Westenfeld. Aus Westenfeld fahren mehr als 60 Traktoren zu den Protesten in Meschede. Teilnehmer distanzieren sich von rechten Trittbrettfahrern
Groß ist der Andrang an diesem Montagmorgen vor dem Kornhaus in Westenfeld. Landwirte aus Arnsberg und Sundern kommen mit ihren Landmaschinen und Traktoren vor dem Raiffeisenmarkt an. Dort, wo sonst schweres Gerät für die Feldarbeit angebracht ist, prangen selbst gebastelte Schilder auf Paletten. Slogans wie „Den Ampelirrsinn stoppen“ oder „Finger weg vom Agrardiesel“ sind zu lesen.
Alles zur Bauerndemo
Gegen 9 Uhr zählen die Behörden bereits mehr als 50 Trecker, die zwischengeparkt wurden. Ihr Ziel ist der Flugplatz in Meschede-Schüren, wo an diesem Tag eine von zahlreichen bundesweiten Kundgebungen und Demonstrationen für das Beibehalten der Agrarsubventionen in der deutschen Landwirtschaften stattfinden.
Wut und Enttäuschung bei Landwirten
Mit einer Sternenfahrt nach Schüren wollen die Landwirte aus dem gesamten HSK ihrer Wut und Enttäuschung über die Pläne der Bundesregierung Ausdruck verleihen. „Es geht so nicht weiter. Auch wenn die Ampel in den letzten Tagen bereits zurückgerudert ist, wir machen weiter und sind gegen sämtliche Kürzungen“, schimpft Robert Gördes. Sein Hof befindet sich in Selschede, nur einige Hundert Meter vom Treffpunkt in Westenfeld entfernt.
Gördes ist Vorsitzender des Stadtverbands Sundern im Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband und gehört zu den Mitorganisatoren der Protestfahrt von Westenfeld nach Meschede. „Ich finde es toll, dass alle Landwirte an einem Strang ziehen, hier sind Vertreter aus Arnsberg und Sundern vertreten. Die Resonanz ist groß und auch der Zuspruch aus der Bevölkerung macht uns Mut“, fasst Gördes die ersten Eindrücke zusammen.
Der Landwirt aus Selschede kritisiert den Umgang der Politik mit den Bauern. „Das ist alles völlig praxisfern, was in Berlin entschieden wird. Die Bürokratisierung bereitet uns eh schon große Probleme. Und noch kommen die neuen Vorgaben und Belastungen. Das Maß ist voll“, sagt Gördes. Die aktuellen Proteste seien allerdings nur der Anfang. „Es muss sich viel mehr ändern, wenn unsere Betriebe überleben sollen“, mahnt der Landwirt, der Ferkel und Schweine aufzieht und daneben noch Ackerbau betreibt.
Letzte Vorbereitungen
Einige Meter von Robert Gördes steht an diesem Morgen Klaus Bauerdick. Er hat seinen Betrieb in Arnsberg-Kirchlinde. Mit den anwesenden Polizistinnen und Polizisten bespricht er letzte Details, bevor sich die Kolonne auf den Weg nach Schüren macht. Bauerdick fährt als Zugführer vor. Die anderen Landwirte folgen.
Bevor er auf seinen Trecker steigt, erklärt er allen Anwesenden noch einmal das Prozedere und den genauen Ablauf. „Die Warnblickanlage darf nur auf dem Hinweg eingeschaltet bleiben. Die Schilder dürfen auch nur auf der Hinfahrt zu sehen sein. Wenn ihr aus Schüren nach Hause fahrt, seid ihr ganz normale Verkehrsteilnehmer und müsst die Lichte ausschalten und die Plakate von den Traktoren entfernen“, so Bauerdick. „Wir sind keine Klimakleber! Das bedeutet, sobald zum Beispiel ein Rettungsfahrzeug zu sehen ist, machen wir Platz und lassen es passieren. Wir möchten demonstrieren, aber friedlich und im Sinne der Demokratie“, mahnt der Landwirt.
Was sonst noch in Arnsberg und Sundern wichtig ist
- Der letzte Wunsch einer Mutter vor dem Tod
- Bauarbeiten an Marienbrücke in Arnsberg nerven Bevölkerung
- Junge aus Voßwinkel begeistert Fernsehzuschauer
Auch zu den Gerüchten um rechte Gruppierungen, die die Wut der Bauern für ihre eigenen Zwecke missbrauchen könnten, hat Bauerdick eine eigene Meinung. „Wir distanzieren uns klar von solchen rechten Gruppierungen. Ich rufe dazu auf, geschwenkte Reichskriegsflaggen oder ähnliche verfassungsfeindlichen Symbole umgehend an die Polizeikräfte zu melden!“
Im Gespräch mit unserer Zeitung zeigt er sich ähnlich wie Robert Gördes begeistert über die Solidarität in der Bevölkerung. „Als wir heute Morgen hierhin gefahren sind, wurde uns zugewunken und gehupt. Man merkt, dass viele Bürgerinnen und Bürger unsere Sorgen teilen und uns unterstützen“, so Bauerdick.
Breite Unterstützung
Der Betreiber des Raiffeisenmarktes hat die Landwirte mit kostenlosen Getränken unterstützt. Auch bei Bäckereien in Arnsberg und Sundern waren Schilder mit dem Schriftzug „Ohne Bauern keine Bäcker“ zu lesen.
Insgesamt machen sich mehr als 60 Landwirte mit ihren Traktoren auf den Weg von Westenfeld nach Schüren. Unterwegs stoßen noch einmal rund 20 Traktoren aus Hellefeld hinzu, sodass allein aus dieser Richtung fast 100 Traktoren bei der Kundgebung auf dem Flugplatz eintreffen.