Arnsberg. Arnsberg und die Region trauern um bedeutenden Heimathistoriker und Kämpfer gegen Vergessen der Nazi-Verbrechen. Werner Saure ist tot.
Die Geschichte war seine Leidenschaft und Verpflichtung zugleich. Der Hüstener Werner Saure warb sein Leben lang dafür, die Vergangenheit zu verstehen, um daraus Lehren für die Zukunft zu ziehen. Jetzt hat das Herz eines bedeutenden Heimathistorikers der Stadt Arnsberg aufgehört zu schlagen: Werner Saure starb am 4. März im Alter von 94 Jahren.
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Eng verbunden war der Name von Werner Saure mit dem Heimatbund Neheim-Hüsten, in dessen Vorstand er mehrere Jahrzehnte wirkte und auch kurzzeitig den Vorsitz übernommen hatte (1997/98). „Herausragend ist Werner Saures heimatgeschichtliche Forschungsarbeit, deren Ergebnisse er in zahlreichen Heimatbund-Heften und auch in Büchern publizierte“, erinnert sich der Heimatbund. Als Erster überhaupt habe er vor etlichen Jahren mit der Aufarbeitung der Geschichte heimischer jüdischer Familien begonnen, die während der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft verfolgt, entrechtet und ermordet worden waren. „Ohne seine Dokumentationen und immerwährende Vorstellung seiner Forschungsergebnisse in der Öffentlichkeit wäre ein unschätzbares Wissen für die Zukunft verloren gegangen“, so Alicia Sommer, 1. Vorsitzende des Heimatbundes in einem Nachruf.
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Das jährliche Gedenken an die Pogrome zum 9. November, das Werner Saure bis zuletzt im Rahmen der Veranstaltergemeinschaft federführend begleitete, sei ihm ein Herzensanliegen gewesen. Sein beispielgebendes ehrenamtliches Engagement wurde 1995 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, 2003 mit der Bürgermedaille der Stadt Arnsberg und 2019 mit dem Verdienstorden des Landes NRW gewürdigt.
Die, die ihn kennenlernen durften, schätzten den Pädagogen und langjährigen Leiter der Realschulen Neheim-Hüsten und Hüsten nicht allein wegen seines Wissens. „Er war ein wunderbarer Mensch, wertvoller Ratgeber und geschätzter Freund, der mit seiner Begeisterung für Heimatforschung Menschen motivieren konnte, Heimatgeschichte zu bewahren, an sie zu erinnern und mit ihr die Zukunft zu gestalten“, so der Heimatbund.
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„Lieber Werner, du wirst uns sehr fehlen“, so endet der Nachruf des Heimatbundes Neheim-Hüsten. Deren junge Vorsitzende Alicia Sommer - fast 70 Jahre jünger als Werner Saure - verbindet ganz persönliche Erinnerungen an den nun verstorbenen Hüstener. „Werner Saure war ein liebenswürdiger Mensch und für mich ein wichtiger Förderer“, sagt sie betroffen. Kennengelernt hatte sie ihn 2012 im Rahmen eines Schulprojektes am St. Ursula-Gymnasium als Schülerin. Auch damals ging es um „Jüdische Grabsteine in Neheim“. Seitdem war Alicia Sommer in Werner Saures Forschungsarbeit einbezogen.
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Werner Saure wollte sein Forschungsarbeiten und sein Wissen nie als Vermächtnis mit ins Grab nehmen, sondern ihm war wichtig, das Erinnern in die Zukunft zu tragen. „Er konnte mir eine Menge von seinem enormen Wissen über das Leben und Schicksal vertriebener und ermordeter heimischer jüdischer Familien weitergeben, wofür ich ihm sehr dankbar bin“. Auch seine Freundschaften zu Nachfahren dieser Familien hatte er mit Alicia Sommer und anderen aus dem Heimatbund Neheim-Hüsten geteilt.
„Mit Werner Saure verlieren wir einen in der Stadt Arnsberg sehr anerkannten Heimatforscher, der sich vor allem in der Aufarbeitung der hier vor Ort geschehenen Verbrechen an jüdischen Mitmenschen einen Namen gemacht hat“, zeigt sich auch Bürgermeister Ralf Bittner betroffen. Darüber hinaus sei er auch in seiner Zeit als Schulleiter der städtischen Realschule Hüsten „über Jahre ein wichtiger Impulsgeber für die schulischen Belange der Kinder und Jugendlichen“ gewesen und habe in diesem Rahmen ihre Entwicklung zu demokratisch denkenden Menschen unterstützt.
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Die Stadt Arnsberg würdigt sein Engagement. „Ganz persönlich verdanke ich ihm sehr berührende und beeindruckende Gespräche und Begegnungen, deren Inhalte und Werte ich als Bürgermeister weiter in seinem Sinne in die Zukunft trage“, sagt Ralf Bittner. Noch vor wenigen Wochen hatte Bittner wie viele andere eine herzliche Begegnung mit Werner Saure am Rande des Vortrages „Einige waren Nachbarn“.
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Auch im Heimatort Hüsten, wo der aus dem Raum Olpe stammende Werner Saure seit seinem Dienstantritt an der Realschule Hüsten 1959 zu Hause war, ist die Trauer groß. Rupert Schulte, 2. Vorsitzender des Heimatkreises Hüstener Freiheit, erinnert an einen „für den Ortsteil Hüsten unermüdlich engagierten Werner Saure“. Er war Mitbegründer des Heimatkreises Freiheit Hüsten. „Die über 1200-jährige Geschichte des Ortsteiles war für Werner Saure eine große Passion, die er mit Engagement erforschte“, so Rupert Schulte. Zum 650-jährigen der Freiheit Hüsten war er Mitautor des Buches „650 Jahre Freiheit Hüsten“. Auch bei der 1200-Jahrfeier von Hüsten in 2002 war Saure Mitglied im Organisationsteam und maßgeblich an dem Buch „1200 Jahre Hüsten“ beteiligt.
Das Leben von Werner Saure war von Engagement bestimmt. Nach dem Abitur am Gymnasium Attendorn studierte er in Münster und Dortmund. Seine berufliche Laufbahn begann er als Lehrer an der katholischen Volksschule Eversberg. Ehe er 1959 nach Hüsten kam, war er auch Schulleiter einer Volksschule in Heinrichsthal. Ehrenamtlich leitete er den Stadtjugendring Neheim-Hüsten (1961-69), war Jugendschöffe beim Amtsgericht (1980/81) und war Vorsitzender des Freundeskreises Oelinghausen (1983) und zwischenzeitlich auch des Katholischen Bildungswerkes Arnsberg-Sundern. Aus dem Schuldienst trat Werner Saure nach schwerer Erkrankung 1991. Die Forschungsarbeit, die Geschichte und der Kampf gegen das Vergessen ließen ihn nie los - bis zum letzten Atemzug.