Herdringen. Eine Gruppe aus Herdringen hat sich ein Alternativkonzept zur Immobilienstrategie der Pfarrei St. Petri Hüsten überlegt

Not macht erfinderisch. Das ist eine Erkenntnis, die sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte zieht.

In einer gewissen Form von Not befinden sich die Bewohnerinnen und Bewohner von Herdringen, jedenfalls wenn es nach ihrer eigenen Definition geht. „Wir haben Sorge um das Gemeinde- und Vereinsleben im Ort, wenn das Pfarrheim geschlossen und verkauft wird und wir auch noch unsere Kirche als Versammlungsort verlieren“, betont Rainer Veelker.

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Das hat er bei einer Versammlung im Pfarrheim vor zahlreich erschienen Herdringerinnen und Herdringer deutlich gemacht. Veelker gehört zu einer Gruppe, die sich nach der Gemeindeversammlung am 23. Februar im Herdringer Pfarrheim gefunden hatte. Damals war das einzige Thema dieser Versammlung die Immobilienstrategie der Pfarrei St. Petri Hüsten gewesen.

Schnell hatten sich rund um Rainer Veelker mit Ursula Westhoff, Michael Hinse, Richard Eickel, Daniel Drees und Wolfgang Schulte Mitstreiterinnen und Mitstreiter gefunden, die für den Erhalt der Kirchengebäude im Ort kämpfen wollen. „Es gab aufschlussreiche Gespräche mit Herrn Picht und Herrn Hollmann als Vertreter der Hüstener Konzeptgruppe“, berichtet Veelker.

Zielvorgaben erfüllen

Daraufhin habe man sich dazu entschlossen, ein Alternativkonzept zu entwickeln, um die Zielvorgabe aus Hüsten und Paderborn, nämlich mehr als 30 Prozent der Gebäudeflächen in der Pfarrei einzusparen, erfüllen zu können und gleichzeitig möglichst in allen Orten Kirchengebäude zu retten.

„In den ersten Treffen unserer Gruppe ist uns sehr schnell klar geworden, dass wir nicht egoistisch nur auf unsere Befindlichkeiten in Herdringen blicken dürfen, wir haben uns daher ein Konzept überlegt, so dass auch die anderen betroffenen Orte wie Müschede oder Holzen darin eingeschlossen sind“, betonen Rainer Veelker und Richard Eickel.

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Nach aktuellem Stand befinden sich in Hüsten, Herdringen, Holzen, Müschede, Bruchhausen, Oelinghauser Heide und Kloster Oelinghausen überbaute Kircheninnenraumflächen in Höhe von 10.266 m². Durch Recherche ist dem Herdringer Ideenteam aufgefallen, dass der Erlass des Erzbistums Paderborn u.a. besagt, ein zentrales Verwaltungsgebäude, welches für die Organisation des Pfarrverbunds notwendig ist, kann im Vorfeld der Berechnung abgezogen werden. Im konkreten Fall hat das Verwaltungsgebäude in Hüsten rund 300 m², die von den 10.266 m² subtrahiert werden müssen. Blieben noch 9990 m² übrig. „Zieht man hiervon rund 30 Prozent ab, hat man ungefähr 2990 m² Fläche, die noch eingespart werden müssen“, so Veelker.

Das Konzept des Herdringer Teams sieht vor, dass Heilig Geist Hüsten Kirche, Pfarrbüro und Pfarrheim abtritt (was bereits zum Teil geschehen ist), Müschede das Pfarrheim und Oelinghauser Heider die Kirche. Bruchhausen und Herdringen haben bereits die Pfarrbüros abgegeben. Damit seien nach Ansicht der Herdringer bereits 2237 m² Reduzierung erfüllt.

Wenig aufgeben, um viel zu retten

Für die übrigen benötigten 753 m² hat man sich Folgendes überlegt. Bruchhausen könnte sein Pfarrheim (464 m²) abgeben, wenn es nur noch geringfügig für kirchliche Zwecke genutzt wird. In St. Petri könnte man durch einen Umbau des Pfarrhauses in zwei Wohnungen den Spitzboden integrieren und somit 69 m² reduzieren. In Bruchhausen könnte man Abstand vom geplanten Kolumbarium nehmen und die Kirche verkleinern. Rund 400 m² würden gewonnen. Und die Herdringer selbst wären auch bereit, einen durch das Erzbistum Paderborn bezahlten Rückbau der Kirche zu akzeptieren. Dadurch könnte man 300 m² Fläche sparen.

Rainer Veelker und Richard Eickel betonen: „Wie man sieht, müssen nicht alle Optionen umgesetzt werden. Die fehlende Flächenreduzierung wäre bereits erreicht, wenn man in Bruchhausen das Pfarrheim abgeben würde und wir unsere Kirche verkleinern. Dann bliebe in Bruchhausen die Kirche erhalten und wir könnten unser Pfarrheim behalten. Das Pfarrheim in Herdringen sei sehr wichtig, um das Dorfleben zu erhalten. Aktuell nutzen zahlreiche Vereine, Gruppen und Institutionen die Räumlichkeiten für ihre Angebote und Treffen. „Fällt das weg, wird auch das Vereinsleben sterben“, ist sich Daniel Drees sicher.

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Aus Hüsten war zuletzt der Vorschlag unterbreitet worden, die Kirche durch eine Trennwand in einen sakralen Raum und einen Bereich für das Vereinsleben zu unterteilen. Von dieser Idee hält man wenig. „Es ist schwer vorstellbar, dass im Winter in einer unbeheizten Kirche Yoga für Senioren angeboten werden kann“, merkte eine Herdringer Bewohnerin an, die an der Diskussion teilgenommen hatte.

Bezüglich des Pfarrheims hatte es vonseiten der Pfarrei die Überlegung zur Einrichtung einer Tagespflege gegeben. In Herdringen betrachtet man das Vorhaben sehr skeptisch, da man u.a. bezweifelt, ob sich das Projekt wirtschaftlich tragen kann.

Das Alternativ-Konzept aus Herdringen liegt nach eigenen Angaben der Projektgruppe in Hüsten seit Mai vor.

Mehr Informationen:

Die nächste Plenumsveranstaltung zum sogenannten 2. Gebäudebild in der Immobilienstrategie findet am Donnerstag, 22. Juni, um 18 Uhr in der Schützenhalle Holzen statt.

Die Projektgruppe, die sich u.a. aus Mitgliedern des Kirchenvorstands, der Gemeindeverwaltung sowie Vertreterinnen und Vertretern des Erzbistum Paderborn zusammensetzt, wird an diesem Abend das angepasste Gebäudebild für die gesamte Pfarrei vorstellen. Alle Interessierten sind zu der Veranstaltung in Holzen eingeladen.