen Kommunikationswege, um neue Mitglieder zu finden, zu kommunizieren und Werbung für sich zu machen. Wir dürfen uns nicht in einer Blase bewegen, die abgekoppelt ist von der Lebenswirklichkeit. Vielmehr müssen wir aufgeschlossen sein für Neuerungen, ohne unsere Grundüberzeugungen zu verleugnen“, betont Peter-Olaf Hoffmann. Er halte es für sehr wichtig, Frauen in das Vereinswesen einzubeziehen.

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Vor allem ist ihm aber wichtig, glaubwürdig zu sein und zu bleiben. „Wir müssen als Vorbilder agieren. Daran können sich auch junge Menschen orientieren. Wir repräsentieren die christlichen Werte und helfen einander. Seit zwei Jahren unterstützen wir Hilfslieferungen von Medikamenten, Lebensmitteln und Kleidung über unsere Freunde aus Polen in die benachbarte Ukraine, die unter diesem schrecklichen Krieg leidet. Dadurch, dass wir uns alle gegenseitig Jahr für Jahr besuchen, unternehmen wir viel für den Frieden in Europa“, so Hoffmann. Nicht ohne Stolz bezeichnet er die EGS als größte europäische Friedensinitiative. „Wir sind füreinander da!“

Feierlich werden neue Mitglieder in den Orden der Ritterschaft vom heiligen Sebastianus in Europa aufgenommen. Das Ganze geschieht im Rahmen einer Messe in St. Petri in Hüsten.
Feierlich werden neue Mitglieder in den Orden der Ritterschaft vom heiligen Sebastianus in Europa aufgenommen. Das Ganze geschieht im Rahmen einer Messe in St. Petri in Hüsten. © Martin Deimel | martin deimel

Im Verlauf der Frühjahrstagung finden Wahlen zum Vorstand statt, da u.a. der bisherige Präsident Prinz Charles-Louis de Merode ausscheidet. Außerdem werden während der Messe neue Mitglieder in den Verein Ritterschaft vom heiligen Sebastianus in Europa aufgenommen.