Holzen. Ärger über geplante Flächenreduzierungen in der Pfarrei St. Petri Hüsten. Hitzige Debatte der Dorfbewohner in Holzen. Wie geht es nun weiter?
„Wir lassen uns nicht unsere Kirche vom Erzbistum wegnehmen.“ So lautet der Tenor aus Holzen. Dort zeigt man sich erbost über die geplanten Flächenreduzierungen in der Pfarrei St. Petri Hüsten, die durch das Erzbistum Paderborn initiiert wurden. Zuletzt hatte es sogar einen Aufruf durch das Holzener Gemeindeteam gegeben. Rund 100 Menschen waren diesem Aufruf gefolgt und hatten sich in der Kirche St. Johannes eingefunden. Mehr als eine Stunde lang wurde von älteren und jüngeren Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohnern lebhaft diskutiert und debattiert.
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Moderiert wurde die Veranstaltung von Susanne Stegmann und Angelika Pröpper. „Wir haben die Kosten für die Pfarrei bereits enorm reduziert“, betont Angelika Pröpper. Susanne Stegmann nennt Beispiele: „Reparaturen an der Kirche übernehmen wir zum Teil selbst, wir kümmern uns selbstständig um den Blumenschmuck und putzen auch die Kirche mit eigenen Kräften. Für all das muss man in der Verwaltung in Hüsten keinen Cent ausgeben!“
Gemeinsame Nutzung
Rund 1500 Christen leben derzeit in Holzen, darunter zirka 1100 Katholiken. Aber auch für Menschen mit evangelischer Konfession steht St. Johannes offen. Die Protestanten feiern dort ebenfalls ihre Gottesdienste. Ginge es nach den ursprünglichen Plänen zur Flächenreduzierung, die man sich in Hüsten überlegt hat und die vom Erzbistum Paderborn vorgegeben wurden, dann würde die Kirche komplett aus dem Ort verschwinden. Begründet wird dies unter anderem mit dem nachlassenden Besuch der Kirchenfeste im Ort.
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Unlängst hatte es von Seiten der Pfarrei geheißen, dass es kein Gemeindeleben mehr in Holzen gebe. Dem widersprechen die Holzener vehement. Natürlich gebe es in der Gesellschaft allgemein ein schwindendes Interesse am Thema Kirche, aber man solle das nicht immer nur mit Messbesuchen gleichsetzen. „Wir haben hier im Keller der Kirche jede Woche verschiedene Angebote, Gruppen und Veranstaltungen für Alt und Jung, die gut genutzt und stark nachgefragt sind. Auch das ist Gemeindeleben!“, betont Angelika Pröpper. „Wir pochen ja nicht darauf, dass hier künftig jede Woche eine Messe stattfindet, aber die Kirche muss erhalten werden.“
Aus Sicht des Gemeindeteams trage auch die fehlende Präsenz der Geistlichen im Ort dazu bei, dass sich Kirche und Menschen voneinander immer weiter entfernen würden. „Die Geistlichen kommen zur Messe und sind danach direkt wieder weg“, heißt es von Stegmann und Pröpper. In Hüsten könne man somit gar nicht wissen, was die Menschen in Holzen beschäftige und umtreibe. „Wir sind nichts mehr wert“, mahnt auch einer der Besucher der Diskussionsveranstaltung an.
In einem Gespräch zwischen dem Holzener Gemeindeteam und dem Kirchenvorstand in Hüsten sei man vor die Wahl gestellt worden: Entweder die Kirche werde verkauft, oder die Holzener sollen einen Kirchenverein gründen, der das Bauwerk pachtet und auf eigene Kosten betreibt und instand setzt. Dabei geisterten Zahlen von 9.000 Euro im Jahr für die Gemeinde im Raum. Das wiederum empfindet man in Holzen als einen Affront. „Unsere Vorväter haben die Kirche mit eigenem Geld und durch eigene körperliche Arbeit finanziert und errichtet, wir zahlen hier alle Kirchensteuer und jetzt sollen wir diese Kirche, die dem Bistum zum Geschenk gemacht wurde, auch noch Paderborn abkaufen? Das ist eine Frechheit!“, echauffiert sich ein Kirchenbesucher lauthals.
Schenkungen durch Familien
„In Holzen und der Oelinghauser Heide wurden die beiden Grundstücke zum Bau der Kirchen gestiftet. Die Familien haben enorme finanzielle und praktische Beiträge geleistet, um den Kirchenbau möglich zu machen. Ohne die Menschen hier wären die Bauwerke nie entstanden“, sagt Ortsheimatpfleger Bernhard Padberg, der sich auch an der Diskussion beteiligt.
Sogar eine Grundsatzentscheidung zieht man mittlerweile in Betracht. „Wenn man uns das Gebäude wegnimmt, treten wir aus der Institution Kirche aus. Dann sollen sie gucken, wie sie die dann fehlenden Kirchensteuern ersetzen“, heißt es aus der Gemeinde.
„Die Pfarrei als Teil der Amtskirche hat eine moralische und historische Verpflichtung, in der Fläche zu bleiben und die Kirchen als Christliche Ankerpunkte bestehen zu lassen. Über Möglichkeiten einer Mehrfachnutzung, einer Kostenreduzierung und vielleicht auch über Teilvermietungen etc. können wir reden“, so Padberg.
Die Holzener wollen alle Register ziehen und suchen deshalb den Kontakt zu den anderen Gemeinden und Orten, die von der Flächenreduzierung betroffen sind. Vielleicht könne man gemeinsam den Druck auf die Entscheider erhöhen, so die Hoffnung.
Hilfe sucht man auch bei der örtlichen Politik. So hatte der Bezirksausschuss einstimmig für einen Antrag an die Verwaltung der Stadt Arnsberg gestimmt. Dadurch wiederum erhofft man sich, dass die Stadt mit einem Schreiben an die Pfarrei dazu aufruft, von der Veräußerung der betroffenen Kirchengebäude abzusehen.
In dem Gespräch zwischen dem Holzener Gemeindeteam und der Pfarrei St. Petri Hüsten hatten Angelika Pröpper und Susanne Stegmann auch einen Vorschlag zur alternativen Nutzung der Kirche unterbreitet. Dieser sah vor, dass St. Johannes mit Trennwänden unterteilt werden soll. Der Altarraum könnte für Taufen oder Gottesdienste genutzt werden, während der große Kirchenraum für Veranstaltungen vermietet würde. Diese Idee wurde aber von der Pfarrei abgelehnt, weil man dadurch keine Flächen reduziere und weiterhin Betreiber der Kirche bliebe.
Bernhard Padberg skizziert eine düstere Zukunft für Holzen: Das Dorf verliere mit dem Verkauf an einen Investor nicht nur seinen Dorfmittelpunkt, sondern auch einen Ort, an dem sich die Gemeinde treffe, die Vereine ihre Treffen abhielten, Messdiener und Kinderkirche zusammenkämen. Kindergarten und Grundschule würden ihre letzte Anknüpfung an „den Ort Kirche“ verlieren.