Arnsberg. Gehört er zu den Preisträgern „Junges Engagement“? Arnsberger André Siepmann bringt sich seit 2020 für die Kolpingjugend ein.

Während es im kalten November schon seit einigen Stunden draußen dunkel ist und die Straßen der Arnsberger Altstadt wie leergefegt wirken, trägt ein junger Mann Leben auf die dortige Hansteinstraße. Der 18-jährige Arnsberger André Siepmann geht auf das lokale Kolpinghaus zu, zieht einen Schlüsselbund, bei dem jeder Hausmeister wohl große Augen machen dürfte und öffnet die Tür des Gemeindegebäudes. Nur noch ein gezielter Gang in das untere Stockwerk des Kolpinghaus, auf dem André automatisiert die gefühlt zehn verschiedenen Lichtschalter für Flur, Treppenhaus und Jugendraum im Vorbeigehen betätigt – und voilà: „Hier trifft sich die Kolpingjugend immer zum Stammtisch“, verrät André, der unter anderem Mitglied, Gruppenleiter, Schriftführer, Lagerbetreuer und Ausschussgesandter ist. Bei der Preisverleihung am Freitag, 12. Januar, ab 19 Uhr in der Kulturschmiede ist er einer der Nominierten für den mit 6000 Euro dotierten Preis „Junges Engagement“, den die Westfalenpost zusammen mit Westenergie und Veltins ausgeschrieben hat.

André Siepmann ist ehrenamtlich tätig bei der Kolpingjugend (Junges Engagement)

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    „2020 hat mich bei der Firmvorbereitung Ulrike, die gute Seele in der Kolpingfamilie, gefragt, ob ich nicht in der Jugendabteilung mal reinschnuppern möchte“, berichtet André retrospektiv, „und hier hat es mir direkt gefallen!“ Seitdem plant er Gruppenstunden für die 6- bis 12-Jährigen und führt diese auch durch. „Da achte ich auf den pädagogischen Gesichtspunkt“, betont André. Dazu gehört es, Bastelaufgaben zu entwerfen oder sich Spiele auszudenken. Mit den Jugendlichen, die mindestens 12 Jahre alt sind, hält André zudem regelmäßig Stammtische ab: „Die gefallen mir besonders! Hier organisiere ich weniger Programm und es geht darum, allen einen freien Raum für den gemeinsamen Austausch, zum Musikhören oder manchmal auch zum Essen zu bieten“, erklärt der 18-Jährige.

    Die herausforderndste Aufgabe sind die Ferienlager
    André Siepmann

    Soviel zum Tagesgeschäft, aber Andrés Aufgaben reichen darüber noch weit hinaus: „Die vermutlich herausforderndste Aufgabe sind die einwöchigen Ferienlager.“ In diesem Sommer ist die Kolpingjugend mit gut 50 Kindern und Jugendlichen zum Zelten in die Nähe von Bestwig gereist. Als einer der Betreuer kann André aus eigener Erfahrung beteuern: „Da bin ich nonstop eingeplant und muss immer zur Verfügung stehen!“ Für die Ferienlager hält sich der Arnsberger, der eine Ausbildung zum informationstechnischen Assistenten in Olsberg absolviert, übrigens die privaten Urlaubstage frei. Allerdings reist er auch als Gesandter auf Diözesan- und Bundesebene zu Treffen des Kolpingdachverbands, um dort bei Wahlen abzustimmen. Diese betreffen meistens das Leitungspersonal der Arbeitsgruppen. Weil sich die Kolpingjugend als Ziel setzt, klimaneutral zu werden, reist André dabei mit dem Zug: „Nächstes Jahr geht es zu einer Tagung auf Bundesebene bis an die Nordsee, da bin ich mal gespannt, wie die Anfahrt wird“, berichtet er lachend. Der stellvertretende Vorsitzende der lokalen Kolpingfamilie, Björn Kosmella, schätzt diesen Einsatz auch ausgesprochen wert: „André ist unser Herz der KJ Arnsberg. Er ist erst spät zur Jugendarbeit gekommen - was ihn aber auszeichnend und nicht negativ ist!“.

    6000 Euro Preisgeld: Vorschläge noch möglich

    Das „Junge Engagement“ honoriert das Ehrenamt von 16- bis 29-Jährigen aus Arnsberg und Sundern. Der von dieser Zeitung initiierte Wettbewerb findet alle zwei Jahre in Zusammenarbeit mit der Brauerei Veltins und Westenergie statt. Nun läuft die sechste Auflage.

    Am Ende werden an die Preisträgerinnen und -träger samt ihren Engagementsfeldern 6000 Euro ausgegeben (Platz 1: 2000 Euro; Platz 2: 1500 Euro; Platz 3: 1000 Euro; Platz 4-6: je 500 Euro). Der Wettbewerb wird über ein Voting im Dezember und eine Jury entschieden.

    Die Preise werden bei einem kurzweiligen „Jungen Engagement“-Abend am 12. Januar in der Kulturschmiede Arnsberg vergeben.

    Die Preisträger können in den Bereichen Soziales, Gesellschaft, Kultur, Sport und Umwelt ehrenamtlich tätig sein.

    Niederschwellige Nominierungen (Namen, Kontakt, kurze Beschreibung) werden auf jeden Fall noch bis Ende des Monats angenommen. Infos und Nominierungen per E-Mail an Martin.Haselhorst@funkemedien.de (02932/971430)

    Datenschutzhinweise nach DSGVO erhalten Sie unter www.funkemedien.de/datenschutzinformation oder kostenfrei: 0800 804 3333

    Dass junge Menschen wie André in der Kolpingjugend bereits so viel Verantwortung übernehmen, ist kein Zufall: „Wir sind eine Gemeinschaft, in der man etwas für das Zusammenleben mit anderen lernt: Kompromisse schließen, sich engagieren und Verantwortung übernehmen“, steht in den Statuten der Kolpingfamilie. „Genau das motiviert mich auch bei meiner ehrenamtlichen Arbeit: Einerseits kann ich Spaß verbreiten, andererseits die Demokratie fördern und stärken“, verrät André.

    Das „Junge Engagement“ geht in die sechste Runde.
    Das „Junge Engagement“ geht in die sechste Runde. © Arnsberg | WP Arnsberg

    Diese Aufgaben scheinen dem 18-Jährigen allerdings noch nicht auszureichen, denn seit Ende 2020 ist er als Schriftführer auch ein Mitglied im lokalen Vorstand. Außerdem plant André die Aktionen der Kolpingjugend: „In den nächsten Wochen sind wir auf dem Trödelmarkt in Breitenbruch und auf dem Freienohler Weihnachtsmarkt. Und im April 2024 werden wir im Rahmen der 72-Stunden-Aktion unseren Stammtischraum jugendlich umgestalten.“

    Aktuell geht fast meine gesamte Freizeit in die Kolpingjugend.
    André Siepmann

    Berechtigterweise stellt sich spätestens an dieser Stelle die Frage, wie der Azubi sein ehrenamtliches Engagement mit seinem Arbeits- und Privatleben vereinbaren kann. „Das ist eine gute Frage“, gibt André lachend zu. „Aktuell geht zwar fast meine gesamte Freizeit in die Kolpingjugend, aber ich engagiere mich ja gerne. Die Frage ist nur, wie das nach der Ausbildung wird.“ Diese ist nämlich eine rein schulische ohne Praxisanteile. Egal wie sich seine Situation im „richtigen“ Berufsleben verändern wird, für André ist bereits jetzt klar: „Ich will auf jeden Fall in Arnsberg bleiben – und zwar wegen der Kolpingjugend.“