Hüsten. Jüngste Zählungen bestätigen: Durch den Neubau des Notfall- und Intensivzentrum in Hüsten nimmt der Autoverkehr im Umfeld stark zu.

Neuere Verkehrszählungen rund um den Klinikum-Neubau in Hüsten weisen eine starke Zunahme der Belastung der umliegenden Straßen durch den Autoverkehr seit Eröffnung des neuen Notfall- und Intensivmedizinzentrums und der Zusammenlegung vieler medizinischer Einheiten des Klinikums Hochsauerland am Standort Karolinenhospital aus. Die Zahlen wurden kürzlich dem Hüstener Bezirksausschuss von Fachbereichsleiterin Dr. Birgitta Plass von der Stadt Arnsberg vorgestellt. Je nach Straße ist die Rede von durchschnittlich 1000 Fahrzeugen mehr pro Tag - auch der große Parkdruck wird beklagt. Das Klinikum verweist darauf, selbst genügend Parkraum geschaffen zu haben.

Klinikum bezieht Stellung

Ausschussvorsitzender Dr. Gerhard Webers (CDU) will die Situation nicht schön reden. „Es ist vertrackt“, sagt er, „wir sind alle froh, dass das Klinikum in Hüsten ist und wissen, dass die Anwohner nicht zu beneiden sind“. Das Klinikum Hochsauerland widerspricht in einer Stellungnahme der auch im Ausschuss formulierten Annahme, dass am Karolinen-Hospital nur rund 450 Parkplätze zur Verfügung stünden. „Dies ist unzutreffend“, sagt Klinikum-Sprecher Richard Bornkessel. Er verweist im Umfeld des Karolinen-Hospitals auf folgende Parkmöglichkeiten: Hauptparkplatz gegenüber dem neuen Haupteingang (ca. 470 Parkplätze), Parkplätze neben dem Hochhaus auf dem Gelände des Karolinen-Hospitals (ca. 30 Parkplätze für Beschäftigte), Kurzzeitparkplatz gegenüber dem Eingang zum Bestandsgebäude, Stolte Ley 5 (ca. 25 Parkplätze), Parkplätze an der Petrischule
(ca. 70 Parkplätze für Beschäftigte, vor dem Schulhof sowie vor dem Haupteingang), Parkplatz an der Riggenweide
(ca. 100 Parkplätze für Beschäftigte).

„Aktuell stehen somit in der Summe rund 700 Parkplätze im nahen Umfeld des Karolinen-Hospitals zur Verfügung“, so Bornkessel, „dennoch ist die Parksituation auch aus Sicht des Klinikums angespannt“. Mittelfristig würden daher weitere Parkplätze im nahen Umfeld des Karolinen-Hospitals in Zusammenarbeit mit der Stadt angestrebt. Das jetzt festgestellte Verkehrsaufkommen, so das Klinikum, entspräche den bereits in 2018 und 2019 erstellten Verkehrsgutachten.

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Verkehrszählungen seit 2015

Gemessen wird bereits seit 2015 an fünf festen Zählstationen in der „Möthe“, im Stolte Ley, im Müscheder Weg, im Wicheler Weg und Am Freigericht. Vergleichsmessungen fanden 2015, 2018, 2022 im Frühjahr und Winter 2023 sowie zum Jahresbeginn 2024 statt. Auffällig sind die Zahlen an der Stolte Ley - diese Straße führt direkt am Haupteingang des Karolinenhospitals vorbei und führt auch zu den erweiterten Parkflächen direkt vor dem Neubau. In den Jahren zwischen 2015 bis Frühjahr 2023 hätten sich bei den Zählungen hier keine nennenswerten Veränderungen ergeben. Bei der Zählung im Winter 2023 seien dann aber täglich 1000 Fahrzeuge mehr als sonst unterwegs gewesen. Zurückgeführt wird das auf die Eröffnung des Klinikneubaus im Sommer.

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Auch der Wicheler Weg, der den Klinikum-Parkplatz ebenfalls erschließt, wird täglich von 1000 Fahrzeugen mehr befahren als noch vor acht Jahren. Auch hier sieht Dr. Birgitta Plass einen Zusammenhang mit dem Klinikum-Neubau. Auf dem Müscheder Weg hingegen sei seit dem Einfahrtverbot in Richtung Stolte Ley am 3. November 2023 „ein Rückgang der durchfahrenden Fahrzeuge zu erkennen“. Kurios und erstaunlich: Täglich 270 bis 480 Fahrzeuge würden das Verbot missachten. Das Einfahrtverbot in den Müscheder Weg habe wiederum zu einer Steigerung der Fahrzeugmenge von 1000 Fahrzeugen täglich in der Straße „Am Freigericht“ geführt. Nicht ganz ins Bild passt da, dass ausgerechnet an der Möthe keine Zunahme des Verkehrs gemessen wurde.

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In ihrem Fazit stellte Dr. Birgitta Plass im Ausschuss fest, dass „es rein objektiv noch keine verkehrstechnischen Probleme bei der derzeitigen Verkehrsführung gibt“. Ausschussvorsitzender Dr. Gerhard Webers schlug vor, die Verkehrszählung und aktuelle Straßenführung zunächst weiter zu beobachten. Bis zum Baubeginn an der „Möthe“ und am „Müscheder Weg“ solle die aktuelle Regelung beibehalten werden. Erst dann müssten neue Entscheidungen mit Blick auf Umleitungen während der Baumaßnahmen und nach der Wiedereröffnung der Straßen getroffen werden. Bis zur nächsten Bezirksausschusssitzung soll die Tiefbauverwaltung erste Überlegungen und Planungen für den Ausbau von „Möthe“ und Müscheder Weg erläutern.

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Geplant ist auch noch eine Machbarkeitsstudie zur Zufahrt zum Klinikum vom Norden aus über ein Brückenbauwerk. In dessen Rahmen solle ein Planungsbüro auch die Parksituation am Klinikum beleuchten. Diese ist zwar schon lange beschlossen, aber war zu Beginn des Monats noch nicht beauftragt. „Das erstaunt mich dann doch“, so der Ausschussvorsitzende. Immerhin brauche es doch genau diese Studie, um zu beurteilen, welche Straßenbaumaßnahmen am Ende nötig seien. „Das Problem gelöst wird wohl nur durch eine Entlastungsstraße“, so Gerhard Webers. Ganz persönlich ist er der Meinung, dass auch das Land seinen Teil dazu beitragen müsse, die Verkehrssituation rund um den regional bedeutenden Klinikum-Standort zu verbessern.

Die Verwaltung erkennt, dass „die Parksituation derzeit angespannt ist“. Dr. Gerhard Webers kritisierte im Ausschuss, dass im Gutachten zum neuen Klinikum ursprünglich 700 Parkplätze ausgewiesen, aber nur rund 450 ordnungsrechtlich freigegeben worden seien. Vertraglich in die Pflicht zu nehmen sei das Klinikum aber nicht. Eigentlich, so Dr. Webers, müsste eine Parkpalette als Lösung ans Klinikum. Diese hatte auch Werner Ruhnert (SPD) im Ausschuss angeregt. Ohne Investor scheint eine Umsetzung aber ausgeschlossen.