Sundern. Ist er ein Preisträger „Junges Engagement“? Noah Wachholz ist Trainer einer Fußballmannschaft für Gehandicapte beim TuS Sundern.
Noah Wachholz liebt den Fußball. „Ich habe den ganzen Tag den Ball im Kopf“, erklärt er mit einem Schmunzeln. Mehrmals täglich checkt er sein Smartphone, ob es aktuelle Nachrichten vom Amateur- und vom Profifußball gibt. Sein Herz schlägt leidenschaftlich für Schalke 04, und wenn es einen Verein in Deutschland gibt, der regelmäßig Schlagzeilen liefert, dann wohl die Knappen aus Gelsenkirchen. Bei der Preisverleihung am Freitag, 12. Januar, ab 19 Uhr in der Kulturschmiede ist er einer der Nominierten für den mit 6000 Euro dotierten Preis „Junges Engagement“, den die Westfalenpost zusammen mit Westenergie und Veltins ausgeschrieben hat.
Mehr zum Wettbewerb „Junges Engagement“
- Celine Windt vom Jägerverein Neheim
- Diana Drees vom TV Arnsberg
- Andreia Ferreira von den Neheimer Schützen
- André Siepmann von der Kolpingjugend Arnsberg
- Alicia Sommer vom Heimatbund Neheim-Hüsten
- Anna-Lena und Christin Hübner vom SV Neptun Neheim-Hüsten
- Matthias Fricke von den Müscheder Schützen
- Daniel Botte von den Arnsberger Bürgerschützen
- Ben Naramski von der Freiwilligen Feuerwehr Arnsberg
- Kristin und Sabrina Gierschewski von der TuS Niedereimer
Noah Wachholz verfolgt den Fußball aber nicht nur als Zuschauer, sondern spielt seit seinem dritten Lebensjahr selber mit großer Begeisterung. Und das mit einer kleinen einjährigen Unterbrechung durchgehend bei seinem zweiten Herzensverein – dem TuS Sundern. „Hier herrscht eine gute Atmosphäre im Club. Ich finde es einfach toll, wie der Verein sich in den letzten Jahren entwickelt hat, wie groß der Zusammenhalt untereinander ist. Das spürt man auch, wenn man sich mit anderen Menschen in Sundern und Umgebung über das Vereinswesen unterhält“, berichtet Noah.
Zu dieser Entwicklung beigetragen hat der 22-Jährige selbst, denn seit diesem Sommer trainiert Noah Wachholz gemeinsam mit Co-Trainer Edgar Reinsch die dritte Seniorenmannschaft des TuS Sundern. Das Besondere an der Truppe ist der Umstand, dass das komplette Team aus gehandicapten Spielerinnen und Spielern besteht.
Bunt gemischte Truppe
Insgesamt 21 Personen gehören dem Kader an, darunter 14 bis 16, die regelmäßig zum Training erscheinen. „Der Großteil ist männlich, aber wir haben auch zwei Frauen, die mitmachen“, so Wachholz. Die Mitglieder des Teams stammen überwiegend aus Wohngruppen in Sundern und Dörnholthausen. Viele von ihnen arbeiten bei den Caritas-Werkstätten. „Wir haben eine große Heterogenität im Team. Etwa das Alter. Der Jüngste ist 14 Jahre, der Älteste 48. Aber auch was ihre Fähigkeiten betrifft. Einige sind körperlich gehandicapt, die Mehrzahl geistig“, berichtet Noah Wachholz.
Lions-Adventskalender
Für ihn als Trainer bestehe die Herausforderung darin, jeden einzelnen richtig zu fördern und gleichzeitig zu fordern, damit keine Langeweile aufkommt und sich jeder auch wirklich kontinuierlich weiterentwickelt. „Wenn ich mir die ersten Trainings anschaue und dann die aktuellen Einheiten, kann ich schon einen Prozess erkennen. Die Spielformen werden immer besser.“
Noah Wachholz studiert soziale Arbeit bei der IU Duales Studium in Dortmund. Von Montag bis Mittwoch sitzt er im Hörsaal und Seminarraum, donnerstags und freitags sammelt er praktische Erfahrung beim ambulant betreuten Wohnen in Neheim. „Wenn ich mit dem Studium fertig bin, möchte ich einen sozialen Beruf ausüben. Festgelegt habe ich mich da noch nicht, ob es beispielsweise später ein Hospiz oder eine Einrichtung für behinderte Menschen werden soll, in der ich arbeite“, erklärt Wachholz.
So oder so profitiere er von diesen Erfahrungen auch beim Training mit den gehandicapten Menschen. Zum Beispiel, wenn es gilt, einen Streit oder eine Konfliktsituation zu lösen. Auch seine Hausarbeit zu den Methoden sozialer Gruppenarbeit helfe dabei, sagt der 22-Jährige.
Weil ihm das soziale Miteinander so wichtig ist, geht er mit noch mehr Motivation zu jedem Training. Zwar verfüge er noch über keinen offiziellen Trainerschein. Aber das soll bald nachgeholt werden. Inspiration wie Fußballtraining mit Handicap klappen kann, gibt es von der Torfabrik Meschede. Dort wird schon seit langer Zeit Inklusionsfußball betrieben. „Bevor wir das Projekt hier in Sundern gestartet haben, haben wir uns mit den Machern der Torfabrik ausgetauscht. Das war sehr sinnstiftend und lehrreich“, so Noah Wachholz.
Plastik in der Biotonne
Sogar das erste Training wurde gemeinsam mit der Torfabrik abgehalten. Nun soll im Januar das erste offizielle Freundschaftsspiel zwischen beiden Teams beim Hallenturnier in der Sunderner Dreifachsporthalle stattfinden. „Wir eröffnen mit diesem Spiel das Turnier“, sagt Wachholz. Im Sommer des kommenden Jahres will man dann auch erstmals am Spielbetrieb teilnehmen. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. „Sponsoren stellen uns Trikots und Trainingsanzüge zur Verfügung.“
Eine wichtige Entscheidung habe man außerdem ganz bewusst getroffen. „Wir starten ganz offiziell als 3. Seniorenmannschaft des Vereins. Wir wollten keinen besonderen oder speziellen Namen, um dadurch zu unterstreichen, dass es ganz normal ist, dass Menschen mit und ohne Handicap gemeinsam beim TuS Sundern Fußball spielen“, betont Noah Wachholz.
Zur Abstimmung geht es hier: wp.de/junges-engagement-arnsberg