Arnsberg. Erfolgreiche Solidaritätsaktion von zwei ehemaligen syrischen Flüchtlingen, die sich in Arnsberg eine neue Existenz aufgebaut haben.
„Die Aktion ist sehr gut gelaufen. Einige Menschen sind extra zu uns ins Geschäft gekommen, um sich die Haare schneiden zu lassen und damit soziale Projekte zu unterstützen. Sie haben vorher den Artikel gelesen und sind dadurch aufmerksam gemacht worden“, erklärt Ali Shihk Mohamad.
Der gebürtige Syrer war 2015 mit seiner Schwester Lodiya vor dem Krieg in seinem Heimatland geflüchtet und nach einer wochenlangen Reise in Deutschland angekommen. Ausführlich schilderten dabei beide unserer Zeitung die Strapazen der Flucht und die gefährliche Überfahrt mit einem Boot von der Türkei über das Mittelmeer bis nach Griechenland. Lodiya und Ali lernten schnell die deutsche Sprache, fanden Freunde in Deutschland und wurden zu Friseuren ausgebildet. „Wir wollen Deutschland etwas zurückgeben für die Hilfe und Gastfreundschaft“, sagen beide. Lodiya Shihk Mohamad ist mittlerweile sogar Friseurmeisterin. 2023 hat die junge Frau ihren ersten eigenen Friseursalon in Arnsbergs Innenstadt eröffnet - Lodi Hair Styles am Brückenplatz.
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„Wir haben unsere eigene Existenz aufgebaut“, berichtet Ali Shihk Mohamad, der gemeinsam mit seiner Schwester im Salon arbeitet. Sorgen haben den beiden die Berichte über die Pläne der AfD gemacht. Die Partei mit rechtsextremistischen Strömungen hatte im Januar für einen Aufschrei in der deutschen Bevölkerung gesorgt. Damals hatten sich Parteiunterstützer und -vertreter in Potsdam zu einer geheimen Sitzung getroffen, bei der unter anderen darüber diskutiert wurde, wie man künftig massenweise Ausländer aus Deutschland ausweisen könne. In der Folge war es in vielen deutschen Städten zu Protesten gegen diese Pläne gekommen. Auch in Arnsberg und Sundern wurde für Demokratie und gegen Hass und Hetze protestiert.
Am selben Tag der Kundgebung in Neheim Anfang Februar hatten sich die Geschwister Shihk Mohamad zu einer Solidaritätsaktion entschieden. „Wir können nicht an der Kundgebung teilnehmen, weil wir arbeiten müssen. Deshalb schneiden wir Haare für den guten Zweck. Einen Teil der Tageseinnahmen spenden wir an soziale Projekte“, hatte es damals geheißen.
Bilanz gezogen
Nun einige Wochen nach der Aktion ziehen beide Bilanz. „Wir haben über 300 Euro gesammelt. Einige Menschen haben sich nicht nur die Haare schneiden lassen, sondern direkt auch noch zusätzlich gespendet. Unser Einsatz wurde positiv bewertet und es ist gut angekommen“, so Ali Shihk Mohamad. Er habe nun Kontakt mit sozialen Einrichtungen und Hilfsorganisationen aufgenommen. Zeitnah solle das Geld gespendet werden. Die beiden Geschwister wollen nach den Gesprächen entscheiden, wohin das Geld fließt. „Es soll hier den Menschen zugutekommen“, erklärt Shihk Mohamad.
Neues aus Sundern
Grundsätzlich wolle man in der Thematik am Ball bleiben. „Nach Ostern denken wir über die nächsten Aktionen nach. Ideen haben wir noch genug“, versichert der 24-jährige Ali Shihk Mohamad, der mittlerweile den deutschen Pass hat und mit seiner Familie in Arnsberg lebt.