Neheim. Gewinnt sie den Preis „Junges Engagement“? Heimatbund Neheim-Hüsten hat nach 100 Jahren erstmals eine junge Vorsitzende.

Heimatgeschichte ist nur etwas für „alte Leute“? Wer dieses Stereotyp mit sich herumschleppt, sollte unbedingt Alicia Sommer kennenlernen. Das geht ganz einfach, denn wir stellen Ihnen die junge Neheimerin gerne vor - im Zuge unseres Wettbewerbs „Junges Engagement“ (mehr dazu im Infokasten). „Ins Rennen geschickt“ wird die 28-Jährige vom Heimatbund Neheim-Hüsten e.V.: „Wir sind unheimlich stolz, in unserer 100-jährigen Geschichte mit Alicia Sommer nun die erste Frau an der Spitze zu haben. Bei der Preisverleihung am Freitag, 12. Januar, ab 19 Uhr in der Kulturschmiede ist sie eine der Nominierten für den mit 6000 Euro dotierten Preis „Junges Engagement“, den die Westfalenpost zusammen mit Westenergie und Veltins ausgeschrieben hat.

Mit einem modernen Blick auf die Heimat leitet sie souverän und äußerst engagiert unseren großen Verein mit ca. 700 Mitgliedern“, stellen die Vorstandskolleginnen und -kollegen ihrer Vorsitzenden im „Bewerbungsschreiben“ an die WP-Redaktion ein tolles Zeugnis aus.

Alicia Sommer, Heimatbund Neheim-Hüsten e.V. (Junges Engagement)

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    Eine zutreffende Einschätzung, wie ich bereits nach wenigen Minuten unseres Gesprächs im Fresekenhof für mich persönlich feststelle. Am großen Holztisch des im historischen Gebäude „beheimateten“ Heimatbund-Büros sitzt mir eine ebenso selbstbewusste wie sympathische Frau gegenüber, die ihr Ehrenamt als bewusste Entscheidung beschreibt: „Herausforderung spornt mich an“, bringt sie ihre Motivation auf den Punkt.

    Medienwissenschaften und Geschichte studiert

    Warum „Heimatbund“? Weil Alicia sich schon seit ihrer Schulzeit für (Heimat-)Geschichte begeistert. Engere Kontakte zum Neheimer Heimatbund knüpfte die Voßwinklerin im Alter von 17 Jahren - bei einem Schulprojekt im Leistungskurs Geschichte als Schülerin des St.-Ursula-Gymnasiums. Dort „baute“ sie 2014 ihr Abitur, studierte anschließend in Siegen sowie in Berlin Medienwissenschaften und -was auch sonst- Geschichte. Nach ihrer Rückkehr in die Region arbeitete sie in den Gemeindeverwaltungen von Möhnesee und Welver - und ist seit Anfang dieses Jahres Pressesprecherin der Stadt Sundern. Ihrem Verein blieb sie stets treu - und übernahm Verantwortung: Vor ihrer Wahl zur ersten Vorsitzenden vor einigen Wochen leitete sie den Heimatbund bereits ein Jahr lang kommissarisch; bekleidete zuvor den Posten als zweite Vorsitzende (seit 2020).

    Wir möchten vor allem Schülerinnen und Schüler für unsere Arbeit begeistern.
    Alicia Sommer, erste Vorsitzende Heimatbund Neheim-Hüsten

    Alicia Sommer betont stets, dass der Heimatbund nicht im verstaubten Kämmerlein arbeitet, sondern mit allen verfügbaren modernen Mitteln Heimatgeschichte erkundet - und anderen vermittelt. Dabei sind die Neheimer Historiker immer mehr (auch) digital unterwegs. „Wir möchten vor allem Schülerinnen und Schüler für unsere Arbeit begeistern“, erklärt die Vorsitzende mit Blick auf die Zukunft des Vereins. Damit das gelingt, legen sie und ihre Mitstreiter - darunter auch zunehmend Frauen in Vorstandsämtern - sich mächtig ins Zeug.

    6000 Euro Preisgeld

    Das „Junge Engagement“ honoriert das Ehrenamt von 16- bis 29-Jährigen aus Arnsberg und Sundern. Der von dieser Zeitung initiierte Wettbewerb findet alle zwei Jahre in Zusammenarbeit mit der Brauerei Veltins und Westenergie statt. Nun läuft die sechste Auflage.

    Am Ende werden an die Preisträgerinnen und -träger samt ihren Engagementsfeldern 6000 Euro ausgegeben (Platz 1: 2000 Euro; Platz 2: 1500 Euro; Platz 3: 1000 Euro; Platz 4-6: je 500 Euro). Der Wettbewerb wird über ein Voting im Dezember und eine Jury entschieden. Die Preise werden bei einem kurzweiligen „Jungen Engagement“-Abend am 12. Januar in der Kulturschmiede Arnsberg vergeben.

    Die Preisträger können in den Bereichen Soziales, Gesellschaft, Kultur, Sport und Umwelt ehrenamtlich tätig sein..

    Viele neue Projekte wurden unter der „Ägide Sommer“ schon ins Leben gerufen, u.a. Besuche von Schülergruppen im Fresekenhof als außerschulischem Lernort, Schulkooperationen mit gemeinsamen Ausstellungen und Friedensprojekten, Stadtführungen für Kinder sowie die Film- und Interviewreihen „Köpfe der Zeitgeschichte“ und „Heimat-Talk“. Abendliche Vorstandssitzungen, Kontakt zu Kooperationspartnern (Grundschule Rote Schule, Agnes-Wenke-Sekundarschule, Stadtbibliothek) sowie Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Arnsberg sind ebenso „Chefin-Sache“ wie Pflege der Vereins-Homepage samt E-Mail-Eingang. Und als ob das nicht schon ein Mammut-Programm wäre, „gönnt sich“ Alicia noch einen Ehrenamt-Nachschlag: als Beisitzerin im Vorstand des Fördervereins des Sauerland-Museums und als Wahlhelferin!

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    Stellt sich die Frage: „Bleibt überhaupt noch Zeit für andere Hobbys?“ Tennis spielen, erhalte ich prompt die Antwort, gepaart mit der Erkenntnis, dass Alicia Sommer wohl auch zu den Menschen gehört, deren Tag irgendwie mehr als 24 Stunden haben müsste.