Neheim. Pfarrei St. Johannes Baptist Neheim will ein gutes pastorales Konzept der notwendigen Immobilienstrategie voranstellen
Die Pfarrei St. Johannes Baptist Neheim und Voßwinkel ist vom Erzbistum Paderborn unter fast 60 Bewerbern ausgewählt worden, sich bei der pastoralen und organisatorischen Neuaufstellung von einem Prozessberatungsteam begleiten zu lassen. Ende vergangener Woche erhielten die Neheimer die Zusage des Bistums. „Uns geht es dabei um Zukunftsgestaltung und nicht in erster Linie um eine Immobilienstrategie“, erklärt der geschäftsführende Kirchenvorstand Detlef Trompeter.
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Was in der Pfarrei St. Petri in Hüsten, die als Pilot für die Umsetzung einer Immobilienstrategie der katholischen Kirche wichtige Prozess- und auch Kommunikationserfahrungen sammeln durfte und musste, bereits angestoßen wurde, erhält in Neheim eine Umsetzung unter ganz anderen Vorzeichen. „Wir sehen uns nicht durch finanzielle Not getrieben“, betont Verwaltungsleiterin Ann-Christin Hupe. „Unser Fokus liegt auf der neuen pastoralen Ausrichtung und erst im zweiten Schritt auf einer Flächenreduzierung“. So soll der Prozess „absolut bedarfsorientiert“ in Gang gesetzt werden. „Wir wollen Pastoral ermöglichen und nicht verhindern“, so Trompeter.
Das sind die Konflikte beim Pilot-Prozess in Hüsten an den Standorten Herdringen, in Holzen und Bruchhausen.
Fakt aber ist natürlich, dass am Ende auch die Pfarrei St. Johannes Baptist Konzepte wird entwickeln müssen, um Immobilien abzustoßen, um vom Erzbistum nicht den Geldhahn für Unterhalt und Sanierung zugedreht zu bekommen. „Ob das am Ende aber 20 oder 30 Prozent sein werden, steht nicht fest. Da setzen wir uns keine Zielvorgabe“, sagt der geschäftsführende Kirchenvorstand.
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Wichtige Schlagwörter sind Transparenz und Beteiligung. „Zunächst steht die Entscheidung an, ob wir diesen Prozess gehen wollen“, sagt Ann-Christin Hupe, „und da wollen wir alle mitnehmen“. So sollen neben Pfarrgemeinderat, Pastoralteam und Kirchenvorstand auch die Gemeindeausschüsse von Beginn an ein Wörtchen mitreden. Detlef Trompeter stellt klar: „Es gibt unsererseits keine Vorüberlegungen. Das ist ein offenes Verfahren!“. Was passiere, entscheide die Gemeinde mit ihren Ehrenamtlichen. „Das ist kein Thema für uns Hauptamtliche“, betont Ann-Christin Hupe im Gespräch mit unserer Zeitung.
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Im ersten Schritt der Prozessbegleitung und -vorbereitung seien daher auch nur die zwei Berater für Prozessgestaltung involviert. Im zweiten Schritt käme die Beratung zur pastoralen Neuaufstellung hinzu. Und erst abschließend werden auch die Berater für Finanzen und Bau/Immobilien mit ins Boot geholt. Auch diese Reihenfolge, so Ann-Christin Hupe, solle zeigen, wo die Prioritäten liegen - nämlich in der pastoralen Entwicklung.
Dass etwas passieren muss, liegt auf der Hand. Die katholische Kirche hat ein massives Austrittsproblem, das auch vor dem Sauerland und Neheim nicht Halt macht. Noch 12.000 gläubige Kirchensteuerzahlende zählt die Pfarrei St. Johannes Baptist Neheim und Voßwinkel. Im vergangenen Jahr seien rund 400 Austritte registriert worden. Hinzu kämen die Sterbefälle. „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, sich für die Zukunft aufzustellen“, sagt Detlef Trompeter, „sonst bangen wir stets unter einem Damoklesschwert und warten auf das, was da kommt“.
Prozess dauert 12 bis 15 Monate
Zudem passe der Zeitplan: Sollte der Prozess „Zukunft gestalten“ in der Pfarrei nach den Sommerferien angestoßen werden, soll er rund 12 bis 15 Monate dauern. Eine Umsetzung aller Ideen und Konzepte solle dann erst bis 2033 erfolgen. „Mit Ende des Prozesses haben wir ja noch keine neue Struktur aufgebaut und keine Immobilie verkauft“, weiß Trompeter. Da die nächste Kirchenvorstandswahl erst in 2025 stattfindet, könnte der Prozess dann vom bestehenden Vorstand ohne personellen Bruch begleitet und vorangetrieben werden.
Mindestens drei Monate Zeit wolle man sich geben um Ideen für die pastoralen Bedarfe zu entwickeln. Gewünscht ist nun aktive Mitsprache aller Ehrenamtlichen in der Pfarrei und angeschlossenen Gemeinden. „Es liegt an unseren Ehrenamtlichen, ob und wie sie den Prozess gestalten wollen“, sagt Ann-Christin Hupe.
Um den heißen Brei herum reden wollen Detlef Trompeter und Ann-Christin Hupe aber auch nicht. Die Ausgangslage ist auch ihnen klar und wird deutlich benannt: „Die kirchlichen Immobilien passen weder pastoral noch ökonomisch zu den veränderten und sich weiter verändernden Bedingungen“, sagen sie. Sinkende Kirchensteuer und ein komplexes Immobilienmanagement, das Ehrenamtliche überfordert, kämen hinzu.