Sundern. „Wir wollen wieder sichtbarer werden“: Claudia Gerstenberg prägt das Sunderland Hotel mit Afrika-Flair, inklusive exotischer Küche.

Jeden Quadratzentimeter kennt Claudia Gerstenberg im Sunderland Hotel. Als sie 1997 vom Maritim Hotel im Schmallenberger Ortsteil Grafschaft nach Sundern gewechselt war, hätte sie wohl selbst nicht damit gerechnet, dass sie einmal so lange dort bleiben würde. „Meine Karriere in der Hotellerie ist eher ungewöhnlich. Normalerweise werden die Standorte häufiger gewechselt, man lernt andere Städte, Regionen und oftmals auch andere Länder kennen“, berichtet die gelernte Hotelfachfrau.

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Geboren wurde Claudia Gerstenberg hoch im Norden an der Ostsee in Rostock. „Mit meinen Eltern bin ich dann nach der Wende ins Sauerland gezogen. Obwohl ich immer mal davon geträumt habe, zurück an die Ostsee zu gehen, um dort eine Pension zu eröffnen, ist das Sauerland zu meiner Heimat geworden“, sagt Gerstenberg.

Lebensmittelpunkt bleibt Grafschaft. Sie pendelt zwischen ihrem Wohnort und ihrer Arbeit in Sunden hin und her. „Gut 40 Minuten brauche ich für die Strecke. Und wenn richtig viel zu tun ist, übernachte ich auch mal hier im Hotel“, erklärt die Direktorin. Als Ausgleich zur Arbeit liebt sie die Zeit draußen mit ihren zwei Hunden.

In der Lobby können Gäste auch handgefertigte Souvenirs aus Afrika erwerben.
In der Lobby können Gäste auch handgefertigte Souvenirs aus Afrika erwerben. © Eric Claßen | Eric Claßen

Seit vergangenem Jahr ist Claudia Gerstenberg die neue Direktorin des Sunderland Hotels in Sundern, das seit einigen Jahren der Halbersbacher Hotelkette angehört. „Wir sind hier trotzdem in unseren Handlungsmöglichkeiten weitgehend unabhängig. Etwas, was beispielsweise bei unseren Partnerhotels in Bonn oder Wesel funktioniert, muss automatisch nicht hier funktionieren. Und umgekehrt gilt das auch“, sagt sie. Umso mehr reize sie die Möglichkeit, dem Sunderner Hotel einen eigenen Touch zu verleihen.

Die Idee hinter dem afrikanischen Look

Was den ein oder anderen Gast überraschen sollte: Bei einem Besuch des Sunderland Hotels kann man eintauchen in die Welt von Afrika. „Der Eigentümer des Hauses, die Familie Schulte, besitzt zwei Hotels in Kenia. Deshalb spielt das Thema Afrika seit langem eine wichtige Rolle hier im Haus. Und wir haben das auch beibehalten, als die Halbersbacher Gruppe das Hotel übernommen hat“, berichtet Claudia Gerstenberg.

Schon in der Lobby begegnen die Gäste hölzernen Giraffen und Souvenirs, die in Afrika von Hand hergestellt wurden und im Hotel erworben werden können. Im Restaurant kann man sich von Küchenchef Oliver Schulz afrikanische Gerichte zubereiten lassen. Und sukzessive werden die 55 Hotelzimmer modernisiert und im afrikanischen Stil umgebaut.

Neues aus Sundern

Küchenchef Oliver Schulz ist im Gegensatz zu Gerstenberg in Sundern geboren und doch erstmals in seiner Karriere in seiner Heimat arbeitsmäßig aktiv. „Ich habe 1996 angefangen zu arbeiten in Hagen. Parallel zu meiner Ausbildung habe ich in einer Gastronomieschule den Beruf des Kochs und seine vielseitigen Möglichkeiten kennen- und schätzen gelernt“, berichtet Schulz. „Ich bin überzeugt davon, dass man es schmecken kann, ob jemand mit Leidenschaft kocht. Man muss Lust haben zu kochen!“

Um neben den Klassikern der deutschen, italienischen und französischen Küche auch afrikanische Gerichte zu beherrschen, hat sich Oliver Schulz speziell vorbereitet. „Ich habe mir Kochbücher besorgt und die Gerichte ausprobiert.“ Kochen sei eben auch Handwerk, bei dem es gelte, die richtigen Handgriffe zu beherrschen. „Aber die wichtigste Zutat bleibt die Liebe bei jedem Gericht.“

Küchenchef Oliver Schulz zaubert an den Herdplatten.
Küchenchef Oliver Schulz zaubert an den Herdplatten. © Eric Claßen | Eric Claßen

Jeden Tag geht Schulz persönlich einkaufen. „Wir möchten noch regionaler werden, deswegen besuche ich Betriebe hier in der Region, kaufe bei Bauern und achte auf die Qualität der Produkte. Auch das soll unser Markenzeichen in Sundern werden“, wünscht sich der Koch, der im Mai 2023 von der Antoniushütte in Balve ins Sunderland Hotel gewechselt ist.

„Ein Hotel funktioniert nur im Zusammenspiel der einzelnen Bereiche. Die Gäste wollen saubere und schöne Zimmer haben, sich wohlfühlen und auch sehr gut essen. Das geht nur über Teamwork. Aber natürlich genießt das Essen einen wichtigen Stellenwert in einem Hotel. Der Gast verzeiht auch mal einen kleinen Fehler in den anderen Bereichen, wenn die Qualität des Essens stimmt“, sagt Hoteldirektorin Gerstenberg.

Stetige Weiterentwicklung

Zu Beginn ihrer Karriere habe sie noch nicht davon geträumt, einmal solch eine wichtige Funktion einnehmen zu können. Es habe sich einfach später so ergeben. Bis 2019 war sie in der ersten Phase im Sunderland Hotel aktiv. Rezeption, Empfangsbereich, Marketing und Social Media. Mit der Zeit habe sie alle Bereiche einmal betreut und Erfahrungen gesammelt „Dann habe ich während Corona als sogenannte Revenue Managerin insgesamt fünf Hotels unserer Gruppe aus dem Homeoffice betreut. Meine Aufgabe bestand darin, die verfügbaren Bettenkapazitäten zu steuern und den Ertrag zu optimieren.“

Parallel habe man für das Sunderner Hotel eine neue Leitung gesucht, aber keinen geeigneten Kandidaten gefunden. „Ich habe meine Arbeit im Revenue Management nach Corona dann vom Sunderland Hotel aus geführt und das Haus auch im täglichen Geschäft unterstützt. Irgendwann kam dann von der Leitung des Unternehmens die Frage, ob ich mir nicht vorstellen könne, Direktorin zu werden. Und da musste ich natürlich nicht lange überlegen“, berichtet Gerstenberg. „Für mich hat es sich angefühlt, als wenn man nach Hause zu seiner Familie kommt. Ich habe eben eine enge Verbindung zu dem Haus und kenne noch viele der Mitarbeiter persönlich.“

Aktuelles aus Arnsberg

Nun wolle sie das Hotel in den nächsten Jahren voranbringen. „Wir möchten wieder sichtbarer für die Menschen in Sundern werden. Neben den Touristen und Geschäftsreisenden wollen wir auch die Einheimischen für unsere Angebote in der Bar und im Restaurant gewinnen. Wir möchten zeigen, dass man hier einen schönen Abend bei einem tollen Essen verbringen kann oder dass man hier seine Kommunion oder den Geburtstag feiern kann.“ Viele Menschen wüssten auch nicht, dass das Hotel über zwei Kegelbahnen und einen Saunabereich verfüge, der auch von externen Gästen genutzt werden könne.

Dazu wolle man auch das aktuell 25-köpfige Mitarbeiterteam ausbauen. Speziell in der Küche wird ein weiterer ausgebildeter Koch gesucht. Auch im Service könne man noch Fachkräfte gebrauchen. „Wir können aber auch jungen Menschen einen Ausbildungsplatz anbieten.“