Neheim. Die Veranstaltergemeinschaft „Gedenken an den 9. November 1938 Arnsberg“ zu einer Ausstellung zur jüdischen Kultur in der Alten Synagoge ein.
Seit mehr als 25 Jahren lädt die Veranstaltergemeinschaft „Gedenken an den 9. November 1938 Arnsberg“ zum gemeinsamen Gedenken und Bewusstwerden der Pogromnacht und des jüdischen Lebens in Arnsberg und Umgebung ein. Während die Veranstaltungen in den letzten Jahren zum Beispiel Zeitzeugenberichte, Vorträge oder Konzerte waren, wird das Gedenken in diesem Jahr gegenständlicher werden - im wahrsten Sinne des Wortes.
Werner Saure (92), Mitbegründer der Veranstaltergemeinschaft, hat sich sein ganzes Leben mit den Schicksalen der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger beschäftigt. Dementsprechend groß ist seine Sammlung an Erinnerungsstücken: Briefe und Zeitungsartikel, Postkarten und Fotos, aber auch verschiedene Gegenstände, die mit dem jüdischen Leben in Arnsberg in Verbindung stehen. Diese Stücke und einige mehr aus dem Besitz anderer Menschen werden vom 5. bis zum 13. November 2022 in der Alten Synagoge in der Mendener Straße in Neheim ausgestellt und können täglich von 11 bis 17 Uhr betrachtet werden.
Ausstellung von Erinnerungsstücken
Organisiert wird die Ausstellung federführend von der studierten Historikerin Alicia Sommer und Thomas Bertram. Sie haben alle Stücke betrachtet, gruppiert, sortiert, und entschieden, welche Stücke in die Vitrinen und an die Wandtafeln kommen, um ein Bild zu schaffen von dem, was „mit Gewalt aus unserer Stadt getrieben wurde“, so Thomas Bertram. Die Ausstellung soll dabei vor allem die Frage beantworten, was geblieben ist von den Menschen, die Neheim so nachhaltig geprägt haben: und das sind eben nicht nur die verschiedenen Erinnerungsstücke, sondern auch Orte wie die Alte Synagoge und die verschiedenen jüdischen Friedhöfe, und Menschen. Diese kommen aus der ganzen Welt zurück nach Neheim für diese Ausstellung - zumindest digital. „Wir haben Grußbotschaften von Menschen zugesandt bekommen, die Nachfahren von jüdischen Menschen aus Neheim sind“, berichtet Alicia Sommer, „Diese wollen wir natürlich während der Ausstellung zeigen, um damit deutlich zu machen, wie weit die Kontakte zerstreut wurden. Und trotzdem kommen sie hier in Neheim alle zusammen.“
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Die Veranstaltergemeinschaft hat ein großes Ziel: „Wir wollen den Menschen gedenken, die leiden mussten. Und mit dem Gedenken kommt etwas Feierliches und eine Wertschätzung, die sie sich einfach verdient haben.“ Das zeigt sich auch an einem der Ausstellungsstücke: ein Chanukkahleuchter, der „eigentlich schon immer“ in der Alten Synagoge steht, soll in der Ausstellung in den Mittelpunkt gestellt werden. Denn dadurch, dass er in dem imposanten Raum zum Inventar gehört, wird er gar nicht mehr so wahrgenommen, wie er es verdient hat.
Ohne Freiwillige nicht zu schaffen
Aktuell stecken die Veranstalter in den letzten Vorbereitungen für die Ausstellung, die alle Menschen zum Zusammenkommen und Gedenken einladen soll, und sind guten Mutes, dass die Ausstellung ein Erfolg wird. Nicht zuletzt auch wegen der Unterstützung, die sie bekommen haben: von der Stadt Arnsberg, die zum Beispiel mit dem Drucken von Postern und Flyern unterstützt hat, aber auch von den vielen Freiwilligen. „Ohne die Hilfe der Freiwilligen könnten wir die Ausstellung gar nicht so lange öffnen. Dafür müssen wir einfach mal Danke sagen!“, sagt Thomas Bertram. Denn die Ausstellung soll auch unter der Woche geöffnet haben, damit sie auch von Schulklassen besucht werden kann, und das ist nur dadurch möglich, dass sich Menschen gefunden haben, die bereit waren, Aufsicht zu führen.