Sundern. Mehr als 1300 Teilnehmer kommen zur Kundgebung gegen Rechtsextremismus auf den Franz-Josef-Tigges-Platz. Breites Bündnis für Demokratie
Um Punkt 17 Uhr, dem Beginn der Kundgebung für Demokratie und Vielfalt in Sundern, war der Franz-Josef-Tigges-Platz in der Innenstadt proppevoll. Der Versammlungsort war sogar so gut gefüllt, dass einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kundgebung in die angrenzende Fußgängerzone ausweichen mussten. Jung und Alt hatten sich gemeinsam versammelt.
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Das Sunderner Bündnis für Demokratie und Vielfalt - erst vor wenigen Tagen gegründet - hatte die Menschen zu einem symbolischen Akt gegen Rechtsextremismus und Ausgrenzung und für das Einstehen freiheitlicher Werte aufgerufen. Mehr als 1.300 Sundernerinnen und Sunderner waren dem Aufruf gefolgt. Und viele hatten Plakate mit Statements wie „Herz statt Hetze“, „Unser Kreuz hat keinen Haken“, „Fuck AFD“ und „Ich liebe alle Farben außer braun“ mitgebracht.
Rund 90 Minuten dauerte die Veranstaltung auf dem Platz vor der ehemaligen Johannesschule. Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke moderierte auf der Bühne und hieß zahlreiche Personen willkommen, die sich mit Redebeiträgen, in Interviews oder mit Musik an der Kundgebung beteiligten. Immer wieder brandete Applaus auf, wenn auf der Bühne für den Schutz der demokratischen Werte geworben wurde.
Klare Worte aus der Unternehmerschaft
Stefan Appelhans, Geschäftsführer der Sorpetaler Fensterbau, machte in seiner kurzen Rede deutlich, dass sich Sunderns Unternehmen geschlossen gegen Fremdenfeindlichkeit aussprechen. „Wir brauchen die ausländischen Fachkräfte!“ Die drei Syrer Siran Sritharan, Ahmad und Mustafa Shhadi erklärten, wie sie sich nach der Flucht vor dem Krieg in ihrem Land in Deutschland eine neue Existenz aufbauen. „Wir arbeiten auch für Deutschland. Aber die Pläne der AFD machen uns Angst, dass wir wieder zurück in unser Land, zurück in den Krieg müssen“, sagte Ahmad Shhadi beispielsweise.
Neben der lokalen Wirtschaft und den Vereinen hatten sich auch die Schützen ganz klar zu Toleranz und Vielfalt bekannt. Thomas Reiß, Oberst des Kreisschützenbundes Arnsberg fand dabei deutliche Worte: „Wir Schützen sind aus Überzeugung überparteilich. Aber wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem wir uns auch politisch äußern müssen. Ich will mir von meinen Enkeln nicht irgendwann einmal nachsagen lassen, dass ich nicht gehandelt, sondern geschwiegen habe. Wir müssen aufstehen gegen Rechtsextremismus. Wer schweigt, wird zum Mittäter“, sprach er in bewegenden Worten.
Aktuelles aus Sundern
Klaus-Rainer Willeke und der sachkundige Bürger Dr. Thomas Noll erklärten öffentlich, dass fast alle Sunderner Parteien einen Schulterschluss wagen. CDU, SPD, FDP, Grüne sowie Bürger für Sundern sprachen sich für den Erhalt der Demokratie aus. „Wir sind überzeugt davon. Sie schützt unsere Grundrechte. Sie schützt unsere Menschenwürde. Das müssen wir mit allen, was wir haben, verteidigen.“ In der Auflistung fehlte die Fraktion von „Wir sind Sundern“. Von den Organisatoren der Kundgebung hieß es am Abend auf Nachfrage unserer Zeitung, dass die „WiSu“ sich ausdrücklich gegen eine Unterstützung der Kundgebung ausgesprochen habe. Am späten Abend distanzierte sich Ratsmitglied Serhat Sarikaya ausdrücklich von der Entscheidung der „WiSu“. Das unabhängige Ratsmitglied sitzt im Rat bei der „WiSu-Fraktion“ und arbeitet auch bisweilen mit der Fraktion in einzelnen Bereichen zusammen. Sarikaya hatte an der Kundgebung für Demokratie und Vielfalt teilgenommen.